Schattentag: Kriminalroman (German Edition)
in den Pausen Fußball gespielt.
Nichts ist passiert. Nicht das Geringste. Mein Leben eine leere Hülle. Früher Nachmittag.
Chronologisch betrachtet heute.
Ich esse mit Marketingmitarbeitern einer Bank zu Mittag und verkaufe ihnen währenddessen ein neongrünes Logo. Bevor ich in die Firma zurückfahre, lasse ich mich ziellos auf ein Ziel zutreiben. Im elften Stock ist es kühl und schattig.
Sandra wird heute zum ersten Mal seit ihrem Unfall wieder reiten gehen.
Vera wird sie abholen.
Ich starre an die Zimmerdecke, während Viviana und Marlene mich massieren. Die Erregung kriecht voran, im Nebenzimmer stöhnt Laura, und ich denke über etwas nach, das ich unten gesehen habe. Ein Gesicht, das mich gestreift hat, während ich auf den Aufzug gewartet habe.
Das Gesicht einer Frau.
Das Gesicht kam mir bekannt vor.
19
Ich stelle mir etwa Folgendes vor:
Der Polizist ist auf dem Weg zur Fähre. Sein Schritt
ist federnd und leicht. Er läuft den grünen Hügel hinab.
Gelb die Pflanzen und Maras Fahrrad, das an der Wand des Holzhauses lehnt.
Rot das Holzhaus.
Grau die Klippen am Rand der Insel.
Der Polizist läuft los, den Hügel hinab. Unten angekommen, wendet er sich noch einmal um und betrachtet eine Weile in Gedanken versunken das Holzhaus.
Dann wendet er sich ab und taucht in das Dickicht des Feldes, das vor ihm liegt. Orange der Himmel. Er läuft zügig. In seiner rechten Hand flattert der Zettel, den ich ihm gegeben habe. Sein Ziel ist das Zentrum.
Mara mustert ihn schweigend, als er aus dem Dickicht auf die Lichtung tritt.
»Ich muss gleich weiter, die Fähre wartet nicht«, sagt er und reicht Mara den Zettel.
»Er hat also angefangen.«
»Hat er.«
»Er hat es wirklich geschafft.« Maras Stimme hell und klar.
»Es ist ein etwas dürftiger Anfang.«
»Aber ein Anfang.«
Der Polizist nickt. »Wie du meinst. Ich muss los.« Er streicht ihr über die Wange, wendet sich um und taucht ins Dickicht.
Mara bleibt reglos stehen.
Sie befühlt den Zettel in ihren Händen und beobachtet das rote Holzhaus, das in der Ferne unter dem orange verfärbten Himmel liegt. Ich sehe es als buntes Bild hinter meinen geschlossenen Augen. Es ist nur eine Momentaufnahme. Wenn Mara möchte, könnte sie eine Ewigkeit dauern.
20
Die Erregung kriecht langsam voran. Obwohl Viviana und Marlene sich Mühe geben. Auf und ab, auf und ab. In der Zimmerdecke ist ein Riss. Im Nebenzimmer höre ich Laura stöhnen und lachen. Im Flur klingelt das Telefon. Eine Bank wird ihren Internetauftritt mit einem von mir entworfenen Logo schmücken. Sandra geht reiten. Vera wird sie abholen. Ich rieche Erdbeeren. Das Telefon klingelt und klingelt. Auf und ab. Viviana lässt sich auf das Bett gleiten und spreizt die Beine. Ihr Blick ist fordernd und forschend. Ironisch und verängstigt. Das Logo ist neongrün. Ein wichtiger Auftrag, der uns mal wieder rausreißt. Ich dringe ein. Marlene sitzt auf der Bettkante und sieht zu. Ihr Blick ist leer. Es ist kühl und schattig. Im Nebenzimmer lacht Laura. Ein Ventilator surrt. Durch die Jalousien bricht Sonne. Lila Licht brennt. Nichts passiert. Nicht das Geringste. Ich stoße zu. Das Telefon klingelt. Viviana starrt mich an. Ich schwitze. Marlene sitzt auf der Bettkante und wartet. Zutreffend ist, dass ich keine Ahnung habe, wie es gewesen ist,
mit Mara im Regen zu tanzen.
Zustoßen. Zustoßen. Zustoßen. Das Telefon klingelt. Der Ventilator surrt. Ich schwitze und höre mich stöhnen. Ich bemühe mich, es zu unterdrücken. Viviana lächelt an mir vorbei. Ich greife nach Marlene, die auf der Bettkante sitzt. Unsere Augen treffen sich. Marlene lässt sich neben Viviana auf das Bett gleiten. Viviana setzt sich aufrecht, streicht sich Haar aus dem Gesicht. Marlene spreizt die Beine. Ich dringe ein. Marlene zuckt, als ich ihre Beine ein wenig weiter auseinanderschiebe und meine Hand in ihren Bauch bohre. Viviana feuert mich an. Ja, Süßer, zwei auf einmal, ja. Sie sieht Richtung Wand und streichelt Marlenes Brüste. Marlene starrt an die Zimmerdecke und versucht, sich dem Rhythmus meiner Bewegungen anzupassen. Im Nebenzimmer lacht Laura. Das Telefon macht Pause. Zustoßen. Marlenes Wange streicheln. Marlene neigt den Kopf und legt meine Hand zurück auf ihren Bauch.
Unten, während ich auf den Aufzug gewartet habe. Ein Gesicht am Rand des Bildes. Eine Sekunde vielleicht. Eine Sekunde, die längst vergangen ist. Eine Momentaufnahme, die eine Frage aufgeworfen hat.
Zum Beispiel: Wie ist es für
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