Schattentänzer
klug im hintersten Winkel meines ausgedehnten Hirns versteckt.
Ich konnte seine Prahlerei spüren, als er weiterdachte. Es gibt noch zwei zusätzliche Bereiche, die eine Überprüfung verdienen. Soweit es die Zeit erlaubt. Die Schritte und Kontakte dieses Blaine vor seinem … Mißgeschick. Und den Aufenthaltsort deines Freundes, Mr. Ahrm.
Ich spürte eine leichte Beunruhigung, was Morpheus anging. Auch ich war besorgt. Seit einer Weile hatte ihn niemand mehr gesehen. Er würde nicht einfach spurlos verschwinden … Es sei denn, er mußte untertauchen, weil er einen Job zu erledigen hatte, oder er war ernstlich um seine Gesundheit bekümmert. Wenn sie nicht schon angegriffen war.
Trotzdem schien es mir etwas voreilig, in Panik zu verfallen. So lange war er nun auch wieder nicht weg. »Wahrscheinlich ist er nirgendwo. Er war einfach nicht in seinem Laden, als ich dort war. Schließlich gibt es kein Gesetz, das vorschreibt, daß er warten muß, bis ich vorbeikomme …«
Vielleicht. Aber trotzdem …
»Ich kümmere mich um ihn.« Sah aus, als wäre mein Terminkalender für heute voll. Ich freute mich schon genauso begeistert darauf, wie man sich auf Arthritis freut.
Nun geh und erledige deinen Morgenlauf. Statte Miss Tate einen Besuch ab. Dann such Mr. Ahrms Etablissement auf. Und komm rechtzeitig zum Mittagessen wieder. Ich werde inzwischen Miss Ramada befragen und einige neue Vorschläge ausarbeiten.
Klar würde er das. Vermutlich waren es Vorschläge, die bedeuteten, daß ich zu Fuß in den Cantard und wieder zurück marschieren mußte.
Ach ja, übrigens … Danke, daß du mich daran erinnert hast. Halte die Ohren auf, was Neuigkeiten über Glanz Großmond betrifft. Ich erwarte bald Nachrichten von größeren Ereignissen.
Was? Sah er einen Schachzug voraus, den alle anderen übersehen hatten? Vielleicht. Schließlich hatte er auch Großmonds Meuterei mehr oder weniger vorausgesehen.
Er und sein verdammtes Hobby. Warum konnte er nicht einfach Münzen sammeln oder Bierdeckel oder sowas?
Es bedeutete für mich, daß ich noch mehr Lauferei an den Hacken hatte.
Ich ging in die Küche und holte mir noch eine Tasse Tee. Das Frühstück tat seine Wirkung. Jetzt konnte ich Carla Lindos Anblick etwas mehr würdigen, ich gab mich ihm hin, bis Dean mich anknurrte, weil ich im Weg war. Ach, und Carla Lindo war nicht im Weg, nein? Obwohl er es doch normalerweise so haßt, wenn jemand ihm hilft, weil es seine Routine durcheinanderbringt.
»Gut, dann begebe ich mich jetzt auf meinen Feldzug der Selbstkasteiung.«
Schien keinem sonderlich nahezugehen.
22. Kapitel
Als ich endlich draußen war, blieb ich auf der Schwelle stehen und nahm ein paar Atemzüge von der stickigen Luft TunFaires. Wegen des warmen Wettereinbruchs war sie dünner als gewöhnlich, weil niemand seine Wohnung heizte. Eigentlich hatte sie keinen besonderen Duft. Ich vermißte den Gestank auch nicht lange, sondern sah mich um. Ach du Scheiße. Die Sonne war kaum aufgegangen, und ich wußte jetzt schon, daß es nicht einer meiner besten Tage werden würde.
Winger lungerte etwas weiter unten auf der Straße herum. Sie gab sich nicht die geringste Mühe, sich zu verstecken. Aber sie hielt sich etwa zehn Meter außerhalb des Einflußbereichs des Toten Mannes. Anscheinend hatte sie ihre Hausaufgaben inzwischen gemacht.
Aber über sie machte ich mir nicht annähernd soviel Sorgen wie über ein paar Typen, die versuchten, sich unsichtbar zu machen. Es war kein Zwerg bei ihnen. Sie waren auf den ersten Blick zwar menschlich, entsprachen aber nicht gerade dem Typ ›heißgeliebter Schwiegersohn‹. Sie hatten gebrochene Nasen und alle zusammen etwa den Intelligenzquotienten eines langsamen Opossums. Sie waren zu viert. Gehörten sie zu Winger? Schwer zu sagen. Sie schien sie nicht zu bemerken, und das Quartett achtete auch nicht auf sie. Kains Jungs? So verhielten sie sich nicht. Es dauerte einen Augenblick, bis ich wußte, woran es lag.
Sie sahen nicht gepflegt genug aus. Im Gegenteil, sie wirkten sogar ziemlich schäbig. Kains Soldaten müssen ein Mindestmaß an persönlicher Hygiene erfüllen und eine gewisse Kleiderordnung einhalten. Das waren für diese Burschen böhmische Dörfer. Außerdem hatte Kain mehr Respekt vor mir. Er hätte Beutler und Sattler geschickt.
Wer steckte dann dahinter? Die Schlange? Sie schien Zwerge, Riesen und Ähnliches zu bevorzugen.
Das alles schoß mir in Sekundenschnelle durch den Kopf. Einen Augenblick spielte
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