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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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setzten ihren Weg fort. Meist blieb jedoch genügend Raum zwischen ihnen, um, eine gewisse Geschicklichkeit vorausgesetzt, hindurchzuschlüpfen. Zum Rand des Saales hin dünnten die Flecken aus, besonders viele fanden sich etwa achtzig Yard vor mir. Und irgendwann fiel mir auf, dass die Flecken bestimmte Stellen hartnäckig mieden.
    Die Schatten der Säulen! Kein einziger Fleck wagte es, sich über sie zu schieben.
    Diese Schatten bildeten kleine Inseln – und boten mir die Möglichkeit, den Saal zu durchqueren.
    Sobald der nächste Fleck an mir vorbeigezogen war, getraute ich mir einen Sprung zu! Gleich darauf noch einen! Und noch einen! So schwer war das doch gar nicht! Es kam nur darauf an, nicht mit offenen Augen zu schlafen – und nicht zufällig auf einen Fleck zu treten.
    Dann trennten mich acht Yard bis zum nächsten Schatten, doch zum Glück schwirrte gerade kein einziger Fleck vor mir herum. Also vorwärts!
    Ich schlug Haken wie ein Hase, der seine Verfolger abzuschütteln hofft, musste dann aber doch jäh bremsen. Wie aus dem Nichts waren Flecken aufgetaucht. Einen musste ich an mir vorbeiziehen lassen, anschließend galt es, wie ein betrunkener Doralisser zur Seite zu springen, dann nach vorn, schließlich über zwei Flecke zugleich zu setzen und einmal sogar zurückzulaufen. Wie aus heiterem Himmel nagte dann auch noch ein Schmerz an meiner linken Hand, der mich bei jedem Sprung eine Grimasse schneiden ließ. Ob ich sie mir verkühlt hatte? Schließlich war es noch niemandem gut bekommen, auf kaltem Steinboden zu schlafen.
    Nachdem ich nach einer elenden Hüpferei auf der nächsten Schatteninsel strandete, sackte ich schnaufend, als hätte ich ganz Vagliostrien gepflügt (wobei ich vor den Pflug gespannt war), gegen die Säule und glitt zu Boden. Der Schmerz in meiner linken Hand fiel mit Inbrunst über meinen Knochen her. Verzweifelt kramte ich in meiner Tasche nach einem magischen Elixier, das mir jetzt helfen könnte. Die Springerei hatte den Inhalt der Tasche jedoch völlig durcheinandergebracht. Fluchend und über die Unordnung klagend machte ich mich nun daran, die Flaschen zu sortieren. Das Heilelixier, das jeden Schmerz für gewisse Zeit lindern würde, wirkte jedoch überhaupt nicht, und ich verwünschte Honhel, der mir die Ware angedreht hatte. Gewiss, es verursachte mir keine schier unerträglichen Qualen, wenn ich den linken Arm bewegte, dennoch schränkte mich das unablässige Ziehen ein.
    Inzwischen hatten die Flecken ihr Geschwirre noch beschleunigt und schienen ganz und gar toll geworden, ja, sie versperrten mir sogar den Weg, sodass ich einen der besten Sprünge meines Lebens hinlegen musste. Danach war es endlich einfacher. Ein Säulenschatten folgte dem nächsten, über zwanzig Yard lag ein schwarzer Weg vor mir. Dafür wurde der Schmerz in meinem Arm nun geradezu unerträglich. Selbstverständlich riss in diesem Augenblick auch noch meine Schattenbahn ab! Bis zur Mitte des Saals waren es nicht mehr als zehn Yard – dafür bis zum nächsten rettenden Schatten ganze dreißig! Was für eine hübsche Aufgabe!
    In all dem Gewimmel von Flecken fiel mein Blick auf einen Berg, der nicht einmal fünfzehn Schritt von mir entfernt aufragte. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass es sich um menschliche Körper handelte. Genauer, um die Männer Balistan Pargaides.
    Muss ich noch erwähnen, dass sich weder für Lathressa noch für Bleichling ein Plätzchen unter den Toten gefunden hatte? Die sieben Männer lagen in Stellungen auf dem Boden, die sich kein gewöhnlicher Mensch einfallen ließe, völlig verrenkt und unnatürlich. Fast konnte man glauben, sie seien ohne Knochen auf die Welt gekommen. Einem bäuchlings ausgestreckten Toten war der Kopf um einhundertachtzig Grad verdreht worden, sodass der Hinterkopf auf dem Boden lag und das Gesicht zur Decke starrte. Auch die Ellbogen und Knie wiesen in Richtungen, die Mutter Natur niemals für einen Menschen vorgesehen hatte, weshalb der Mann auch wie die bizarre Parodie auf eine Spinne wirkte. Ein zweiter Toter war schlicht und ergreifend verknotet worden. Zahllose Blutstreifen auf dem Boden bezeugten, dass der Tod die Unglückseligen an unterschiedlichen Stellen im Saal ereilt hatte und sie alle an diese Stelle geschleift worden waren. Einer von Pargaides Männern hatte sich sogar zur Wehr setzen wollen und sein Schwert gezogen – aber vergebens. Die Leiche desjenigen, der diese Männer ermordet hatte, konnte ich nirgendwo entdecken.
    Das

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