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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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sparen, wenn ich in die Stadt komme.«
    Wie? Wußte er nicht, daß es Tinnie wieder besser ging? Oder wußte er etwas, was ich nicht wußte? Das war wahrscheinlicher, weil fast jeder etwas wußte, was mir neu war. Aber was Tinnie betraf, sollte er eigentlich keinen Informationsvorsprung haben. »Ich weiß das mehr zu schätzen, als Sie ahnen.« Er hatte also einmal eine Freundin gehabt. Komisch. Ich hätte nie gedacht, daß er jemals etwas anderes gewesen sein könnte als das, was er jetzt ist.
    »Sie sind überrascht. Wie schade, daß Sie so entschlossen sind, Ihre Unabhängigkeit zu bewahren.« Das ist das Pro-blemuum mobile zwischen uns. Von mir aus kann alle Welt erfahren, daß ich mir von niemandem etwas befehlen lasse. Und er würde mich gern unter seine Fuchtel bekommen. »Ich bewundere Sie, Mr. Garrett. Es wäre bestimmt interessant, sich irgendwann einmal zusammenzusetzen und über die Vergangenheit und Träume zu plaudern. Ja, sogar ich war einmal ein junger Mann. Und selbst ich war einmal verliebt. Ich habe überdies einmal mit dem Gedanken gespielt, aus dem Leben zu scheiden, weil eine Frau mich in tiefste Verzweiflung gestürzt hat. Aber sie ist gestorben. So wie die Ihre. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an den Schmerz. Eine Zeitlang war meine Seele genauso verkrüppelt wie es mein Körper jetzt ist. Wenn ich Ihnen helfen kann, werde ich es tun.«
    Zum ersten Mal dämmerte mir, daß die Beziehung zwischen Kain und mir auf einer Ebene war, die nichts mit Abneigung und irgendwelchen Gefallen zu tun hatte, die man sich zufällig oder absichtlich erwiesen hatte. Vielleicht sah er mich ja als eine zarte Rettungsleine zwischen seiner Schattenwelt und einer anderen Welt an, in der ›höhere‹ Maßstäbe galten. Und vielleicht hatten seine hartnäckigen Versuche, mich in sein Lager zu ködern oder zu zwingen, den Grund, diese Verbindung zu festigen.
    Wow, Garrett, sonst geht es dir aber gut, ja? »Klar. Danke. Nur, Tinnie ist nicht tot, verstehen Sie? Sie ist verletzt worden, aber sie erholt sich, soweit ich weiß. Das sollte Wiesel Ihnen eigentlich ausrichten, nur leider …«
    Seine Miene verfinsterte sich. »Ja. Wiesel. Mr. Beutler und Mr. Sattler haben mir erzählt, was Sie gesagt haben. Ich konnte mir bedauerlicherweise keinen Reim darauf machen.«
    »Ich auch nicht. Aber die ganze Welt scheint aus den Fugen zu geraten. Die morCartha zanken die ganze Nacht, Mammute und Säbelzahntiger streifen vor den Mauern der Stadt umher und Donnerechsen emigrieren angeblich nach Süden. Heute sah ich Zentauren auf der Straße und wäre fast auf eine Bande Gnome getreten.«
    Er machte eine schwächliche Handbewegung, ein sicheres Zeichen dafür, daß sein Blutdruck stieg. Er verschwendet selten seine Kraft. »Erzählen Sie weiter.«
    »Haben Sie berufliches Interesse?«
    »Erzählen Sie einfach weiter.«
    Die Kinder meiner Mama sind nicht so blöd, daß sie sich mit Kain Kontamin streiten, während sie greifbar von seinen Schlägern umringt sind. Ich gab ihm einen fast vollständigen Bericht. Bis aufs i-Tüpfelchen denselben, den ich auch schon Sattler und Beutler vorgesungen hatte. Dabei paßte ich auf, daß ich mich nicht in Widersprüche verhedderte. Der Tote Mann hat gute Arbeit geleistet, als er mich in der Kunst unterrichtete, wie man wichtige Details zurückhält. Ich fügte noch ein paar Spekulationen hinzu, um den Eindruck zu vermitteln, daß ich mir für den Oberboß besondere Mühe machte.
    Er hörte entspannt zu, das Kinn auf der Brust, und sammelte Kraft. Was ging in diesem merkwürdigen Hirn vor? Der Mann war ein Genie. Er war böse, aber trotzdem ein Genie. »Das Ganze ergibt nach den Informationen, die ich zur Verfügung habe, keinen Sinn.«
    »Für mich auch nicht.« Ich peilte den entscheidenden Punkt an. »Aber die Straßen sind voller bewaffneter Zwerge.«
    »Ja. Das ist sehr ungewöhnlich.«
    »Gibt es eine zwergische Unterwelt?«
    »Ja. Jede Rasse hat ihre verborgenen Abgründe, Mr. Garrett. Ich stehe mit ihnen in Verbindung. An menschlichen Maßstäben gemessen, sind sie trivial. Zwerge spielen nicht. Sie sind unfähig, den mentalen Sprung in diese Selbsttäuschung zu machen, die ihnen vorgaukelt, sie könnten den Zufall besiegen. Sie trinken nicht, weil sie sich zum Narren machen, wenn sie betrunken sind. Und Zwerge fürchten nichts mehr, als lächerlich zu wirken. Aus demselben Grund scheuen sie Gras und andere Drogen. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber sie sind sehr selten. Und selbst die

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