Schattentänzer
kämpfen, da sie nichts mehr zu verlieren haben. Und ich brauche meine Soldaten und vor allem die Reiterei noch bei mir zu Hause.«
»Verzeiht, Mylord, aber die Reiterei in der Nachhut stellt eine Gefahr für Eure eigenen Soldaten dar. Wenn sie doch eingreifen muss, wird sie Eure Fußsoldaten niedertrampeln.«
»Nur wird sie nicht eingreifen, Meister Lämpler.« Habsbarg grinste verschlagen. »Ich habe dem Kommandeur einen Armbrustschützen an die Seite gestellt. Wenn es ihm in den Sinn kommen sollte, den Befehl zum Vorrücken zu geben, hat Vagliostrien einen Graf weniger. Und jetzt zum Schlachtfeld!«
Wir beobachteten vom Rand des Lagers aus, wie die Armee Habsbargs auf die Orks zurückte, auch wenn wir nicht die beste Sicht hatten, denn wir befanden uns in einer Senke und recht weit vom Fluss und den Orks entfernt. Die Ersten hatten sich in zwei Einheiten mit je dreitausend Mann aufgeteilt und empfingen den heranrückenden Stahlwall aus Menschen mit funkelnden Lanzen.
»Was für ein Anblick!«, brüllte Hallas. »Oder, Garrett?«
»Ja. Nur stinkt er, dieser Anblick«, antwortete ich bissig. »Nach Pferdemist.«
»Zum Dunkel mit dir!«
Aus der Luft musste die Zweite Südarmee wie eine gerade Linie aussehen. Die rechte und die linke Flanke waren mit der Mitte auf gleicher Höhe, am Schluss folgte die Reiterei.
»Wenn ihr mich fragt, hätten die Pferde nach vorn gehört«, sagte ich.
»Was der Herr Dieb so alles von Schlachten versteht!«, höhnte Hallas. »Ist dir vielleicht schon einmal aufgefallen, dass es hier einen Fluss gibt? Da ist der Boden matschig! Die Reiterei würde geradewegs in die Lanzen der Orks schlittern!«
»Unsinn! Der Boden ist doch längst gefroren! Die Erde ist mindestens ein Yard tief steinhart! Von wegen matschig!«
»Was fängst du überhaupt von der Reiterei an, Garrett? Die soll doch ohnehin nicht eingesetzt werden!«
Die Armee blieb nun stehen, von den Schilden der Orks trennten sie noch mehr als vierhundert Yard. Die Minuten verstrichen, aber keine der beiden Seiten rührte sich. Bis dann die Orks die Trommeln schlugen und auf die Schilde einhauten.
»Sie rufen zur Schlacht.« Egrassa grinste schief und zog sich die Kapuze über den Kopf.
Auf beiden Flanken von Habsbargs Armee erklangen die Hörner. Daraufhin gingen von den Kähnen, die sich unmittelbar hinter den Orks auf der Mitte des Flusses befanden, Hunderte greller Punkte ab. Vierhundert Bogenschützen nahmen die Orks mit brennenden Pfeilen unter Beschuss.
Ihnen antworteten die Windspieler auf der rechten Seite, die die Orks ebenfalls mit Pfeilen überzogen. Durch die Reihen der Ersten ging Bewegung, als sie die rechteckigen Schilde über die Köpfe hoben, um sich gegen den Todesregen zu schützen. Wellen von Pfeilen gingen eine nach der anderen unerbittlich auf den Gegner nieder. Schließlich setzten sich die Orks in Bewegung.
»Sie wollen so schnell wie möglich gegen die Menschen vorrücken.« Ohne es selbst zu bemerken, hatte Mumr seinen Schwertgriff gepackt. »Denn nur mit einem Angriff entkommen sie dem Pfeilhagel.«
Die Orks trennten vierhundert Yard von den Menschen. Die Ersten rannten in geschlossener Formation und hielten ihre Schilde zusammen, damit kein Pfeil sein Ziel fand. Nun rückte die rechte Flanke gegen die Orks vor, doch die Ersten setzten ihren Marsch auf die Mitte und die linke Flanke unverdrossen fort.
»Dreihundert haben sie schon verloren«, presste Egrassa heraus, der die schwarzen Punkte auf dem Feld genauso klar zu erkennen vermochte wie ich meine Finger.
Ich persönlich konnte aus dieser Entfernung kaum etwas ausmachen.
Es folgte eine weitere Salve der Windspieler. Die Pfeile brachten den Orks erneut erhebliche Verluste bei.
»Noch mal hundert, mindestens«, stellte der Elf zufrieden fest.
Noch zweihundert Yard.
Hundert.
Nun machten sich die Armbrustschützen ans Werk. Die erste Reihe der Orks wurde aufgerissen, ihre Schilde konnten sie nicht schützen. Die Armbrustschützen zogen sich zurück und luden ihre Waffen nach.
Und dann stießen Orks und Menschen aufeinander.
Die Mitte und die linke Flanke fingen den Schlag ab. Selbst von unserem Platz aus war der Schlachtenlärm zu hören. Die Erde schien zu beben. Die Trommeln dröhnten. Über dem Fluss hing der tiefe, markerschütternde Klang der Kriegshörner.
Unsere rechte Flanke wandte sich der Mitte zu, mischte sich aber noch nicht ein. Die linke Flanke war mit knapp dreitausend Gästen aus dem Goldenen Wald beschäftigt. Der
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