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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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getreten, der sich für real hielt.
    »Garrett.«
    Ich drehte mich um, eher erwartungsvoll als erschreckt. Irgendwie mußte ich es unterschwellig gespürt haben. »Winger. Ich habe gehofft, daß du mir nochmal über den Weg läufst. Ich will dich warnen. Hinter dir sind ein paar finstere Gestalten her. Und besonders gut gelaunt sind sie auch nicht.«
    Das überraschte sie. »Du kannst mir unterwegs von ihnen erzählen. Komm mit.«
    Ich fragte weder wohin noch warum, weil ihr Verhalten mich ärgerte. »Ich habe schon eine Verabredung. Mit meinem Bett. Wenn du mit mir plaudern willst, komm morgen früh vorbei. Und versuch, mich nett zu fragen.«
    »Garrett, du scheinst alles in allem ein netter Kerl zu sein. Also sollten wir uns nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen und es auf die harte Tour austragen. Komm einfach mit.«
    Sie hatte ein Problem. Und zwar ein ernsthaftes Problem. Jetzt wäre ich nirgendwo mehr mit ihr hingegangen, selbst wenn ich es vorher gewollt hätte. »Winger, irgendwie mag ich dich. Du hast Mumm, und du hast Stil. Aber du hast ein Benimmproblem, das dir irgendwann großen Ärger bereiten wird. Wenn du in der Großstadt überleben willst, mußt du lernen, wie man sich auf der Straße verhält. Und du mußt rauskriegen, mit wem du dich anlegst, bevor du es tust. Wenn du jemanden abstichst, der Freunde wie Kain Kontamin hat, dann stehen deine Chancen, gesund zu bleiben, sehr, sehr schlecht.«
    Sie wirkte verblüfft. »Wovon redest du eigentlich?«
    »Von dem Kerl, den du in der Perlenchaussee erstochen hast. Ein paar tausend seiner Freunde suchen dich seinetwegen. Und sie wollen dir bestimmt nicht auf die Schulter klopfen und dir sagen, daß du gute Arbeit geleistet hast.«
    »Wie? Ich habe niemanden erstochen.«
    »Das hoffe ich. Aber er ist dir gefolgt, als es passierte. Wer sonst hätte es tun können?«
    Sie dachte etwa eine halbe Minute darüber nach. Dann hellte sich ihre Miene auf, als sie beschloß, sich keine Sorgen darüber zu machen. »Komm mit.«
    »Du bist nicht klug, Winger. Du machst Druck, obwohl du nicht weißt, was du tust.«
    Sie war ein eigensinniges Weibsstück. Und viel zu selbstbewußt. Vielleicht verteidigten sich ja da, wo sie herkam, Männer nicht gegen eine Frau. Vielleicht war sie es gewohnt, daß sie zurückzuckten.
    Mist, vielleicht hätte ich es sogar getan. Aber sie hatte mich reden lassen, und ich hatte Zeit gehabt, einen Entschluß zu fassen.
    Sie holte einen Totschläger heraus, der ähnlich aussah wie meiner. Also zückte ich meinen, den Ersatzstock für meinen Lieblingsprügel, den ich beim Zwergenfort verloren hatte. Sie griff an, täuschte und versuchte, mir seitlich an den Kopf zu schlagen. Aber ich spielte nicht mit. Mein Kopf hatte schon genug Beulen.
    Ich durchbrach ihre Verteidigung, hieb ihr auf die Knöchel und gegen den Ellbogen. Der Schmerz ließ sie einen Moment erstarren, dann schlug ich ihr gegen die Brust, und ihr Schlagstock fiel zu Boden. »So benutzt man diese Dinger.« Sie war nicht sehr gut. Es war fast eine Zumutung.
    Sie wirkte nicht besonders aufgeregt, weil ich sie so einfach entwaffnet hatte, sondern nur überrascht. »Wieso bist du so verdammt schnell?«
    »Es gibt zwei Arten von Marines, Winger. Die Schnellen und die Toten. Du solltest dir das lieber durch den Kopf gehen lassen, bevor du auf jemanden triffst, der nicht so freundlich mit dir umgeht. Es gibt keinen Mann über dreiundzwanzig hier in der Stadt, der nicht hart und schnell genug war, seine fünf Jahre im Cantard zu überleben. Und viele von ihnen würden dich ohne mit der Wimper zu zucken den Rattenmännern überlassen, wenn du sie angreifst. Vor allem die Typen, die dich suchen. Sie tun gern jemandem weh.«
    »Ich sagte doch schon, daß ich niemanden erstochen habe. Noch nicht.«
    »Dann solltest du dir schnellstens überlegen, wer es war, damit du es ihnen erzählen kannst.«
    Sie hob beide Augenbrauen. Eine merkwürdige Frau. Sie hatte keine Angst. Wenigstens braucht man sich über den Geisteszustand von jemandem keine Gedanken zu machen, der nicht vernünftig genug ist, vor Kain Kontamin Angst zu haben.
    »Sei vorsichtig«, riet ich ihr. »Komm morgen früh vorbei, wenn du mit mir reden willst.« Ich drehte mich um.
    Sie versuchte es doch tatsächlich noch einmal. Mit bloßen Händen. Meine Reflexe funktionierten noch. Ich hörte ihre Bewegung, sprang zur Seite, streckte ein Bein aus und ließ sie darüber stolpern. Dann packte ich ihr Haar, als sie vorbeisegelte. »Das

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