Schattentänzer
begeben.«
Graf Ratte presste die Lippen aufeinander und nickte. »So sei es. Jetzt lasst uns überlegen, wer Garrett begleitet und wer hier oben bleibt.«
»Ich denke, das muss Garrett selbst entscheiden.« Egrassa sah mich an.
»Der Dieb?«, fragte Alistan Markhouse fassungslos.
»Ja. Er weiß doch am besten, wen er braucht.«
»In Ordnung«, presste Markhouse heraus. »Also, Dieb?«
»Ich geh allein.«
»Was? Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?!«
Ich fürchtete schon, Markhouse würde gleich der Schlag treffen.
»Nein, Mylord Alistan.« Ich atmete tief durch. »Auf dem Weg von Awendum nach Sagraba habt Ihr den Befehl innegehabt, Mylord, doch in Sagraba habt selbst Ihr Euch dem Kommando Egrassas unterstellt. Nun aber, hier in den Beinernen Palästen, wäret Ihr eher eine Last für mich.«
»Wir sind Krieger, Garrett, keine Last«, polterte Deler. »Wer soll dich denn vor den netten kleinen Zombies retten?«
»Genau darum geht es, Deler«, erwiderte ich seufzend. »Allein husche ich an einem Untoten vorbei, ohne dass er es merkt. Oder ich laufe ihm einfach weg. Zusammen mit euch gäbe es jedoch jedes Mal eine Schlägerei. Ich will da unten nicht auch noch auf euch aufpassen müssen.«
»Wir können selbst auf uns aufpassen, Dieb«, fuhr mich Alistan Markhouse an. »Aber wie soll ich dich beschützen, wenn ich hier oben bleibe?«
»Ihr habt mich nach Hrad Spine gebracht, Eure Pflicht ist damit erfüllt, Mylord. Davon abgesehen stehen die unteren Terrassen angeblich unter Wasser, man muss also schwimmen. Und dafür schleppt Ihr zu viel Eisen mit Euch herum.«
»Dann werden wir die Panzer eben abnehmen.«
»Mylord! Allein komme ich weit schneller voran. Hindert mich bitte nicht, meinen Kontrakt zu erfüllen.«
»Was ist mit Balistan Pargaide und seinen Männern?«
»Ich glaube kaum, dass ich ihnen in diesem Labyrinth begegnen werde.«
Nach einer geschlagenen Stunde willigte Mylord Alistan zähneknirschend ein. »Gut, Dieb, es sei, wie du sagst. Auch wenn es mir nicht behagt.«
Mir lag eine Spitze auf der Zunge, aber ich besaß genug Verstand zu schweigen. Ich sollte Mylord Ratte lieber nicht wegen Kleinigkeiten aufbringen.
»Du hast die Karten von Hrad Spine?«, fragte Kli-Kli.
»Ja«, sagte ich.
Seit dem frühen Morgen setzte mir der Kobold stärker zu als eine Horde Priester mit ihrem salbungsvollen Geschwafel.
»Und Fackeln?«
»Zwei.«
»Willst du dich über mich lustig machen?«
»Käme mir nie in den Sinn. Zwei Fackeln reichen völlig aus, um bis zur ersten Terrasse zu gelangen.«
»Gedenkst du also, dich danach tastend vorwärtszubewegen?«
»Du hast doch selbst gesagt, dass es da unten genug Licht gibt.«
»Falls die Magie noch wirkt. Aber was, wenn nicht?«
»Ich habe noch ein paar ›Feuer‹.«
»Warum hast du das nicht gleich gesagt?!«, keifte Kli-Kli. »Was ist mit Proviant?«
»Kli-Kli, das hast du mich bereits zweimal gefragt!«, stöhnte ich. »Ich habe ausreichend von dem magischen Zwieback dabei. Die nächsten zwei Wochen brauche ich mir um meine Verpflegung keine Gedanken zu machen.«
»Warme Kleidung?«
»Mhm.«
Da ich nicht wusste, was mich da unten erwartete, hatte ich mir von Aal einen dicken Wollpullover geliehen. Solche Pullover tragen die Wilden Herzen, wenn sie im Winter im Schlummernden Wald auf Patrouille gehen. Sie halten erstaunlich warm. Zudem konnte ich den Pullover so zusammenrollen, dass er bequem in den Leinenbeutel passte, den ich über der Schulter trug.
»Was ist mit …?«
»Es reicht, Kli-Kli!«, explodierte ich. »Du wirst mich mit deinen Fragen noch ins Grab bringen! Halt jetzt wenigstens für eine halbe Stunde den Mund!«
»In einer halben Stunde bist du aber schon außerhalb meiner Reichweite«, lehnte Kli-Kli unerbittlich ab: »Erinnerst du dich an das Gedicht?«
»Welches?«
»Darf es denn wahr sein?!«, rief Kli-Kli mit tragischer Stimme den Himmel an. »Er hat das Gedicht mit der Wegbeschreibung vergessen!«
»Ach, du meinst dieses rätselhafte Zeug? Daran erinnere ich mich noch Wort für Wort.«
»Sag es auf!«
»Kli-Kli, glaub mir, ich hab es nicht vergessen.«
»Dann sag es auf! Dieses Gedicht ist der Schlüssel zum Ganzen, begreifst du das denn nicht?! Es verrät dir das, was die Karten verschweigen.«
»Das Dunkel soll dich holen!« Besser, ich gab nach, als dass ich mich noch weiter mit dem sturköpfigen Narren stritt. »Von Anfang an?«
»Die Lyrik kannst du auslassen.«
»Aber wenn du mich danach nicht
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