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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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Gedanken nicht bei Loukis und den Überlegungen war, wie sie nur jemals mit ihm zusammensein könnte, konzentrierte
     sie sich darauf, die Bar wieder in Schwung zu bringen. Innerhalb eines Monats nach Yiannis’ Einberufunghatte sie eine kleine Speisekarte zusammengestellt, um Touristen tagsüber ins Café zu locken, und für die Abende hatte sie
     einen Sänger engagiert, der für Romantik bei den Einheimischen sorgen sollte. Als die Soldaten endlich Reißaus nahmen und
     das Ambiente wieder stimmte, suchte sie das Hotel Dome auf der anderen Straßenseite auf. Gekleidet wie eine Geschäftsfrau
     und mit rot geschminkten Lippen überzeugte sie den Direktor davon, gegenseitig füreinander Werbung zu machen. Ihren Gästen
     würde sie sein Hotel empfehlen, und er würde seine Gäste umgekehrt ermuntern, ihren Durst in der Bar zu löschen. Außerdem
     beauftragte sie Christakis und Marios, ihr ein neues Schild zu malen, das sie stolz über die Tür hängte:
Die Perle von Keryneia
.
    Nachdem der Tourismus auf der Insel in den Zeiten der Unruhen so gut wie zum Erliegen gekommen war, wagten sich inzwischen
     sowohl Inselbewohner als auch Touristen wieder nach Keryneia, um die Schönheit des Hafens zu genießen. Die Mutigen riskierten
     sogar den Spießrutenlauf über die Passstraße, andere entschieden sich für den längeren Weg, um einen Bogen um die – wenn auch
     nur noch vereinzelt auftretenden – Heckenschützen zu machen. Mit den Besucherzahlen wuchs auch der Optimismus der Hafenbewohner,
     und überall sah man neue Lokale und Restaurants eröffnen. Keryneia fand zu dem zurück, was es einst gewesen war – wenn auch
     die Türken im Stadtbild fehlten. Im Radio und im Fernsehen wurde weiterhin von aufflammender Gewalt berichtet, doch wurden
     die Gefechte, im Unterschied zu den Vorjahren, zu Kleindarstellern auf der Bühne des Weltgeschehens. Die griechischen Zyprer
     hatten den Sturm überstanden, und die meisten waren darüber so erleichtert, dass sie sich über die festgefahrene politische
     Situation nur am Rande grämten – unternehmerischer Eifer verdrängte den Geist von
enosis
.
    Praxi hätte nie gedacht, dass sie ein Händchen fürs Geschäft haben könnte, doch ein Blick in die Bücher bewies ihr das Gegenteil.
     Sie liebte ihre Arbeit, aus der sie Kraft und neuenLebensmut schöpfte. Einzig, dass Loukis nicht an ihrer Seite stand, trübte ihr Dasein. Dass er nur einen Platz im Schatten
     ihres Lebens einnahm, brachte sie in untätigen Augenblicken schier um den Verstand. Sie liebten einander seit nunmehr vierundzwanzig
     Jahren, vermutlich sogar fünfundzwanzig, wenn man Dhespinas Geschichte von ihrer Schwangerschaft Glauben schenken wollte.
     Doch das Schicksal hatte sich gegen sie verschworen und zwei Narren aus ihnen gemacht – und einer dieser Narren war nun schon
     viel zu lange mit einem Schwachkopf verheiratet.
    Obwohl Yiannis nur zwei Mal im Monat vorbeikam, um den Tag mit Elpida zu verbringen, gab sich Praxi weiterhin dem Vergnügen
     hin, von seinem baldigen Ableben zu träumen. Manchmal traf ihn eine Kugel – immerhin war er in der Nationalgarde –, manchmal
     starb er bei einem Autounfall auf dem Weg nach Keryneia oder an einem Herzinfarkt wegen der vielen Zigaretten und seiner Leibesfülle.
     Praxi war sich nahezu sicher, dass sie für diese Gedanken auf direktem Weg in die Hölle kommen würde, doch wenn sie dafür
     ihr irdisches Leben mit Loukis verbringen dürfte, war es die Strafe allemal wert. Zu ihrem Verdruss blieb Yiannis jedoch weiterhin
     völlig unversehrt und Praxi als Trost lediglich seine flüchtige Verärgerung, als er sah, was sie mit seiner Bar angestellt
     hatte. Als sie ihm stolz die Bücher brachte und er die Umsatzsteigerung zur Kenntnis nehmen musste, zuckte er nur gleichgültig
     mit den Schultern.
    »Soll ich dir etwas zu essen machen?«, fragte sie ihn.
    »Nein, ich esse außer Haus«, erwiderte er.

17
    »Wie heißt du?«
    »Jason. Und du?«
    »Artemis.«
    »Wie die Göttin.«
    »Genau.«
    Elpida setzte sich und warf ihr Haar lässig über eine Schulter. Sie wusste nicht genau, warum sie den Jungen angelogen hatte;
     es kam ihr in diesem Moment einfach lustig vor. Sie hatte ihn nun schon seit über einer Stunde beobachtet und war fasziniert
     von ihm. Er war so weiß wie ein Arztkittel und so unbewegt wie eine Statue. Als sie sich ihm näherte, verspürte sie einen
     überwältigenden Drang, ihn ins Meer zu schubsen. Diesem Drang nachzugeben wäre ein Leichtes

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