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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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sich Elpida zu Wort, woraufhin Praxi Frau Televantos einen vielsagenden Blick zuwarf, den die
     alte Frau mit einem mitfühlenden Nicken beantwortete.
    »Ganz recht, liebe Praxi, deine eigenen Bedürfnisse müssen hinter denen deines Kindes zurückstehen.«
    »Und dann die anhaltenden Unruhen und der drohende Einmarsch der Türkei …«, fuhr Praxi fort.
    »Nein, nein, du hast völlig recht«, bekräftigte Frau Televantos. »Es ist kein Platz für Romantik im Schatten des Krieges.«
    Loukis und Praxi warfen sich einen innigen Blick zu, und Elena geriet immer mehr ins Schwitzen. »Bleibt einem hier denn gar
     nichts erspart?«, murmelte sie und trug ihren Teller zur Spüle.
    »Wisst ihr was? Ich hätte Lust auf ein bisschen frische Luft«, verkündete Praxi und erhob sich von ihrem Stuhl.
    »Darf ich mitkommen?«, fragte Elpida.
    »Ja, natürlich.«
    »Ich komme auch mit«, erklärte Loukis.
    »Ich auch!«, rief Elena, der bei dem Gedanken an Frau Televantos’ loses Mundwerk ganz übel wurde.
    »Ich begleite euch bis zum Friedhof«, sagte Marios.
    »Ach, dann leiste ich euch auch Gesellschaft«, schloss sich Georgios an.
    »Ich bin ebenfalls dabei«, ließ Andreas wissen.
    »Darf ich auch mit, Papa?«, fragte Niki.
    »Aber klar,
mikri mou

    Und so verließen nacheinander alle den Raum und ließen eine verdutzte Frau Televantos zurück, die sich nun geräuschvoll daran
     machte, die Walnussreste aus ihren dritten Zähnen zu saugen. Dhespina und ihre Schwester räumten die Teller ab und trugen
     sie in die Küche, von wo aus sie dem Strom der Gäste nachblickten.
    »Glaubst du, dass Loukis und Praxi …?«, flüsterte Lenya, beendete den Satz aber nicht.
    »Natürlich nicht!«, erwiderte Dhespina entschieden. »Das würden sie niemals tun. Sie sind einfach nur … Meine Güte, sie haben
     gerade erst wieder angefangen, miteinander zu sprechen. Und davon mal ganz abgesehen, wie sollten sie das überhaupt anstellen?
     Loukis könnte sich vielleicht so frei bewegen, wie er wollte, aber Elena passt auf Praxi auf wie ein Schießhund.«
    »Ja, natürlich. Entschuldige. Es war nur, weil ich dachte, Elena wäre eben beinahe vor Verlegenheit gestorben, als Frau Televantos
     nach Yiannis fragte.« Lenya griff nach einem Tuch, um die Teller abzutrocknen, die Dhespina zu spülen begonnen hatte. »Ich
     meine, es ist einfach merkwürdig, dass eine Frau im Haus ihrer Mutter lebt, wenn ihr Mann gerade mal zehn Minuten die Straße
     runter wohnt – und das bei Praxis Vorgeschichte mit Loukis … Wirklich, die beiden müssen vorsichtig sein, Dhespo. Die Leute
     werden anfangen zu reden, zu Recht oder zu Unrecht. Praxi ist eine verheiratete Frau.«
    »Ich verstehe dich ja, Lenya, aber hat nicht ein kleiner Teil in dir auch das Gefühl, dass die Dinge jetzt wieder so sind,
     wie sie sein sollten?«
    »Wieso? Weil die beiden wieder Freunde sind?«
    »Ja.«
    »Heilige Mutter Gottes, Dhespo! Du bist ja noch unmöglicher als die beiden selbst. Nein, die Dinge sind nicht wieder beim
     Alten. Loukis und Praxi sind keine Kinder mehr, sie sind erwachsen und tragen Verantwortung. Und sollten sie mehr tun, als
     nur miteinander zu reden, begehen sie die schrecklichste aller Sünden. Was nicht heißen soll, dass ich meine, sie gingen so
     weit, aber die Versuchung wird auf jeden Fall da sein. Also bitte, Dhespo, behalte sie im Auge, denn so sicher, wie ich mein
     zweites Kind unter dem Herzen trage: Die Leute werden reden.«

15
    Ein blonder Haarschopf erregte Loukis’ Aufmerksamkeit. Das Kind lief in einem wahnwitzigen Tempo davon.
    »Ist das Niki?«
    Elpida warf einen Blick über den Zaun und nickte.
    »Wo rennt sie hin?«
    »Ich glaube, sie rennt nicht irgendwohin, sondern vor irgendwas weg«, überlegte Elpida laut.
    Loukis legte das Jagdgewehr ab, das er gerade reinigte, und wartete auf eine Erklärung. Elpida zuckte mit den Schultern und
     verzog die Mundwinkel auf eine Art, die ihm nur allzu bekannt vorkam.
    »Ich hab ihr gesagt, dass es hier Schlangen gibt.«
    »Tut es ja auch«, bestätigte Loukis.
    »Ja, aber ich hab ihr auch gesagt, dass sie einen Mordshunger auf kleine Mädchen hätten und versuchen würden, sie zu fressen.«
    »Du bist doch selbst ein kleines Mädchen.«
    »Wohl kaum, Loukis der Wolf, ich werde in ein paar Monaten acht. Niki ist noch nicht mal sechs.«
    »Oh, na dann ist sie wirklich noch ein kleines Mädchen.« Loukis nahm wieder sein Gewehr zur Hand und reinigte es weiter. Er
     fragte sich, ob er einschreiten

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