Schattenturm
an.
»Ja, ich musste mich zwischen dir und Vincent entscheiden«, erklärte sie. »Für eine Mutter ist das nicht einfach. Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens. Ich dachte, du wärst erwachsen und brauchtest deine Mutter nicht mehr.«
»In dem Punkt hast du Recht«, sagte Duke. »Aber in einem anderen Punkt irrst du dich. Du hast dich nicht für Vincent entschieden, Mom. Du hast dich immer nur für dich entschieden.«
Donnie umfasste die Taille der Brautjungfer und wirbelte sie herum, als er zu Duke zurückkehrte.
»Sie wollte mich «, sagte er.
»Klar«, erwiderte Duke. »Und danke, dass du dich um alles gekümmert hast.«
»He«, sagte Donnie. »Wer ist denn der Typ da in dem blauen Hemd und mit dem Cowboyhut? Ist das nicht Vincent Farraday, der Sänger? Und wer ist die Frau neben ihm? Die in dem lilafarbenen Kostüm?«
»Pretty Woman«, sagte Duke. »’ne Nutte.«
29.
»Es gibt Gerüchte, dass Sammi Rawlins zu Hause ein paar Jobs gemacht hat«, sagte Joe.
»Jobs? Wie hab ich das zu verstehen?«, fragte Duke.
»Nun, mit der Hand, mit dem Mund …«
»Wenn Sie mir damit sagen wollen, dass meine Frau eine Nutte ist, reden Sie Scheißdreck, Mann.«
»Wer hat was von Nutte gesagt? Ihre Frau war einem Mann hundert Prozent treu, seitdem Sie im Knast saßen. Aber leider waren nicht Sie dieser Mann, sondern ein anderer.«
»Sie reden Schwachsinn.«
»Das Beste kommt erst noch«, sagte Joe. »Wollen Sie wissen, wer der Typ war? Also, mich an Ihrer Stelle würde das brennend interessieren. Haben Sie Ihre Frau schon gesehen, seit Sie aus dem Knast sind?«
»Sie ist bei ihrer Mutter und … Mensch, warum rede ich überhaupt mit Ihnen? Warum höre ich mir diesen Blödsinn an?«
»Wachen Sie auf, Rawlins. Ihre Frau hat für einen anderen die Beine breit gemacht, als Sie im Knast saßen und eine Hand auf Ihren …«
»Halten Sie das Maul!«, brüllte Duke. »Ich glaub Ihnen kein Wort! Sie sollten endlich die Schnauze halten, Sie Scheißbulle. Noch ein Wort, und ich bringe Ihre Frau um!«
Joes Herz klopfte laut. Jetzt hatte er einzig und allein erreicht, dass dieser Irre völlig den Verstand verlor. Detective O’Connor stand vor den Beamten der Drogenfahndung.
»Ich habe die Nase voll von unseren Misserfolgen«, sagte er. »Diese Dealer sind uns immer einen Schritt voraus. Wir tauchen auf, sie aber nicht. Sie tauchen nicht auf, wir aber.« Sein Blick glitt durch den Raum und blieb auf den gelangweilten, müden Gesichtern der Beamten haften.
»Wacht endlich auf !«, rief er laut. Einige Männer zuckten zusammen.
O’Connor schüttelte den Kopf. »Mein Gott, Leute, seht euch doch mal an.«
Die Männer ruckten unruhig auf ihren Stühlen.
»Was passiert«, fuhr O’Connor fort, »wenn ein Plan nicht funktioniert? Was tun Sie dann? Owens?«
»Hm … wir ändern den Plan?«
»Man lässt den Plan fallen und stellt einen neuen auf«, rief jemand von hinten.
»Oder man hat gar keinen Plan«, sagte O’Connor. Die Männer blickten ihn verständnislos an. »Ich will, dass Sie alle darüber nachdenken, welche Überraschungsschläge wir führen könnten«, fuhr er fort. »In den nächsten zehn Minuten nennt jedes Team mir drei Stellen in der Stadt, die besagtes Team im Lauf des Tages observiert, damit uns endlich einige von diesen Dreckskerlen ins Netz gehen. Ich will keine großartig ausgearbeiteten Pläne, nur einen Ort, der von jeweils zwei Leuten observiert wird.«
Zehn Minuten später rumpelten die Stühle, als die Männer aufstanden und zu ihren Wagen gingen.
Als Joe nach dem Gespräch mit Rawlins den Hörer auflegte, hörte er Stimmen im Untergeschoss.
»Hallo? Wer ist da unten?«, rief Joe. Er lief in die Diele und lehnte sich an die Tür, die zu Shauns Zimmer führte.
Shaun kam die Treppe herauf und öffnete die Tür einen Spalt. »Ich bin’s«, sagte er verwirrt. »Und Ali. Warum?«
»Ich hab dir nicht erlaubt, heute jemanden mit nach Hause zu bringen.«
»Ich habe ihr nichts von Mom gesagt, wenn du das meinst.«
»Schick sie wieder nach Hause.«
»Was ist los, Dad?«
»Du hast mich gehört«, rief Joe. »Bring sie weg!«
Shaun zuckte zusammen. »Okay, okay.«
Er stieg die Treppe wieder hinunter.
Joe ging im Wohnzimmer auf und ab. Er hörte, dass Ali durch die Eingangshalle lief.
»Hi, Mr Lucchesi«, rief sie.
»Wohin gehst du?«, fragte Joe.
Shaun, der hinter Ali stand, starrte seinen Vater an, als hätte dieser den Verstand verloren.
»Sie geht nach Hause«, sagte
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