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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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tust, du machst immer alles falsch. Alles könnten deine Handlanger besser, schneller und billiger erledigen.«
    Das fand sie komisch. »Hab ich gemerkt, als ich noch für Ostermann gearbeitet hab. Seitdem bin ich klüger geworden.«
    »Vermutlich, weil du wußtest, daß er blöd sein mußte, wenn er dich engagiert hat.«
    »Du bist ja ein richtiges Herzchen.«
     
    Der Kahn wurde normalerweise als Fähre eingesetzt, in der man Leute ans Ostufer brachte, zu dem Teil, der manchmal Klein-TunFaire genannt wird. Winger hatte sich für die Fähre einer Mischlingsfamilie entschieden, die nichts dagegen einzuwenden hatte, jemanden flußaufwärts zu bringen, vorausgesetzt, man zahlte im voraus. Ich zahlte, machte es mir zwischen Fracht und Segeln gemütlich und schloß die Augen. Vielleicht kam ich ja doch noch zu meinem Schläfchen.
    Winger folgte meinem Beispiel.
    Der Obersteuermann stieß mich mit seinem Zeh an. Er hieß Skid. Er war etwa hundert Jahre alt, aber noch flink auf den Beinen. Das Leben am Fluß war gesund. Ich schnaubte und gurgelte und machte noch immer Geräusche, die meine Intelligenz in die Nähe der einer Schildkröte zu rücken schien. »Sind wir schon da?« fragte ich augenzwinkernd.
    »Nein. Ein Boot folgt uns. Nicht gut.« Vielleicht lebte Skid noch, weil er seinen Vorrat an Wörtern nicht aufgebraucht hatte.
    Winger war eines dieser verrückten Geschöpfe, die nur die Augen öffnen müssen, um wach zu werden. Sie saß schon und blickte sich um, bevor ich mich überhaupt aufrichten konnte.
    »Wo?« Ich sah hinter uns Lichter. Dort lagen etwa zweihundert Boote, die meisten solche wie unseres, die von Landeiern höflich Gammelboote genannt werden. Sie sind Behausung und Geschäft der Familien, die sie besitzen.
    Skid nahm den Arm herunter, damit ich sehen konnte, wohin er deutete. »Skylar Zeds Kahn. Er fährt in dieselbe Richtung wie wir. Nicht nach Norden.«
    »Oh.« Ich konnte nicht einmal das Boot sehen, geschweige denn seinen Besitzer erkennen. Aber ich täuschte es vor. »Das ist lästig«, verkündete ich Winger.
    Sie knurrte und legte sich wieder hin. Irgendwie erinnerte sie mich immer mehr an Eierkopf. Trotzdem war sie anders. Sie war weniger intensiv und entspannter. Zarth macht sich keine Sorgen darum, was die Leute denken. Winger interessiert es einfach nicht … oder sie spielt es so gut, daß es keinen Unterschied macht. Ich vermute, wenn man so groß ist wie sie, muß man sich anpassen.
    Ich betrachtete sie weiter. Im Licht der Lampen gab es an ihr nichts auszusetzen. Sie war einfach nur groß. »Heh, erzähl mir was über dich, Winger.« Ich war nicht mehr müde.
    »Da gibt’s nichts zu erzählen. Ich wurde geboren und lebe immer noch. An mir ist nicht mehr dran, als was du siehst.«
    »Das Übliche. Woher kommst du? Wer ist deine Familie? Wieso bist du hier bei mir und nicht in einem Haus mit vielen kleinen Wingers?«
    »Woher kommst du, Garrett? Wer ist deine Familie? Wieso bist du hier und nicht in einem Haus mit vielen kleinen Garretts?«
    »Verstehe. Aber mir macht es nichts aus, davon zu reden.« Ich erzählte ihr von meiner Familie, von der außer mir keiner mehr lebte. Ich erzählte ihr von meiner Zeit bei den Marines. Und ich versuchte ihr vergeblich zu erklären, was ich hier auf dem Boot machte. Sie konnte es nicht verstehen. »Was Kinder angeht: Ich mag sie, aber ich wäre ein schlechter Vater. Ich muß selbst erst noch erwachsen werden, wenigstens innerhalb annehmbarer Maßstäbe.«
    »Das ist nicht fair, Garrett.«
    »Heh, ich wollte nur die Zeit totschlagen. Du mußt mir nichts von dir beichten.«
    »Werden wir Freunde, Garrett?«
    »Weiß nicht. Könnte sein. Hab nicht viele.«
    Sie dachte darüber nach, lehnte sich zurück und spuckte über die Reling. Dann drehte sie sich um, sah zurück zu unseren Verfolgern und legte sich wieder hin. »Wie alt schätzt du mich?«
    »Etwa mein Alter. Etwas jünger vielleicht. Achtundzwanzig?«
    »Du bist großzügiger als die meisten anderen. Ich bin sechsundzwanzig. Und ich habe ein Kind. Es ist fast zwölf. Ich bin mit diesem Leben nicht klargekommen und abgehauen. Normalerweise lassen die Männer ihre Frauen mit den Kindern sitzen.«
    Ich sagte nichts. Wenn einem jemand so was erzählt, kann man nicht viel sagen. Nichts, das nicht urteilend oder unaufrichtig klingen würde.
    »Ich hab ein verdammt schlechtes Gewissen. Aber ich bereue nichts. Komisch, nicht?«
    »Manchmal läuft es eben so. Ich habe so was ähnliches auch schon

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