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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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aber mich würde Yiannis zur Weißglut treiben mit seinem ganzen EOKA
     hier, EOKA da.« Praxi ließ die Axt nach unten krachen und hätte den Holzklotz fast in der Mitte gespalten, aber eben nur fast.
    »Du weißt, dass Yiannis, wenn er das Café in Keryneia aufmacht, so wie er sagt, ein ziemlich guter Fang ist – ein Geschäftsmann
     und so.«
    » Wenn
er ein Café aufmacht … Ich meine, wo soll er denn das ganze Geld dafür hernehmen? Wirklich, du solltest diesem Angeber nicht
     alles glauben, was er dir erzählt.«
    »Na, gut – wenn also nicht Yiannis, wer soll dann dein Freund sein?«
    Praxi zögerte und fummelte an der Axt herum, löste sie aus dem Holzklotz. Ihr war überhaupt nicht danach, dieses Gespräch
     zu führen, schon gar nicht mit Maria. Sie schaffte es zurzeit kaum, einen klaren Gedanken zu fassen, alles war so verworren
     und seltsam.
    »Komm schon«, drängte Maria und sah Loukis dabei direkt in die Augen. »Wer soll dein Freund sein? Was ist mit Loukis?«
    »Oh, werd endlich erwachsen, Maria! Loukis ist ein Freund, mehr nicht. Er ist noch ein Junge, Herrgott noch mal!«
    Praxi schwang die Axt über ihren Kopf und ließ sie krachend nach unten sausen. Holzsplitter flogen ihr um die Füße. Sie hasste
     sich bereits im selben Moment für ihre Worte, denn sie klangen wie Verrat. Und hätte sie sich umgedreht, statt einen neuen
     Holzklotz vor sich aufzustellen, hätte sie sich nur noch mehr verabscheut.
    Langsam kehrte Loukis Maria den Rücken und ging schweigend davon.
     
    Es war fast Mitternacht, als Frau Economidou an die Tür hämmerte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her.
    »Loukis?«, wollte sie von Praxi wissen und drängte sich an ihr vorbei ins Haus. Verzweifelt suchte sie den Raum mit den Augen
     nach ihrem Sohn ab. »Hast du Loukis gesehen?«
    Nicht ohne Gewissensbisse gestand Praxi, dass sie ihn seit mehreren Tagen nicht gesehen hatte.
    »Er ist nicht nach Hause gekommen, und ich weiß nicht, wo er ist!«, stieß Dhespina keuchend hervor. »Da lag nur diesesGeld auf dem Tisch, als ich aus meinem Arbeitsraum zurückkam, und ich hab mir nichts weiter dabei gedacht, habe angenommen,
     dass Georgios es aus irgendeinem Grund dort liegen gelassen hatte, aber es ist weder von ihm noch von Marios. Es kann also
     nur Loukis gehören, aber ich kann ihn nicht fragen, weil er nirgendwo zu finden ist. Ich muss ihn finden, Praxi! Er ist die
     ganze Nacht nicht zu Hause gewesen. Ich muss ihn finden!«
    Praxis Mutter Elena eilte auf ihre Freundin zu, nahm sie fest in den Arm und redete beruhigend auf sie ein.
    »Ganz ruhig, meine Liebe. Mach dir keine Sorgen, wir finden ihn. Keine Angst. Es gibt bestimmt eine ganz einfache Erklärung,
     ganz sicher. Komm, Praxi, zieh dir deine Jacke an, Kind.«
    Praxi nahm ihre Jacke vom Haken, streifte sie über ihr Nachthemd und folgte den Frauen aus dem Haus. Ihre Mutter hatte Dhespina
     einen Arm um die Schulter gelegt und bemühte sich, sie beide in ihr Wolltuch zu wickeln. Laut riefen sie Loukis’ Namen und
     eilten ins Zentrum des Dorfs.
    Als sie den Dorfplatz erreichten, um den sich eine Handvoll kleiner Läden gruppierte, hörten sie das Geräusch näher kommender
     Fahrzeuge. Plötzlich wurden Scheinwerfer eingeschaltet, die die Dunkelheit durchbrachen und sie blendeten. Praxi legte schützend
     ihre Hand vor die Augen und sah den Umriss eines Mannes auf sie zulaufen. Als er näher kam, erkannte sie seine Uniform. Wenige
     Schritte hinter ihm folgten zwei weitere, schwerbewaffnete Soldaten. In ihren blassen Gesichtern war erstauntes Vergnügen
     zu lesen.
    »Guten Abend, Ladys«, sagte der Mann und nahm eine autoritäre Haltung ein. »Spricht eine von Ihnen vielleicht Englisch?«
    »Ich spreche Englisch«, meldete sich Praxi und trat einen Schritt vor.
    »Was sagt er?«, fragte ihre Mutter.
    »Er will wissen, ob wir Englisch sprechen«, erklärte Praxi.
    »Englisch!«, fauchte Dhespina. »Eher würde ich mir die Zunge herausschneiden!«
    Der Soldat hustete, und Praxi wandte sich wieder ihm zu.
    »Nun, vielleicht möchten mir die jungen Damen erklären, was sie zu dieser nächtlichen Stunde hier draußen machen – wo wir
     doch längst Sperrstunde haben?«
    »Wir suchen jemanden«, sagte Praxi.
    »Was sagt er?«, fragte Elena.
    »Er will wissen, warum wir nach der Sperrstunde noch unterwegs sind«, übersetzte ihre Tochter.
    »Sperrstunde! Zum Teufel mit ihrer Sperrstunde! Das ist unser Land, und wir gehen verdammt noch mal hin, wo wir wollen

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