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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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einzumarschieren, und der Zorn Griechenlands hatte dabei nicht gerade abschreckend
     gewirkt. Selbst als türkische Flugzeuge über Kokkina einen Bombenhagel niedergehen ließen, war Griechenland wie gelähmt gewesen,
     da das Mutterland weder über die Männer noch die Mittel verfügte, um der Insel zur Hilfe zu eilen. Und was noch wichtiger
     war: Die Türken wussten das.
    Während einer Unterrichtseinheit zum Thema Tapferkeit hielt ein Ortsansässiger und ehemaliger Kämpfer eine ergreifende Rede,
     die sogar Michalakis ein wenig bewegte. Den Worten des Mannes haftete etwas Wahres an, das auf Erfahrung beruhte, und die
     Krücken, an denen er ging, zeugten von denOpfern, die er gebracht hatte. Als der Applaus schließlich verebbte und die Rekruten auseinanderstoben, geschah etwas äußerst
     Merkwürdiges: Der Mann erhob sich von seinem Platz und steuerte direkt auf Michalakis zu, offenbar angenehm überrascht, ihn
     unter den Anwesenden zu entdecken. Als er näher kam, sah er ihn jedoch irritiert an und wandte sich mit finsterem Blick wieder
     ab.
    Obwohl die Ausbildung nicht über die Maßen anstrengend war, stießen einige Rekruten an ihre Grenzen. Am Schießstand setzte
     sich ein dicker Kamerad in einer viel zu engen Uniform dem Gelächter der anderen Männer aus, weil es ihm einfach nicht gelingen
     wollte, das Ziel zu treffen. Michalakis konnte spüren, wie sehr sich der Mann schämte, und auch wenn ihm selbst die raue Atmosphäre
     nichts anhaben konnte, zog er sich zunehmend in seine Gruppe Intellektueller und Marxisten zurück.
    Zu seiner Überraschung fand sich Yiannis in dieser Umgebung gut zurecht. Einst Zielscheibe für Witze und Opfer von Angriffen
     auf dem Schulhof, übernahm er hier in kürzester Zeit die Rolle eines Anführers, und je größer sein Ego wurde, desto lauter
     wurde seine Stimme, mit der er seine Überzeugungen in die Welt hinausposaunte. Michalakis hatte keine Ahnung, wo Yiannis seine
     Informationen hernahm, jedenfalls schien er sich bestens mit den komplizierten Gepflogenheiten des Soldatenlebens auszukennen.
     Obwohl die beiden während ihrer gesamten Zeit im Ausbildungslager nicht ein einziges Wort miteinander wechselten, war Michalakis
     aus unerklärlichem Grund erleichtert, als sie schließlich ihren Truppen zugeteilt wurden: Er kam in eine Infanteriedivision
     in Lefkosia. Yiannis wurde nach Larnaka geschickt.
     
    Die Bar war in einem jämmerlichen Zustand: Die Kerzen waren von den Tischen verschwunden, die Tischdecken entsorgt worden
     und die Beleuchtung einfach scheußlich. Praxi wusste nicht, ob Orte die Fähigkeit besaßen, deprimiert zu sein, wennja, dann stand sie gerade an solch einem Ort. Die gemütliche Atmosphäre, die sie einst geschaffen hatte, war von nackten Glühbirnen,
     Plastikbechern und widerlichen Männern ruiniert worden. Jegliche Wärme war gewichen, die Bar versprühte den Charme einer Militärkantine.
     Die griechischen Offiziere und ihre zwielichtigen Kameraden mussten weg. Und fast augenblicklich begann Praxi, das Geschäft
     ihres Mannes umzukrempeln.
    Frau Televantos’ Beerdigung gab, so traurig das Ereignis auch war, Praxi zumindest die Möglichkeit, zu erklären, warum sie
     das Dorf so überstürzt verlassen hatte. Ihre Situation in Keryneia gestaltete sich zudem um einiges erträglicher als befürchtet.
     Zwei Mal in der Woche besuchten sie die Economidou-Männer in der Bar, und einer von ihnen blieb immer ein paar Minuten länger
     als die anderen. Praxis Erwartungen und Gebete hatten sich also erfüllt: Gott und die Insel hatten einen Schritt nach vorn
     gemacht. Was nicht heißen sollte, dass sie keine Höllenqualen litt, Loukis so nah bei sich und doch so weit entfernt zu wissen.
     Zum Glück allerdings hatten Georgios und Christakis offenbar den Plan ausgeheckt, um Loukis einen Vorwand zu liefern, Zeit
     in der Bar und damit in der Nähe seiner Tochter zu verbringen. Wenn Praxi die anderen Gäste nach Feierabend aus dem Lokal
     trieb, plauderten sie einfach weiter, damit Loukis und sie sich in Ruhe voneinander verabschieden konnten.
    »Ich komme mir vor wie ein Gefängniswärter«, brummte Christakis eines Abends, während sie wieder einmal auf den Jüngsten warteten.
     Georgios nickte, behielt seine Gedanken jedoch für sich, denn er war innerlich zerrissen zwischen dem Wunsch, dass sein Sohn
     endlich losließ und weiterzog, und dem Bedürfnis, ihn zu beschützen, da er wusste, er würde nie loslassen können.
    Wenn Praxi in

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