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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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diese Rolle auch absolut perfekt auszufüllen, wann immer es die Situation oder unsere Laune es erfordert. Er klang sehnsüchtig. Carla Lindos Gegenwart bewirkt das bei jedem. Wie überaus genehm, wenn wir mit gewissen Handicaps behaftet sind.
    Zum Beispiel tot zu sein? »Ich verstehe, was du meinst. Aber ich würde vorschlagen, erst mal auszusteigen, bis wir wissen, woher der Wind weht.«
    Das ist unakzeptabel. Eine Bilanz muß ausgeglichen werden. Ganz zu schweigen von der Tatsache, daß wir ausgezogen waren, Miss Ramada zu unterstützen. Ich muß noch mehr darüber nachdenken, wie wir am besten vorgehen. In der Zwischenzeit schlage ich vor, daß du hinausgehst. Dean hat Mr. Willard in dein Arbeitszimmer geführt. Sieht aus, als müsse er beruhigt werden.
    »Willard Täte? Hier?«
    Genau der.
    »Der alte Knabe verläßt niemals sein Gehege. Was macht er denn hier?«
    Vielleicht fragst du ihn selbst.
    Es geht doch nichts über einen subtilen Hinweis. »Ja klar.« Ich ging in mein Büro.
    Tate saß auf dem Besucherstuhl. Aber er paßte nicht. Tate war zu klein. Er wirkte wie ein verhuschter, grauhaariger Gnom. Dean hatte es ihm mit einem Krug Bier gemütlich gemacht. Er hatte sich darüber hergemacht und flirtete mit Eleanor. »Drei Minuten später, und Sie hätten mich nicht angetroffen.« Damit wollte ich klarstellen, daß auch ich ein vielbeschäftigter Mann war.
    Er warf mir einen finsteren Blick zu. »Tinnies Zustand hat sich verschlechtert, Mr. Garrett.« Er machte eine beruhigende Handbewegung. »Sie wird nicht sterben, hat man mir versichert. Aber es reicht, um mich zu einem emotionalen Wrack zu machen. Ich bin hergekommen, um herauszufinden, ob Sie etwas Neues in Erfahrung gebracht haben.«
    »Nicht viel.« Ich berichtete ihm von meinem Tag.
    Er schüttelte langsam und ärgerlich den Kopf und sah Eleanor an, als redete er mit ihr. »Ich verschwende meine und Ihre Zeit, ich weiß. Aber ich konnte einfach nicht ruhig sitzen und arbeiten.« Während er redete, veränderte er sich. Seine Miene wurde stahlhart. »Ich will diese Frau, die sich die Schlange nennt. Ich will ein paar Takte mit ihr reden.«
    »Sie ist eine Hexe, Mr. Täte. Und zwar keine von denen, die aus Teeblättern die Zukunft vorhersagt. Man kann nicht so einfach Kontakt mit ihr aufnehmen, und wenn man sie trifft, steckt man in großen Schwierigkeiten. Was noch wichtiger ist: Mein Partner hat mich gewarnt, daß Kain Kontamin mehr als nur vorübergehendes Interesse an ihr entwickeln dürfte.« Ich erklärte ihm, warum.
    Tate stand auf. Wäre mein Büro groß genug gewesen, wäre er sicher auf und ab gegangen. »Ich mag es nicht, daß man Tinnie verletzt, Garrett. Weder sie noch irgendeinen anderen Täte. Vor allem nicht vollkommen grundlos. Ich werde es nicht dulden. Kain ist kein Problem. Ich habe Geld. Ich habe zuverlässige Beziehungen. Wenn es mir paßt, kann ich mir sogar einen Sturmwächter kaufen.«
    »Dann kaufen Sie sich doch einen. Was passiert, wenn er herausfindet, um was für ein Buch es sich handelt?«
    »Das interessiert mich nicht besonders.«
    »Sollte es aber. Wir haben eine Verpflichtung, die über das hinausgeht, was …«
    »Quatsch.«
    »Hier herrscht nicht mehr das Gesetz des Dschungels und das Recht des Stärkeren, Mr. Täte. Noch nicht. Das ist hauptsächlich ein Verdienst derjenigen von uns, die das Richtige tun. Hören Sie auf mich. Dieses Buch ist die Verkörperung des Bösen. Selbst wenn jede Persönlichkeit, die darin aufgeführt wäre, so süß und unschuldig wie Tinnie wäre, bliebe das Buch dennoch ein Instrument finsterer Mächte. Sein einziger Verwendungszweck ist, Böses zu tun.«
    Hatte ich diese Rede gehalten? Junge, Junge.
    Ich fing an, mir vorzustellen, wie ich selbst dieses Buch benutzen könnte. Vermutlich hatte jeder, der davon gehört hatte, dasselbe getan. So ist eben die menschliche Natur.
    Wie sollte irgend jemand der Versuchung widerstehen, die darin wohnende Macht zu mißbrauchen?
    »Denken Sie darüber nach. Wenn das Buch der Schatten nicht existiert, wäre Tinnie dann nur einen Schritt vom Tod entfernt? Was ist mit all den Leuten, die seinetwegen gestorben sind? Es ist die Verkörperung des Bösen, weil es das Schlimmste in jedem von uns weckt.«
    Schon in seinen besten Momenten sieht Tate wie eine Zitrone aus. Das hier war keiner seiner besten Momente. »Pure Haarspalterei, Mr. Garrett. Das Buch hat niemanden umgebracht. Die Leute haben Entscheidungen getroffen und führen sie aus. Erst dann ist

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