SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
ebenfalls zusammengesessen, bis die Sonne untergegangen war. Es war ihnen gelungen, alle vorhandenen Fakten zusammenzutragen und einen gleichen gemeinsamen Wissensstand zu erlangen.
Im Besprechungszimmer hatten sie eine Wand mit Bildern und Zeichnungen zum Tathergang erstellt und sich auf den Namen MoKo „Mathilda“ geeinigt, da sie nach den Gesprächen der letzten Stunden davon ausgingen, dass die beiden Fälle wirklich zusammenhingen. Von dem Namen „Jack“ rückten sie ab. Er war ihnen zu reißerisch.
Bernhard Dickmann und Ulf Hofmann hatten sich bereit erklärt, die Zeugen vom Vorjahr noch einmal zu vernehmen. Sie fanden, dass es sinnvoll sei, sich selbst ein Bild zu machen.
Wolf Hetzer schob eben die leere Schale seiner Pommes frites zur Seite, als sein Handy klingelte.
„Hallo Wolf, ich hatte doch versprochen, mich noch zu melden.“
„Danke, Nadja, das passt auch ganz gut, Peter und ich sitzen noch mit Bernhard und Ulf zusammen. Ich mache mal den Lautsprecher an“, sagte Wolf.
„Schön, da wäre ich jetzt auch gerne mit dabei, aber ich stecke immer noch in diesem bespritzten grünen Kittel, und der Magen hängt mir auf den Schuhen“, stöhnte sie. „Wenn ich nicht bald etwas esse, kippe ich um. Ich bin total unterzuckert.“
Hetzer schob die Bilder zur Seite, die sich ihm bei Nadjas Worten aufdrängten.
„Hol dir doch schnell irgendwo was!“, rief Peter von hinten. „Wir hatten leckere Currywurst/Pommes.“
Nadja ignorierte den Einwurf und steckte sich ein Stück Traubenzucker, den sie für alle Fälle immer irgendwo liegen hatte, in den Mund.
„Schon gut“, sagte sie, „nun zu den Neuigkeiten. Es ist tatsächlich so, dass die Organe, also Gebärmutter und Eierstöcke, nicht von der Frau stammen, die dort am Pranger hing. Das war uns schon klar, nachdem die Blutgruppe nicht übereinstimmte, aber der genetische Abgleich ergab ebenfalls, dass wir es hier mit zwei Frauen zu tun haben – zwei, denen die Organe fehlen, eine andere, die welche zu viel hat, die ihr nicht gehören, ihr aber zu Füßen lagen. Die Frage ist, wo sind die Eingeweide unserer Frau aus Petzen und wo ist die Frau, deren Organe wir gefunden haben? Sie muss übrigens nicht gerade jetzt umgebracht worden sein. Das kann auch schon länger her sein.“
„Ich verstehe nicht …“, sagte Bernhard Dickmann, „das Gewebe sah doch noch ganz frisch aus.“
„Tja, in den Zeiten moderner Haushalte haben auch Mörder ganz andere Möglichkeiten. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass diese Organe eingefroren waren. Und das wahrscheinlich schon eine ganze Zeit, denn ich habe Spuren von Gefrierbrand gefunden.“
Ulf verzog das Gesicht und fragte: „Hast du schon einen Abgleich mit der Datenbank gemacht? Deinen Worten entnehme ich, dass wir zu diesen Eingeweiden keine Vermisste haben?“
„So ist es!“, erwiderte Nadja. „Völlig unbefleckt die Dame.“
„Die kann natürlich überall sein, verwest oder eingefroren oder verbrannt oder sonst irgendwas“, gab Peter zu bedenken.
„Sicher“, antwortete Nadja, „ich kann euch nur sagen, dass sie ganz bestimmt tot ist, aber das ist doch auch schon mal was.“
„Wieso kannst du dir da so sicher sein?“, fragte Bernhard.
„Du kannst erkennen, ob etwas aus totem Gewebe heraus entfernt worden ist oder aus lebendigem“, erklärte Nadja.
„Gibt es irgendetwas“, fragte Wolf, „das uns weiterhilft, die Tote zu finden?“
„Oh ja“, Nadja grinste übers ganze Gesicht, was niemand sehen konnte, „das gibt es allerdings!“
„Und?“, fragte Peter süffisant, „verrätst du es uns auch?“
„Na klar verrate ich euch das, auch wenn ihr eure Pommes ohne mich gegessen habt und mich hier auf meinem Traubenzucker sitzen lasst. Ihr sucht einfach nach einer Brünetten, die sich hat wasserstoffblond einfärben lassen und die noch nie geboren hat. Das genaue Alter kann ich euch natürlich nicht sagen, aber anhand des Gewebes schätze ich sie auf ungefähr dreißig Jahre, plus/minus fünf Jahre. Und nun das vielleicht Wichtigste, ihr war ein Stück vom Muttermund entfernt worden. Möglicherweise war dort eine Vorstufe von Krebs gefunden worden oder sie hatte bereits veränderte Zellen. Es wäre also ratsam, die Krebsdatenbank zu durchforsten. Vielleicht existieren noch histologische Schnitte, anhand derer sich die DNA abgleichen ließe.“
Peter stöhnte.
„Wer war das?“, fragte Nadja.
„Na wer schon, Peter!“, sagte Wolf und lachte. „Er sieht Arbeit auf sich
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