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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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hat er nichts gesagt.«
    »Mist.«
    »Zugegeben, es besteht nur sehr wenig Zweifel daran. Aber Kain will erst mit ihm reden. Vielleicht möchte er sich ja entschuldigen. Sie waren wohl Kumpel oder so.«
    Oder so. Ich hatte nie darauf gebaut, daß Kains Dankbarkeit bodenlos wäre. Ob es einen Zusammenhang zwischen meiner momentanen Lage und dem Gespräch mit Sattler gab?
    »Scheiße. Er ist verrückt«, behauptete Jammerlappen.
    »Klar. Und der Oberboß auch.«
    Sie plauderten noch weiter, wobei sie sehr häufig Schimpfwörter benutzten. Wußten sie, daß ich wach war? Ob sie mich veräppeln wollten?
    Der Philosoph begann mit einer Landschaftsbeschreibung. Anscheinend war er ein Naturfreund. Einige Stadtjungs werden so, wenn sie aufs Land kommen. Jede schlichte Weide ist für sie ein Grund zum Staunen. Seine Beobachtungen verrieten mir, daß wir uns bereits auf dem Weg zu Kains Hütte befanden. Wir fuhren durch bewaldete Hügel. Es bedeutete, daß wir nicht weiter als eine oder zwei Meilen von dem Ort entfernt waren, wo ich später Sattler und Beutler treffen sollte. Die Wälder würden Weinbergen weichen, obwohl die Straße weiterhin von Bäumen gesäumt war. Wenn mir an meiner Gesundheit etwas lag, sollte ich etwas unternehmen, bevor wir diese Weinberge erreichten. Dort gab es nicht genug Deckung, um zu entkommen.
    Leider widersetzte sich mein Körper jeder Aktion. Vielleicht wäre er nächste Woche soweit. Nachdem die Schwellung abgeklungen war.
    Es ist wirklich schwer, Ehrgeiz zu entwickeln, wenn die Nase als Trommelfell zweckentfremdet wurde.
    Die Pferde strengten sich an, und ich folgerte daraus, daß wir den Hornissenhügel erklommen, eine langgezogene Steigung. Kurz vor ihrem höchsten Punkt macht die Straße eine S-Kurve und führt über einen Vorsprung, bevor sie dann hinter dem Kamm am Anfang des Wäldchens verschwindet. Perfekt. Ich könnte aus der Tür springen, mich abfedern, den Hügel hinunterrollen und verduften, bevor diese Schläger sich von ihrem Staunen erholt hätten. Ich befahl meinem Körper, sich bereit zu machen.
    Mein Körper erwiderte etwas wenig Schmeichelhaftes. Er rührte sich nicht. Jede Bewegung tat weh.
    Die Kutsche blieb stehen.
    Jammerlappen öffnete die Tür. »Was gibt’s?«
    »Weiß nicht«, erwiderte der Fahrer. »Die Pferde wollen nicht weiter.«
    Was sagt man dazu? Mit Pferden komme ich einfach nicht klar. Wenn es irgendeine Chance gibt, mich in Schwierigkeiten zu bringen, dann nutzen sie sie. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie sich in einer anderen Gangart als im Galopp zu meiner Exekution bewegten. Es sei denn, sie wollten mich höchstpersönlich vorher fertigmachen, bevor Kain mich in seine Wurstfinger bekam … Mist. Ich konnte nicht weiter herumspielen. Ich fühlte mich einfach zu mies.
    Der Philosoph drückte Jammerlappen von der Tür weg. »Immer ruhig, Mace. Schlag sie nicht. Vielleicht wittern sie ja was.« Er stieg aus der Kutsche. Sein Kumpel folgte ihm. »Könnte diese Schuhmacher-Bande sein. Wenn ich einen Hinterhalt legen würde, wäre das genau die richtige Stelle, kurz vor dem Gipfel. Hier beim Einschnitt mit dem Abhang auf der einen Seite. Da findet man keine Deckung.«
    Sie stritten sich. Der Jammerige wollte weiterfahren, weil es seiner Meinung nach keinen Hinterhalt gäbe. »Warum gehst du nicht hoch und siehst nach?« schlug der Philosoph vor.
    Sie stritten sich weiter. Jammerlappen schnaubte. »Weichei! Ich werde es dir beweisen!« Ich hörte seine Schritte auf der Straße. Seine Bemerkungen sollten wohl den Philosophen treffen.
    Komm schon, Garrett! Hier ist deine Chance. Sie servieren sie dir auf einem Silbertablett. Du brauchst dich nur aus der Tür fallen lassen und den Hügel hinunterrollen. Oder andersrum. Du kannst es doch.
    Mein Körper signalisierte sein Einverständnis und genehmigte es mir, ein Auge zu öffnen.
    Leider konnte ich nicht viel sehen, weil ich nicht in Richtung Tür lag.
    »Irgendwas ist da im Busch«, behauptete der Fahrer. »Er geht langsamer.« Hatte der Philosoph schlechte Augen?
    »Was ist, Winsome?«
    Ich wünschte, ich hätte genug Kraft gehabt, zu lachen. Winsome? War das ein Spitzname?
    War ich lebensmüde? Der Philosoph mußte direkt neben dem Gespann stehen. Sie boten mir wirklich eine ideale Gelegenheit, und ich konnte nichts weiter tun, als den Kopf drehen und herausfinden, daß wir genau da waren, wo ich vermutet hatte.
    Los, Garrett!
    Ich kramte einige Reserven heraus und stellte fest, daß ich genug Kraft

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