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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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durchgemacht.«
    »Zum Beispiel dieser kleine Abstecher?«
    »Wie?«
    »Du kannst dich nicht gut hinter deiner coolen Haltung und deiner großen Klappe verstecken, Garrett. Wenn wir diesen Kain kaltmachen, wirst du hinterher ein ziemlich schlechtes Gewissen haben.«
    »Aber keine Reue spüren.«
    »Ja. Und weißt du was? Deshalb will ich mitmachen. Das Geld und den Ruf kann ich zwar gut gebrauchen, aber das ist nicht der entscheidende Grund. Ich glaube, du bist einer von den guten Jungs.«
    »Ich bemüh mich.« Vielleicht sogar zu sehr. »Aber wenn man genau hinsieht, gibt es keinen großen Unterschied zwischen Gut und Böse.« Ich schilderte ihr einige meiner Fälle.
    Sie erzählte mir, wie sie Kopfgeldjägerin geworden war. Hauptsächlich durch Zufall. Unmittelbar, nachdem sie ihre Familie verlassen hatte, tötete sie einen gesuchten Verbrecher, der sie hatte vergewaltigen wollen. Seine Reste tauschte sie gegen die Belohnung ein, und das verschaffte ihr den Ruf, tollkühner zu sein, als gut für sie war.
    »Der Ruf ist entscheidend, Garrett. Wenn man ihn richtig aufbaut und ihn hätschelt, erspart man sich eine Menge Ärger. Nimm zum Beispiel diesen Kain. Niemand fordert ihn heraus, weil er diesen Ruf hat.«
    »Er stellt ihn auch unter Beweis.«
    »Das mußt du auch. Die Rücksichtslosigkeit ist der Schlüssel. Dein Ruf ist ziemlich Wischiwaschi, außer, daß du dein Wort hältst und nicht zuläßt, daß man deine Klienten reinlegt. Du bist vielleicht zäh, aber du bist nicht hart. Verstehst du, was ich sage? Wenn jemand dich engagiert, damit du ihn von einer Erpressung befreist, schneidest du nicht einfach irgend jemandem die Kehle durch und fertig. Du versuchst, die Sache so hinzubiegen, daß keiner verletzt wird. Eine Menge Leute glauben, daß du einen weichen Kern hast. Ich denke, daß sie dadurch einen Vorteil haben.«
    Ich verstand sie. Aber ich treffe keine überraschenden Neujahrsentschlüsse.
    »Ich glaube, du wirst auch diese Chance vermasseln. Du wirst Kain kaltmachen und dafür sorgen, daß niemand es erfährt.«
    »Du fängst an, mich zu deprimieren.«
    Sie lachte und fing an, mir Witze zu erzählen. Offenbar kannte sie alle schmutzigen Witze des bekannten Universums. Schließlich gab ich auf.
    »Ich bin nicht mehr deprimiert, wenn du aufhörst, Witze zu erzählen.«
    »Großartig. Und jetzt sollten wir überlegen, was wir mit dem anderen Boot machen.«
    Ich blickte den Fluß hinunter, bemerkte aber nichts. »Skid, kannst du uns an Land setzen und weiterfahren, ohne daß die hinter uns was merken?«
    Er dachte nach. »Millers Ort, weiter vorn. Sind zwanzig Minuten außer Sicht. Wolltet ihr nicht nach Portage?«
    »Du fährst weiter flußaufwärts, wenn wir ausgestiegen sind. Und lockst das andere Boot hinter dir her.«
    »Ihr zahlt. Ihr habt’s gehört, Ladies, schön dicht ans Land. Sie haben Glück«, sagte er zu mir. »Der Kanal ist zu.«
    Als es soweit war, beeilten wir uns. Es klappte. Skid fuhr weiter flußaufwärts. Winger und ich hörten das andere Boot, als wir uns durch das dichte Unterholz neben dem Fluß kämpften. Sie schlug mir grinsend auf den Arm.
    Wir marschierten querfeldein. Mein Körper verwünschte mich immer noch, weil ich ihn so mißhandelte.
     

 
42. Kapitel
     
    Es mußte kurz nach Mitternacht sein. Wir waren noch eine Meile von Kains Haus entfernt. Es war deutlich zu erkennen. »Die Party scheint in vollem Gange zu sein«, stellte ich fest. »Oder der Wald brennt.«
    »Wenn wir nach Norden gehen, sollten wir lieber erst später dichter rangehen.«
    »Ja. Und so lange sollten wir hinter diesem Hügelkamm bleiben. Man weiß nie, wer uns sieht, wenn wir unsere Köpfe zu weit rausstrecken.« Wir hockten in einem Weinberg, und die Häuser der Weinbauern lagen direkt nebenan.
    »Das sagtest du schon.«
    »Und du hast schon dreimal gesagt, daß wir nach Norden gehen sollen.«
    »Bist du nervös, Garrett?«
    »Ja. Und du?«
    Sie wirkte kühl. »Ich mach mir vor Angst fast ins Höschen.«
    »Merkt man aber nicht.«
    »Reine Übungssache.«
    Der Himmel über Kains Haus spielte plötzlich verrückt. »Sieht aus, als hätten die morCartha ihren fliegenden Zirkus aufs Land verlegt.« Wir konnten sie nicht sehen, weil der Hügelkamm im Weg war. Und wir wollten lieber nicht nachsehen. Jeder im Haus vom Oberboß würde draußen stehen und glotzen. Wir suchten uns ein gemütliches Basislager, fünfzig Meter von Kains Grundstück entfernt. Die morCartha flogen immer noch hin und her.

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