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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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schließen und uns zusammenlegen. Wir arbeiten also einfach schon mal vor.“
    „So kann man es natürlich auch sehen!“, stimmte Kunze zu und nickte dabei.
    „Sind Ulf und Bernhard schon im Besprechungszimmer?“, fragte Wolf.
    „Ich glaube schon, geht einfach mal gucken“, sagte Kunze, „ihr kennt euch ja aus.“

Der Dirigent
    Es war erstaunlich, was ein Mensch ertragen konnte. Leander Winterstein hatte den Glauben an die Liebe nie verloren. Er hoffte, dass sie sich auch in seiner Ehe wieder einfinden würde, auch wenn er nicht wusste, ob sie bei ihr jemals vorhanden gewesen war. Er war mit all dem Gefühl, das er zu geben vermochte, in diese Beziehung hineingegangen, hatte alles für diese Frau getan. Alles was er ihr zu geben vermochte, hatte sie willig angenommen, aber eine innere Leere blieb. Es kam nichts zurück. Sicher, sie hatten ein gutes Miteinander gehabt in der Anfangszeit. Etwas anderes zu behaupten wäre unfair gewesen. Trotzdem kam bei ihm nichts an. Sie sandte nichts aus. Ihre Ehe war ein angenehmer Rahmen, der an der Wand hing, aber es war kein Bild darin. Das Bild, das man Gemeinsamkeit oder Zweisamkeit nannte, das Einssein zweier Personen, die sich zusammengefunden hatten, es fehlte. Es entstand auch nicht. Er selbst konnte es allein für sich nicht zeichnen. Der Wunsch aber blieb. Außenstehende nahmen ein abstraktes Bild wahr, das sie nicht deuten konnten. Leander wusste, dass er nur eine Ansammlung unzusammenhängender Striche vor sich hatte.

    Es war ein Leichtes für ihn gewesen, sich in seine Arbeit zu flüchten. Zu Hause vergrub er sich in Partituren oder unter Kopfhörern. Sie vertrug klassische Musik nicht und zeterte herum, wenn er einmal vergaß, dass er auf dem E-Piano spielen sollte und nicht mehr auf dem Klavier, das so viel schöner klang und ihm etwas bedeutete, weil er es von seinem Vater geerbt hatte.
    Nun war das Kirschbaumklavier zu einem schönen Möbel degradiert worden. Man hatte ihm die Möglichkeit genommen, eine Ohrenweide zu sein. Wann immer sie fort war – und das war leider selten der Fall – öffnete er den Deckel der Tatstatur und strich mit den Fingern über das Elfenbein. Er atmete tief durch, setzte sich auf den Klavierhocker und schlug die ersten Tasten an. Es dauerte nicht lange, da war er ganz von der Musik ergriffen, wie in einem Rausch. Sie war in ihm. Er erlebte sie losgelöst von seinen Händen, als ob er sie selbst nicht spielte, sondern jemand anders. Irgendwann wachte er auf, erschrak fast vor sich selbst und beendete das Spiel wie ein Junge, der heimlich etwas Verbotenes getan hatte.

Er
    Die Abendsonne senkte sich. Sie leuchtete einen Moment lang warm durch die Fenster des alten Schlachthauses und legte sich auf den Körper der toten Frau. Mit einem Mal schien er wie verwandelt, so lieblich und voll des Lebens, das aus ihm gewichen war.
    Das Licht im Raum reichte längst nicht mehr aus, um jedes kleinste Detail erkennen zu können. Konturen fügten sich weich in die Härte aus Stahl und Fliesen. Die Kerzen, die er aufgestellt und nun entzündet hatte, setzten das Schauspiel fort in einem nächsten Akt, als die Sonne untergegangen war. Sie trugen etwas von ihrer Zartheit in sich und waren dennoch so flüchtig. Mit jedem Hauch zuckten sie und leckten ihr Licht erregt über den Leib, der jetzt ihm gehören würde.
    Lebendig hätte sie ihn nie zu sich gelassen, dachte er bei sich und streichelte sie. Er hatte ihnen beiden mit ihrem Tod einen Moment der Ruhe geschenkt. Einen Augenblick des sich Besinnens und des sich Vertiefens.
    Vorsichtig fuhr er mit den Fingern über ihre kalte Haut. Sie würde nie erfahren, wie wunderschön sie war an diesem Abend. Die blauen Papiervlieslagen harmonierten gut mit ihrem Haar. Sie lag darauf wie ein Engel. Er ließ den Bademantel von seinen Schultern gleiten. Darunter war er nackt und bereit. Es war ganz leicht, ihre Schenkel zu spreizen und in sie einzudringen. Auch wenn er sich vorgenommen hatte, sich viel Zeit zu lassen, gelang ihm dies nicht. Seine Lust war zu groß, um noch kontrollierbar zu sein. Er entlud seinen Samen in ihren Schoß, und weil es dort noch nicht ganz kalt war, überlebten etliche Zellen eine Zeit lang, bis sie durch die zunehmende Kühle oder die veränderten chemischen Prozesse ebenfalls den Weg alles Irdischen gingen und aufhörten zu zucken. So wie er zum Ende seines Orgasmus’ oder die Kerzen, die mit einem letzten Aufbäumen verloschen.

Fakten
    Das Kommissaren-Quartett hatte

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