SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
wilden Nacht entstiegen.
Wolf stellte die Gläser und die Flasche El Coto auf den Tisch und setzte sich mit einem Seufzen.
„So, jetzt mal raus mit der Sprache, Nadja! Was bedrückt dich?“
Es dauerte einen Moment, bis sie wieder in die Wirklichkeit zurückfand und von Peter abrückte, was dieser als sehr ärgerlich empfand und Hetzer einen bösen Blick zuwarf.
„Ich komme mit diesem Fall nicht gut klar!“, sagte sie traurig.
„Gibt es dafür einen besonderen Grund?“, fragte Wolf zaghaft. Er hatte eine besondere Gabe, so mit Menschen zu sprechen, dass sie sich ihm gerne anvertrauten. Mittlerweile waren Peter, Nadja und er zu so einem guten Team zusammengewachsen, dass man unumwunden behaupten konnte, sie waren Freunde. Und genau aus diesem Grund hatte Nadja auch vor seiner Tür gesessen.
„Es sind nicht die toten Frauen, die wir gefunden haben. Es sind mehr diese Organe, die ihnen entnommen und durch die einer anderen Frau ersetzt wurden.“
„Du willst uns also damit sagen, dass Gebärmutter und Eierstöcke unseres aktuellen Falls wieder nicht zu der Person gehörten, die da vor uns auf dem Grabstein lag?“, wollte Wolf wissen.
Peter hörte nur zu.
Er wusste, dass es geschickter war, wenn er jetzt seinem Kollegen das Feld überließ.
Nadja nickte.
„Kannst du uns denn etwas mehr über diese Organe sagen?“, fragte er vorsichtig.
Nadja nickte wieder und seufzte. „Wir müssen leider davon ausgehen, dass wir irgendwo noch eine tote Jugendliche finden werden. Die Untersuchung der Zellen und des Gewebes hat ergeben, dass das Mädchen nicht älter als sechzehn gewesen sein kann, vielleicht sogar noch jünger.“
„Und genau das macht dir jetzt zu schaffen, dass sie so jung ist?“, fragte Wolf behutsam. „Du arbeitest doch sonst so professionell.“
Nadja verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. „Nein, natürlich nicht, Wolf, was denkst du von mir? Es ist eher etwas Persönliches. Darum bin ich zu euch gekommen.“
Peter rückte etwas näher an Nadja heran und streichelte ihre Schulter. Sie schien das überhaupt nicht zu bemerken, so sehr war sie mit ihren Gedanken beschäftigt.
Wolf Hetzer goss den El Coto in die Gläser und prostete den beiden zu. „Wie möchtet ihr euer Steak?“, fragte er und lenkte das Gespräch erst einmal auf eine andere Ebene. Er hatte bemerkt, dass sich etwas Feuchtigkeit in Nadjas Augenwinkeln gebildet hatte. Sie würde sich schon öffnen, wenn der Moment gekommen war.
„Medium bitte!“, sagte sie und Wolf war froh, dass sich Peter seines üblichen Kommentars enthielt. Er selbst mochte es blutig, aber es war ja nicht unbedingt wahrscheinlich, dass das bei Nadja aufgrund ihres Berufes auch so war. Im Gegenteil. Er konnte sich sogar vorstellen, dass sie es deshalb eher durchgebraten mochte.
Gemütlich und nicht allzu besorgt schlenderte Wolf in die Küche und drehte die Gasflamme am Herd an. Nadja und Peter würden schon gut ohne ihn zurechtkommen. In der Pfanne schmolz er ein Stück Butter ins Olivenöl und gab die beiden ersten Steaks ins heiße Fett. Parallel rührte er eine Vinaigrette an. Die südamerikanischen Kartoffelecken würde er gleich probieren können. Sie waren nahezu fertig. Als er sein Stück Fleisch in die Pfanne gleiten ließ, kamen die Ragdollkater Max und Moritz in die Küche. Der Duft von Gebratenem hatte sie von der Chaiselongue gelockt, die sie sonst nur sehr ungern verließen.
„Nee, nee“, sagte Wolf bestimmt, „da bleibt euch der Schnabel sauber!“ Trotzdem holte er schmunzelnd zwei Leckerchen aus dem Schrank.
Dann rief er nach Peter.
„Musst du mich da wegholen, du Idiot?“, fragte er Wolf, als er in der Küche stand.
„Hast du dich so plötzlich für eine der Damen entschieden?“, konterte dieser.
Peter knurrte.
„Los, hilf mir eben, den Tisch zu decken und das Essen rüberzubringen. Und halt gleich die Klappe. Ich will versuchen herauszufinden, was mit Nadja los ist“, zischte Wolf noch leise hinterher.
„Ja, ja, weiß ich schon. Hast du nicht gemerkt, dass ich vorhin keinen Ton gesagt habe?“, wollte Peter wissen.
„Doch schon, aber du könntest rückfällig werden.“ Wolf nahm den Teller mit den Steaks in die eine und die Schüssel mit den Wedges in die andere Hand.
Das Essen verlief relativ schweigsam, aber der Rotwein tat sein Übriges und lockerte die gespannte Stimmung etwas auf.
Wolf lehnte sich irgendwann zurück und sagte: „Es ist traurig, wenn so ein junger Mensch sein Leben lassen
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