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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Meter großes Monstrum gar nicht so einfach, eine gewundene Straße entlangzuspurten, deren Kurven knapp zweifünfzig breit sind. Die Donnerechse überholte Winsome, als der gerade einen scharfen Haken schlug. Rechts von ihm war ein Berg und links von ihm ein fünfzehn Meter tiefer Abhang. Die Echse donnerte in den Berg, prallte zurück und segelte über die Böschung. Bei ihrem Abgang fluchte sie die ganze Zeit auf donnerechsisch.
    Aber die große Grüne gab nicht so schnell auf, das mußte ich ihr lassen. Sie kam hoch, schüttelte sich, riß ein paar größere Bäume aus, um ihrer Wut Luft zu machen, und setzte die Verfolgung fort. Sie wollte irgend etwas fangen, als Belohnung für all die Mühe, die sie auf sich genommen hatte. Sie humpelte ein wenig. Vielleicht hatte sie sich ja den Knöchel verstaucht oder den entsprechenden Knochen, den Donnerechsen an der Stelle haben.
    Ich wagte kaum zu atmen, bis sich der ganze Aufruhr allmählich entfernte. Dann setzte ich mich vorsichtig in Bewegung. Ich hatte gehört, daß diese Dinger meistens in Gruppen auftraten. Vielleicht hatte sie mich ja gesehen, als ich hinuntergerollt war. Vielleicht wartete sie nur darauf, bis der Imbiß Garrett zu ihr kam. Vermutlich hatte sie genau das dort oben hinter dem Kamm getan – Schlaraffenland gespielt und gewartet, bis Frühstück, Mittagessen und Abendessen aus der Stadt heranspaziert kamen.
    Ich sah die Böschung hinauf, die ich eben hinuntergekugelt war. »Ich muß mir einen anderen Job suchen.« Ich humpelte los. »Die Leute wollen sowieso nicht gerettet werden.« Weiders unbefristetes Angebot für den Job in der Brauerei wirkte von Minute zu Minute verlockender. Dort gab es niemanden, der mich verprügelte, ich mußte keinen Hügel hinunterrollen, keiner kidnappte mich, und es gab so viel Bier, wie ich trinken konnte. Ich brauchte mich nur zurückzulehnen und es in mich reinzugießen, bis ich so fett war wie der Tote Mann. Was für ein Leben!
    Der Job wirkte so lange gut, bis die Schmerzen nachließen.
    Meine Myriaden von Wunden und Prellungen schürten den Ärger, der nachgelassen hatte, seit ich wußte, daß Tinnie es schaffen würde. Ich erinnerte mich daran, wie sie auf der Straße gelegen und das Messer in ihrem Körper gesteckt hatte. Es erinnerte mich an das Interesse, welches ich trotz aller Beschwerden an dieser verwirrenden und krankhaften Geschichte hatte. Ein sehr persönliches Interesse.
    Unter uns wird es immer Schlangen geben. Selbst beim besten Willen werden wir sie nicht ganz auslöschen können. Natürlich hatten wir auch gar kein wirkliches Interesse daran, sie vollkommen von der Erde zu tilgen. In uns allen schlummert etwas von der Schlange. Es wartet nur auf den richtigen Moment, um aufzublühen.
    Das bezeugen schon all diese Charaktere, die das Buch der Träume in die Finger bekommen wollen. Nicht alle waren von Anfang an schlecht gewesen.
    Ich fing sogar an, Carla Lindos ehrbare Motive in Frage zu stellen.
    Wir können die Schlangen dieser Welt nicht erledigen, aber wir können auf jeden Fall den Preis senken, den es kostet, ab und zu eine aus der Gesellschaft zu entfernen. Ich organisierte meine Einstellung neu, während ich dahinhumpelte, und meine Racheliste arrangierte sich von selbst um. Irgendwann auf meinem Heimweg verpuffte mein Widerstand gegen eine Teilnahme an Beutlers und Sattlers Abenteuer. Ich hätschelte meinen Schmerz wie einen Orden, ließ mich davon durchströmen und wollte mich um keinen Preis von irgendwas entmutigen lassen.
    Es sind nur sechs Meilen vom Hornissenhügel bis zu meinem Haus. Ein mehrstündiger Fußmarsch. Ich marschierte nicht, und ich schaffte auch keine so gute Zeit. Zu viele Verletzungen hielten mich auf.
    Ich habe das Nest nie gefunden, nach dem der Hügel seinen Namen bekommen hatte. Ich habe auch Freund Winsome und den Philosophen nie wiedergesehen. Aber ich habe aus der Entfernung ein schwarzes Holzgerippe erkannt, das einmal eine Kutsche gewesen sein mochte. Die Suche nach Überlebenden habe ich mir verkniffen.
     
    Als ich zu Hause ankam, war ich stinkwütend auf mich selbst, weil ich mich vom Toten Mann hatte reinlegen und zum Oberzwerg schicken lassen. Ich wußte schon vorher, daß es ein fruchtloses Unterfangen werden würde.
    Dean ließ mich ein. Er sah, daß ich weder in der Verfassung noch in der Stimmung für eine Diskussion war, und beschränkte sich darauf, eine Grimasse zu schneiden. Ich marschierte geradewegs in mein Büro, schloß die Tür und

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