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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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eingeladen werden wollte, um Mrs. Schläger, den kleinen zukünftigen Schlägern und Pudelschlägern vorgestellt zu werden. Ich war einfach nur in einer dieser Stimmungen, in denen man über Leute nachdenkt. Woher sie kommen, was sie tun, wenn keiner zusieht, und solches Zeug. Vermutlich hatte es angefangen, als Kain mir von seiner Freundin erzählt hatte.
    Diese Stimmung gefällt mir nicht besonders. Ich denke dann über mich selbst nach, daran, daß ich keinen Platz im großen Weltenplan habe. Keine Familie und kaum Freunde, und dann auch noch solche, die ich nicht sehr gut kenne. Was ich über Morpheus oder Eierkopf nicht weiß, würde vermutlich Bände füllen. Sie kennen mich auch nicht besser. Das gehört dazu, wenn man ein rauher, harter Macker ist. Immer im Rampenlicht und immer auf der Hut.
    Bekannte habe ich reichlich, das geht in die Hunderte. Wir alle hängen in einem Netz von erwiesenen und einzufordernden Gefallen, führen die ganze Zeit Buch darüber und halten manchmal etwas für Freundschaft, was nichts weiter als ein Schatten der Besessenheit ist, die Kain Kontamin treibt.
    Das kommt vom Krieg. Es gibt keinen männlichen Menschen in dieser Stadt, der nicht seine Zeit in der Hölle abgeleistet hätte. Das habe ich sogar mit den Bonzen aus der Oberstadt gemein. Wieviel Privilegien sie sich sonst auch nehmen oder erschleichen: Befreiung vom Wehrdienst ist nicht darunter.
    Im Hexenkessel des Cantard führt man über jeden kleinen Gefallen oder Dienst genau Buch, weil man vermeiden will, daß man jemandem etwas schuldet. Und obwohl man ein Zelt, Kochgeschirr, Lagerfeuer, Klamotten und sogar Frauen teilt, freundet man sich nie zu sehr mit jemandem an, weil zu viele Jemande sterben, bis der Krieg vorbei ist. Hält man sich alle auf Distanz, tut es nicht so weh.
    Man entmenschlicht den Feind vollkommen und die Kameraden genug, auch wenn man sie in die Hölle schickt oder den Himmel stürmt, um sie zu retten, damit man sein Herz nie zu weit öffnet oder zuläßt, daß sie es mit ihrem tun.
    Steckst du draußen in der Scheiße, ist das sinnvoll. Aber hast du den Sturm überstanden und wirst nach Hause geschickt, bist du für immer mit dieser Bürde geschlagen. Einige, die nach Hause kommen, haben nichts Menschliches mehr an sich, wie zum Beispiel Beutler und Sattler.
    Was die beiden wohl während ihrer Dienstzeit gemacht hatten? Mir war nie etwas darüber zu Ohren gekommen, und sie hatten nie darüber geredet. Es gibt viele, die nichts davon erzählen. Sie lassen das alles hinter sich.
    Dann fragte ich mich, warum es eigentlich so ruhig auf der Straße war, obwohl mehr Nachtkreaturen unterwegs waren als sonst. Die Nacht ist keine Zeit für Wesen, die das Sonnenlicht scheuen, es ist die Zeit für böse Buben. Zeit für Jäger. Aber ich bemerkte nichts Verdächtiges.
    Vermutlich beschäftigte Kain die Bösen, die für ihn arbeiteten, und die Freiberufler, die nicht dazugehörten, hielten den Ball am Boden, damit sie seine Aufmerksamkeit nicht erregten. Vielleicht waren es aber auch einfach nur die morCartha, die so lästig waren, daß niemand auf die Straße ging, der nicht unbedingt mußte.
    Die morCartha waren kein großes Problem, wenn man sich am Rand der Straße hielt und aufpaßte. Sie riskierten es selten, gegen ein Haus zu fliegen, nur um im Sturzflug einen Hut zu erbeuten.
    Wo wir gerade davon reden …
    Der Tenor des luftigen Pandämoniums änderte sich plötzlich vollkommen. Ein heftiges Geschrei hob an, und es klang wie reines Entsetzen. Die Luft war erfüllt von hastigen Flügelschlägen, und der Himmel wurde plötzlich klar. Gleichzeitig wurde es fast vollkommen ruhig. Es war so bemerkenswert, daß ich unwillkürlich aufblickte.
    Der tiefstehende Mond im Osten spendete kaum genug Licht, um die Skyline der Stadt zu erleuchten. Aber es war trotzdem hell genug, daß ich den Umriß eines Schattens hoch oben in der Luft erkannte.
    Er hatte eine Spannweite von gut zehn Metern und kreiste gemächlich über der Stadt, bevor er wieder nach Norden abdrehte.
    Eine fliegende Donnerechse! Ich hatte nicht gewußt, daß sie nachts jagten. Was ich gesehen hatte, mußte der Prototyp für all die Drachen gewesen sein, die von diesen Helden in Blechbüchsen auf alten Gemälden getötet wurden. Ich habe gehört, daß es sie gibt. Die Drachen der Geschichten sind mythisch. Damit sind sie die einzigen echt imaginären Kreaturen in dieser verrückten Welt. Verdammt, ich habe sogar einmal einem Gott auf die toten Zehen

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