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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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daß er unter einem schwachen Gedächtnis litt oder sich hinter diesem Gesichtswald sein Zwillingsbruder verbarg. »Ich muß noch einmal mit Gnorst sprechen.« Sollte es nicht derselbe Zwerg sein, hatte er vielleicht nichts von meinem vorherigen Besuch gehört.
    Aber ob es nun derselbe war oder nicht – jedenfalls hatte er dasselbe Talent für Werbung. »Ihr Großen seid alle gleich. Ihr denkt, jeder hätte nichts Besseres zu tun, als zu springen, wenn ihr ›hopp‹ sagt, selbst mitten in der Nacht. Schon gut, schon gut. Wenn Ihr müßt und darauf besteht. Er selbst, Gnorst höchstpersönlich, hat angeordnet, Euch zu ihm zu bringen, wenn Ihr auftauchen solltet.« Sein Verhalten ließ annehmen, daß er seinen Boß für einen Riesenidioten hielt.
    Ich trat ein. »Laß mich die Tür zumachen.« Ich schloß sie bis auf einen kleinen Spalt und spähte hinaus. Wer auch immer mir gefolgt war, zeigte sich nicht. Langsam wurde mir die Sache unheimlich. Ich kannte nur einen Mann, der so gut war. Er war schon lange tot. Und es gab keinerlei Zweifel, daß er noch immer tot war.
    Gnorst erwartete mich im selben Garten wie letztes Mal. Vielleicht war es der einzige Ort, an dem Außenstehende empfangen wurden. »Womit kann ich Ihnen heute abend dienen, Mr. Garrett?«
    »Ich wollte nur mal kurz reinschauen. Haben Sie seit unserem letzten Gespräch etwas Neues erfahren?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht das geringste.« Mein lieber Mann. Er log so formvollendet, daß ich ihm schon deshalb gern geglaubt hätte. Jemanden, der einen an der Nase herumführt und den man dafür auch noch gern hat, muß man einfach bewundern. Allerdings gefiel es mir überhaupt nicht. Beinahe hätte er geknurrt, als er weiterredete. »Ich hätte Sie benachrichtigt, wenn ich etwas erfahren hätte. Habe ich Ihnen das nicht gesagt?«
    Ach wirklich? Und wann? »Ihre Leute wissen auch nichts?«
    »Nein.«
    »Das ist aber merkwürdig.«
    »Wieso?«
    »Den ganzen Tag über hat es Kämpfe zwischen Zwergen gegeben. Überall stolpert man über tote Zwerge. Ich hätte schwören können, daß einige davon zu Ihren Leuten gehört haben.«
    »Sie sind ein Opfer Ihrer Vorurteile und vorgefaßten Meinungen. Mögen die Götter doch endlich dafür sorgen, daß ihr aufhört zu glauben, wir sähen alle gleich aus.«
    Dessen konnte ich mich ohne weiteres schuldig bekennen, aber der kleine Clown versuchte, mich abzulenken. Er log. Ich wußte, daß er log. Und er wußte, daß ich wußte, daß er log. Er wußte auch, daß ich wußte, daß er wußte, daß ich wußte … und so weiter. Aber das war sein Haus, und ich hatte keine Möglichkeit, ihn zu provozieren.
    »Als ich letztes Mal hergekommen bin, wußte ich nichts über das Buch der Schatten und auch nichts darüber, welche Rolle Zwerge bei seiner Herstellung spielen. Richtig?«
    Gnorst nickte. »Richtig. Und?«
    »Glauben Sie, daß ich gefährlicher für jemanden sein könnte, wenn ich mehr darüber erfahren würde?«
    »Möglich. Nur wenige Nicht-Zwerge kennen die Geschichte. Selbst unter unserem Volk ist sie weitestgehend vergessen. Wie die Weisen sagten: Wissen ist gefährlich.«
    »Genau das hab ich auch gedacht.«
    »Wollen Sie auf etwas hinaus, Mr. Garrett?«
    Ich dachte kurz nach, bevor ich mit der Sprache herausrückte. Ich wollte, daß der Gedanke flügge war, wenn ich ihn aus dem Nest schubste, selbst wenn er sich niemals in die Lüfte erheben würde. »Die Bösen haben nicht auf mich geachtet, bevor ich hergekommen bin. Seitdem jedoch versuchen sie ständig, mich umzubringen. Das gibt Stoff zum Nachdenken. Was hat mich plötzlich so verändert? Und woher haben sie es erfahren? Ganz zu schweigen von der Frage, wieso die ganzen Scharmützel zwischen den Zwergenbanden ergebnislos verlaufen sind.«
    Gnorst lief hinter seiner Gesichtssteppe rot an und begann, auf und ab zu gehen. »Ich habe gehört, daß man Sie auf der Straße angegriffen hat. Vorher konnte ich mir keinen Reim darauf machen. Aber ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Man hat nicht weiter auf Sie geachtet, aber nachdem sie erfahren haben, daß Sie bei mir waren, wurden Sie plötzlich zu einer Gefahr. Obwohl es mich beschämt und in Verlegenheit bringt, Mr. Garrett, muß ich Ihnen zugestehen, daß es aussieht, als wäre einer meiner Leute ein Informant.«
    Um es milde auszudrücken. »Das dachte ich auch.«
    »Ich möchte Ihnen aus reiner Neugier eine Frage stellen, Mr. Garrett. Wie haben Sie es geschafft, zu überleben und erneut zu mir zu kommen?

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