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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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anhalten sollen, Sie Idiot.« Er unterbrach die Verbindung.
    Joe atmete mehrmals tief durch, um sich zu beruhigen. Wieder ließ er den Blick in die Runde schweifen. Von den Klippen oberhalb des Hafens konnte man nur einen kleinen Teil des Dorfes sehen. Und die Abzweigung nach Shore’s Rock war nach der ersten Kurve außerhalb des Ortes nicht mehr zu sehen. Duke Rawlins hätte Joes Wagen also nur beobachten können, als er vor Danahers Kneipe gehalten hatte, um die Frau aussteigen zu lassen. Oder Rawlins hatte niemals die Absicht gehabt, Anna hierher zu bringen, und hatte Joe von einer ganz anderen Stelle aus beobachtet.
    Joe sprang in den Jeep und fuhr denselben Weg zurück, den er gekommen war. Unterwegs hielt er mehrmals, ging an den Bäumen am Straßenrand entlang und suchte nach Hinweisen, dass Duke Rawlins hier gewesen war. Der Gedanke, Anna könnte die ganze Zeit nur ein kurzes Stück von ihm entfernt gewesen sein, war ihm unerträglich. Doch er konnte sich nicht vorstellen, wie Rawlins das angestellt haben sollte.
    Joe bog nach Shore’s Rock ab und fuhr langsam den Pfad zum Haus und zum Leuchtturm hinauf. Nachdem er das Haus betreten hatte, rief er sofort in der Polizeiwache an.
    »Frank, hier Joe. Ich wollte nur wissen, ob die Frau ins Krankenhaus gebracht wurde.«
    Schweigen.
    »Frank?«
    »Welche Frau?«, fragte Frank verwundert.
    »Die ich vor Danahers Kneipe abgesetzt und zu euch aufs Revier geschickt habe. Sie hatte eine Schnittwunde. Ich habe ihr gesagt, sie soll zur Wache gehen. Du oder Richie solltet sie ins Krankenhaus bringen. Ich musste … mein Gott, hoffentlich war sie nicht schlimmer verletzt, als ich dachte, und hat es gar nicht bis zur Wache geschafft.«
    »Was redest du denn da, Joe? Ich war den ganzen Tag hier. Hier war niemand, und auf der Straße hat keine Frau schlappgemacht. Sag mal, ist alles in Ordnung?«
    Joe sah vor dem geistigen Auge, wie die Frau auf dem Bürgersteig lag und verblutete. Dann stellte er sich vor, wie Frank in der Wache am Schalter stand. Den Bruchteil einer Sekunde später traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag.
    »Ich muss Schluss machen, Frank.«
    Joe ging ins Arbeitszimmer, schnappte sich das Buch über die Wüstenbussarde, überflog das Inhaltsverzeichnis und schlug die Seite auf, die er gesucht hatte. Mit dem Finger fuhr er die Zeilen entlang:
    Jagt gemeinsam … arbeitet im Paar … beobachtet aus großer Höhe … Der einer schreckt die Beute auf, der andere greift sie an …
    Erneut rief Joe in der Wache an.
    »Das vorhin tut mir Leid, Frank«, sagte er. »Ich bin ein bisschen durcheinander. Dieses vermisste Mädchen aus Tipperary … du hast das Bild von ihr am schwarzen Brett, oder?«
    »Ja«, sagte Frank. »Warte … Siobhàn Fallon.«
    »Die meine ich. Könntest du dir das Bild genauer anschauen und mir sagen, ob sie besondere Merkmale hat?«
    »Ein großes Muttermal auf der linken Schulter, ein Piercing im Bauchnabel und drei goldene Ringe im rechten Ohr.«
    Joe spürte die Hitze in seine Wangen steigen. Übelkeit befiel ihn. Dann packte ihn wahnsinnige Wut.
    Er bedankte sich bei Frank und legte auf, ehe der Sergeant ihm Fragen stellen konnte.
    In der Wache drehte Frank sich zu Richie um. »Komisch. Joe wollte wissen, welche besonderen Merkmale das Mädchen aus Tipperary hat.« Er zeigte auf das Foto der jungen Frau und runzelte die Stirn. »Verstehst du das?«
    Shaun kam zum Mittagessen nach Hause und wollte am Nachmittag nicht in die Schule zurück. Er hatte gehofft, Anna würde zurück sein, doch das Haus war noch immer kalt und leer. Er setzte sich in die Küche, war aber nicht in der Lage, sich etwas zu essen zu machen. Als es klingelte, hob er den Blick. Er konnte auf gar keinen Fall die Tür öffnen. Er musste sich an die Abmachung halten. Es klingelte erneut; dann klopfte jemand laut.
    »Mrs Lucchesi?« Der Mann hatte einen starken Dubliner Akzent. Shaun ging zur Tür und fragte sich, was er tun sollte. Durch die Glasscheibe konnte er den Mann erkennen. Er winkte mit einem Klemmbrett und zeigte darauf. Shaun hätte beinahe gelacht. Dieser kleine, dicke Auslieferungsfahrer stellte mit Sicherheit keine Gefahr dar.
    Shaun öffnete die Tür. »Ich bringe die Luftballons«, sagte der Mann.
    Shaun starrte ihn verwirrt an.
    »He«, sagte der Mann und schaute auf sein Klemmbrett. »Die Überraschung ist doch nicht für dich, oder?« Er las den Auftrag durch, musterte Shaun und lachte. »Nein. Wie vierzig siehst du nicht aus.«
    »Das ist mein Dad. Die

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