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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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nämlich nicht, daß ich das kann.
    »Danken Sie mir nicht. Sie haben mir zahlreiche Gefallen erwiesen. Vielleicht ist das hier meine Chance, einige zurückzuzahlen und bei der Gelegenheit das Karma meiner Seele ein wenig aufzupolieren.«
    Noch eine Überraschung. Dieser alte Knabe steckt voller Überraschungen. Ich bedankte mich noch einmal und kletterte aus der Kutsche. Sie rollte sofort an. Und nahm den Großteil von Kains Schergen mit.

 
16. Kapitel
     
    Morpheus’ Laden war leer. Als ich eintrat, empfingen mich eine um die Hälfte des Üblichen gedämpfte Beleuchtung und eine vollkommen unübliche Stille. Im verlassenen Gastraum stand Paddel hinter dem Tresen und polierte Gläser. »Was ist denn hier los?«
    »Heute ist geschlossen, Kumpel. Komm ein andermal wieder.«
    »Heh! Ich bin’s, Garrett.«
    Er sah mich an und blinzelte. Vielleicht waren seine Augen ja nicht mehr so gut. Er wurde auch sonst zusehends schlaffer, aber er blieb trotzdem einer von den Bösen. »Oh. Ja. Vielleicht hätte ich lieber sagen sollen, daß wir für dich erst recht geschlossen haben, Kumpel. Aber jetzt ist es schon zu spät. Du hast Morpheus mal wieder mit reingezogen.«
    »Wo sind die Leute?«
    »Morpheus hat den Laden geschlossen. Glaubst du, daß sich hier jemand hineintraut, solange diese Freakshow vor der Tür gastiert?«
    »Ist er da?«
    »Nein.« Mehr Informationen rückte er freiwillig nicht heraus. Die meisten von Morpheus’ Männern glauben, daß ich seine Gutmütigkeit ausnütze. Weit gefehlt. Er ist nicht gutmütig. Und er schuldet mir noch was für ein paar Nummern, die er hinter meinem Rücken abgezogen hat. Damals, als er noch gespielt hat und Schulden zurückzahlen mußte, um das berüchtigte lange Bad im Fluß zu vermeiden. »Was willst du von ihm?«
    »Ein bißchen plaudern.«
    »Klar.« Sein Ton verriet, was er von mir hielt.
    »Hat er eine Nachricht für mich hinterlassen?«
    »Ja. Du sollst ein Bier trinken und hier warten, bis er wiederkommt.«
    »Bier?« Morpheus hat nie etwas Trinkbares im Haus außer einem kleinen Brandy oben in seinem Büro. Und den auch nur für spezielle Gäste der Gattung Weibchen. Die immer weghuschen, wenn ich auftauche, aus Angst, daß ich für ihre Ehemänner arbeite.
    Paddel stellte einen kleinen Krug auf den Tisch, schnappte sich den größten Humpen, den sie hatten, und schenkte ein. Ich erreichte den Tresen, als er gerade den letzten Tropfen einfüllte. Der Krug war schon benutzt worden, und Paddels Atem roch nach Bier. Ich grinste. Noch einer von Morpheus’ Bande, der das Credo seines Chefs nicht teilte. Paddel tat, als bemerkte er meine gefletschten Zähne nicht.
    »Hast du Eierkopf gesehen?«
    »Nein.«
    »Kommt Morpheus bald zurück?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Weißt du, wohin er gegangen ist?«
    Er schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich wollte er seine Kehle nicht mit nutzlosem Gerede überstrapazieren. Er war wirklich ein Schwergewicht, was Konversation anging, dieser Paddel. Hatte immer eine schlagfertige Antwort parat. Bevor ich mir noch weiter den Mund fusselig redete, widmete ich mich lieber meinem Bier.
    Es flutschte runter wie Butter. Fast zu glatt. Ich ließ mir noch eins einschenken und hatte es zur Hälfte geleert, bevor ich daran dachte, was ich heute schon geschluckt hatte. Welchen Sinn machte es, zu joggen, wenn ich mich so gehenließ, daß ich bald wie Paddel aussehen würde?
    »Hast du was zu essen da?«
    Paddels Gesicht verzog sich zu einem hämischen Grinsen. Ich bereute die Frage schon, bevor er sich umdrehte und in die Küche ging. Er würde mich für meine Sünden bluten lassen.
    Er kam mit einem Teller aufgeweichter Nudeln zurück, auf die er was Kaltes geklatscht hatte. »Überraschung des Hauses.« Es sah ekelhaft aus und schmeckte nicht viel besser.
    »Jetzt verstehe ich endlich, warum eure Kunden so mies sind. Sie können nichts dafür, wenn sie sich davon ernähren müssen.«
    Paddel kicherte. Er freute sich.
    Ich aß. Um es zu überstehen, mußte ich mir ins Gedächtnis rufen, was ich alles als Marine hatte essen müssen. Dagegen war das hier der reinste Genuß.
    Eierkopf schlenderte herein. »Wo warst du, Garrett?«
    Ich erklärte es ihm.
    »Das von Wiesel hab ich gehört. Ich versteh es nicht.«
    »Was ist mit der Rothaarigen?«
    Er runzelte die Stirn. »Sie ist ganz brav nach Hause gegangen. Und hat sich in Luft aufgelöst.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin hinterhergegangen, weil ich ihr eine Frage stellen wollte. Ich hab alles

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