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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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missbraucht hat. Wie haben Sie sie denn nun entdeckt?“
    „Ich habe erst einige Zeit in meinem Raum hier in der Sakristei zugebracht, dann bin ich ins Kirchenschiff gegangen und wollte beim Altar nach dem Rechten sehen. Da fand ich …“ Dohmstreich schluckte.
    „Schon gut“, beruhigte ihn Wolf. „Sie fanden die Organe. Ist Ihnen bei der Anordnung derselben etwas aufgefallen?“
    „Ja, sie waren als Dreieck hingelegt worden, mit irgendwelchen schnurähnlichen Anhängseln waren die Klumpen verbunden. Ich habe zuerst gar nicht begriffen, was das sein konnte. Beim näheren Hinsehen dachte ich an Schlachtabfälle und einen makabren Scherz. Dann schaute ich eher zufällig nach oben. Ich weiß noch, dass ich zusammenzuckte, drei Schritte rückwärts ging und mir dann übel wurde. Als ich mich wieder etwas gefangen hatte, habe ich auf der Bückeburger Polizeiwache angerufen.“
    „Sie haben nichts berührt oder verändert?“ „Nein, ganz gewiss nicht!“
    „Gut! Können Sie mir etwas über die Dreifaltigkeit sagen?“
    „Sicher, aber wie kommen Sie denn jetzt darauf?“, fragte Pastor Dohmstreich. Dann ging ihm ein Licht auf. „Ah, Sie meinen dieses ekelerregende Dreieck habe etwas mit der Dreieinigkeit zu tun. Sie vermuten einen religiösen Hintergrund?“
    „Das tut jetzt nichts zur Sache. Ich kann Ihnen leider keine Auskunft zu den aktuellen Ermittlungen geben. Wir müssen aber in alle Richtungen schauen. Ein Dreieck auf einem Altar sollte jedoch zumindest die Frage aufwerfen, ob es ein Hinweis auf die Heilige Dreifaltigkeit sein könnte oder deren Bedeutung.“
    „Ich verstehe“, sagte Dohmstreich und rieb sich das Kinn. „Im Grunde geht es darum, dass Gott alles in Einem ist. Die Spitzen des Dreiecks sind ,Gott Vater‘, sein Sohn ,Jesus Christus‘ und der ,Heilige Geist‘, aber alles ist Gott. Sie bilden eine Wesenseinheit, die drei sind aus Gott entsprungene Personen, nicht aber drei Gottheiten“, dozierte Dohmstreich.
    „Wie muss ich das begreifen im übertragenen Sinne? Drei Organe können nicht einer Person entnommen worden sein“, überlegte Wolf laut.
    „Vielleicht geht es nicht um das einzelne Organ an sich. Ich weiß ja nicht, was es für welche waren, aber möglicherweise ist deren Bedeutung entscheidend. Bei drei Gehirnen könnte beispielsweise die Seele gemeint sein, bei drei Herzen die Liebe.“ Dohmstreich räusperte sich und holte Wolf damit in die Realität zurück.
    „Da haben Sie gerade etwas sehr Wichtiges gesagt und mir eine Vermutung bestätigt, Herr Pastor. Vielen Dank für Ihre Hilfe! Ist es Ihnen möglich, noch hierzubleiben, falls die Kollegen von der Spurensicherung noch Fragen haben?“
    „Ja, selbstverständlich. Ich bleibe hier in der Sakristei.“

    Wolf verabschiedete sich und informierte Seppi, dass der Pastor warten würde. Der Chef der SpuSi saß in einer Kirchenbank, murmelte kauend und nickte. Sein roter Bart wippte. Seppi hatte grundsätzlich ein Brot dabei, er war auf alle Eventualitäten vorbereitet, wenn er zum Einsatz fuhr.

Wolf
    Der Morgen war frisch. Als Wolf aus der Stadtkirche trat, musste er feststellen, dass es in dem alten Gemäuer fast anheimelnder gewesen war, als jetzt hier im Freien. Obwohl Ostern in diesem Jahr im April war, ließ sich der Frühling Zeit und lockte nur langsam Blätter und Blüten aus den Ästen.
    Während Wolf die Fürst-Ernst-Straße hinauffuhr und an der Grundschule nach links in die Ulmenallee abbog, dachte er an seine Theorie mit der sakralen Komponente. Der Pastor hatte in eine ähnliche Richtung gedacht, genau wie Seppi zuvor. Aber niemand hatte eine Erklärung. Was bezweckte der Täter, was ging in seinem Kopf vor? Was wollte er ihnen mitteilen? Was war seine Botschaft?
    Er tötete Frauen auf brutalste Art mit einem Schnitt, wie er beim Schächten von Tieren angewandt wurde. Das hatte ihnen Nadja erklärt. Die Führung des Messers begann an der linken Halsseite und zog sich bis zur rechten hin. Dabei wurden beide Halsschlagadern und die Luftröhre durchtrennt. Ein schnelles Ende ohne großen Schmerz. Nadja hatte auch erwähnt, dass sämtliche Opfer – bis auf Mathilda – wahrscheinlich vorher mit einem Hieb auf den Hinterkopf bewusstlos geschlagen worden waren. Ein fast zärtlicher Vorgang, dass er ihnen diesen Moment des Dahinscheidens ersparte.
    Bei der ersten Frau hatte er noch probiert. Die Schnitte am Körper, vor allem der vertikale im Unterbauch, waren noch nicht komplett ausgeführt worden.

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