Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
entfernt und trottete über die Zauberzeile auf die Macunado zu. Plötzlich blieb ich stehen.
    Sie kamen aus dem Nichts und näherten sich mir sehr umsichtig. Sie waren zu sechst. Ich kannte sie nicht, aber es mußten Kains Jungs sein.
    Plötzlich war die Straße wie leergefegt. Ich machte ein paar martialische Drohgebärden und stieß schrille Kampfschreie aus. Das sorgte dafür, daß sie wenigstens nicht allzu überheblich wurden.
    Sie waren gut. Das war klar. Sonst wären sie nicht in der ersten Mannschaft. Und man hatte sie auf das vorbereitet, was sie erwartete. Was hieß: Rechnet mit dem Unerwarteten. Ich war dafür bekannt, daß ich einige Tricks aus dem Ärmel zaubern konnte.
    Heute waren sie mir leider ausgegangen, bis auf die altmodische Lüge. Ich drehte mich um und schrie: »Heh, Morpheus! Du kommst gerade rechtzeitig zur Party!«
    Das war das einzige Gute, was er heute für mich tat, und er war nicht mal da. Ich streckte einen Burschen mit gezieltem Tritt nieder und ging zwei Schritte weiter. Dann war Sense. Ein Haus trat mir in den Weg.
    Sie rückten mir auf die Pelle. Ich holte meinen Schlagstock heraus. Auf ging’s. Zwei brachte ich sauber zu Boden und kümmerte mich auch nicht darum, ob ich ihnen weh getan hatte. Anscheinend wollten sie mich lebendig. Wenigstens ein bißchen. Keiner machte sich die Mühe, jemand anderem etwas zu erklären.
    Der Kampf dauerte länger als erwartet. Unser Tänzchen lockte einige der kühneren Nachbarn heraus, vor allem die Kinder. Einige kannte ich. Ob sie mir helfen würden? Liefen sie nach Hause und schrieen ihren Eltern zu, daß ich in der Klemme steckte? Denkste.
    So sind die Blagen. Und ich behauptete immer, wenn ich meinen knarrenden idealistischen Panzer anlegte, sie brauchten Vorbilder. Manchmal machen es die Leute einem echt schwer, sich um sie zu kümmern. Manchmal versuchen sie alles, damit man glaubt, sie verdienen, was sie bekommen.
    Na gut, ich zeigte es ihnen, bis mir jemand den Schlagstock aus der Hand schlug und ihn auf meinem Schädel ausprobierte.
    Ein schwarzes Loch tat sich unter meinen Füßen auf …
    Aber ich fiel nicht rein. Ich machte eine Art Bauchplanscher und trieb mit der Nase über die Oberfläche. Ich erinnere mich noch ungenau daran, daß ich zwischen zwei Schlägern hing, während ein dritter eine wartende Kutsche holte. Sie rollte heran, und meine Kumpel halfen mir beim Einsteigen. Irgend jemand schlug einen Trommelwirbel auf meiner Nase, und dann setzten sie sich einfach auf mich.
    Nur mein Kopf sah noch heraus. Der Bursche mit meinem Totschläger klopfte mir immer wieder auf die Birne, als wollte er verschiedene rhythmische Muster ausprobieren. Ich würde ihm einige eigene Rhythmen vorführen, sobald ich die Gelegenheit dazu bekam.
    Selbst mein Schädel ist nicht aus Eisen. Ich verabschiedete mich ins Reich der Träume.
     
    So schlimm ist der Sandmann gar nicht. Noch bevor wir die Stadt verließen und bevor ich mit den Kopfschmerzen des Jahrhunderts aufwachte, schaffte er mir die drei Kerle, die auf mir hockten, vom Hals. Heh! Ich hatte es geschafft. Jetzt war ich in der Überzahl.
    Die Kopfschmerzen waren eine größere Herausforderung. Jedenfalls konnte ich mich nicht erinnern, jemals so üble Schmerzen gehabt zu haben. Ich war so hart geschlagen worden, daß ich eine kleine Gehirnerschütterung hatte. Ich kotzte auf den Boden der Kutsche, wenn auch nur zögerlich. Der Kerl mit dem Schlagstock verfluchte mich. Sein Partner, der mit dem Rücken zu den Pferden saß, stellte fest: »Du hast ihn zu oft geschlagen. Was hast du erwartet?«
    »Verdammt, wir machen ihn sowieso kalt. Warum mußte er dann noch so eine Schweinerei anrichten?«
    »Wie unbedacht von ihm.«
    »Allerdings. Und ich muß den Scheiß wegmachen. Die blöden Jobs bleiben immer an mir kleben.«
    Der eine war Philosoph und der andere ein Jammerlappen. »Würdest du keinen Ärger machen, wenn du an der Reihe bist?« wollte der Philosoph wissen. »Würdest du einfach nur den Schlag einstecken und höflich den Arsch zukneifen?«
    »Das wird mir nicht passieren«, erwiderte Jammerlappen grimmig.
    Der Philosoph kicherte. Wie konnte ein Mensch mit seiner realistischen Weltsicht in einer derartigen Nische leben? »Wenigstens wissen wir jetzt, daß er noch nicht tot ist. Ich hab noch nie einen Leichnam kotzen sehen. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Kain kriegt einen Anfall, wenn wir ihn tot anschleppen.«
    »Warum? Er muß sowieso sterben.«
    »Das wissen wir nicht. Davon

Weitere Kostenlose Bücher