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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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und trat zur Seite, um den Jungen ins Haus zu lassen.
    Donnie lief in die Küche und wurde von einem Gestank empfangen, der ihm für einen Moment den Atem raubte. Die Herdklappe war geöffnet. Darauf lag ein Backblech, auf dem verbrannte Kekse dampften. Ein paar waren zu Boden gefallen.
    »Das Blech war zu heiß«, sagte Wanda. »Ich hab’s nicht rechtzeitig aus dem Ofen gezogen.«
    »Ich wette, die Kekse schmecken trotzdem gut«, sagte Donnie.
    Wanda lachte auf. »Und ich bin Martha Stewart.«
    Duke lag unter einer dünnen Decke auf der Seite. Sein Gesicht war blass, und auf seiner Stirn funkelten Schweißperlen.
    »Hi«, sagte Donnie. »Wie geht’s?«
    Duke versuchte zu sprechen, doch seine Lippen klebten aufeinander. Er wischte sich über den Mund und brachte mühsam hervor: »Geht so. Meine Kehle brennt.«
    »Deine Kehle?«, sagte Donnie. »Ich dachte, du hättest dir den Kopf gestoßen.«
    »Hab ich auch.«
    »Bist du vom Baum gefallen, oder was?«
    Duke zögerte. Er öffnete den Mund und schloss ihn schnell wieder.
    »Mann, was bist du für ein Trottel.«
    Wanda hielt einen Daumen unter die Nasenlöcher, schnupfte die Prise Kokain, stand vom Küchenstuhl auf und schlüpfte in die Pantoffeln. Sie nahm das Backblech und schlurfte damit in Dukes Zimmer.
    »Sieh mal, was ich für dich gemacht habe, Liebling.« Wanda blickte ihren Sohn mit großen Augen an und lachte. »Um meinen kleinen Prachtkerl aufzumuntern.« Duke musste den Kopf heben, damit er einen Blick auf seine Mutter werfen konnte. Sie sah irgendwie … verrückt aus. »Sie sind nicht besonders gut geworden«, sagte sie und schaute auf die Plätzchen. »Mom kann nicht backen.« Sie lachte wieder dümmlich.
    »Ich unterhalte mich gerade mit Donnie«, sagte Duke.
    »He, du kleiner Scheißer! Willst du deiner Mama nicht mal danke sagen?«, fragte sie mit schroffer Stimme.
    »Danke, Mama«, murmelte Duke.
    »Puh«, sagte Wanda und trat ans Bett. Als sie eine Seite des Backblechs losließ, rutschten die Plätzchen auf den Boden. Wanda kauerte sich hin, betrachtete sie und hob ein paar auf.
    »Hier ist ein Schokoladenstückchen«, sagte sie, hob einen verbrannten Krümel hoch und hielt ihn an Dukes Mund. Er vergrub den Kopf in den Kissen.
    »Nein!«, rief er. »Ich will nicht.«
    »He, kein Grund, gleich zu schreien! Willst du den Keks, Donnie?«, fragte Wanda, doch er zerbröckelte bereits zwischen ihren Fingern. »Ups.«
    Plötzlich hob sie eine Hand. »Pst«, sagte sie und lauschte. »Pssst.«
    Sie hörten das Knacken von Zweigen. Jemand näherte sich der Haustür. Ein Schatten fiel aufs Rollo.
    »Donnie, du bleibst hier, wo du bist. Ich bekomme Besuch«, sagte Wanda, strich ihr blondes Haar glatt und verteilte dabei schwarze Krümel darauf. Dann verließ sie das Zimmer und ging in die Küche.
    Westley Ames stand in der Tür.
    »Hi, Wanda«, sagte er. »Komme ich ungünstig?«
    »Du hättest anrufen sollen, Westley. Aber ist schon okay.«
    »Ich habe supermäßigen Stoff für dich«, sagte er. Wanda sah, dass er die Hand in seiner Jackentasche ballte. »Du siehst wahnsinnig interessiert aus.« Er gluckste.
    »Duke hat sich den Kopf gestoßen, Westley«, sagte Wanda. »Er liegt im Bett. Es geht jetzt nicht.«
    Westleys Augen funkelten wütend; sein Lächeln erlosch. Wieder ballte er die Hand um den kleinen Beutel in seiner Jackentasche.
    »Komm morgen wieder, Westley«, sagte Wanda und schloss die Tür. »Oder heute Nacht«, rief sie ihm durch das geöffnete Fenster hinterher.

5.
     
    »Überraschung!«, rief Joe, der eine große Kiste in die Küche trug. »Der beste Abbeizer der Welt. Ein Tipp von Danny. Das wird den Dreck von den Wänden des Laternenraums lösen, hoffe ich.« Er stellte die Kiste neben den Hintereingang. Anna eilte zu ihm, warf sich in seine Arme und schlang die Beine um seine Hüften.
    »Hallooo«, sagte sie. »Willkommen zu Hause bei deiner Frau.«
    »Ein toller Empfang. Ich sollte öfter verreisen.«
    Anna schüttelte den Kopf. »Nein, nein, nein! Nie wieder.« Sie bedeckte sein Gesicht mit Küssen.
    »Ich hab dich vermisst«, sagte Joe. »Viel zu sehr.«
    »Wie hat Giulio deine überstürzte Abreise aufgenommen?«, fragte Anna.
    »Was sollte er machen? Er wusste, dass ich einen guten Grund hatte, sauer zu sein. Irgendwie schafft er das jedes Mal, und das weiß er auch.«
    »Er ist ein komischer Kauz.«
    »Ja. Und ich habe seine Gene geerbt.«
    »Keine Bange. Das vergesse ich nie.«
    »Es wird einige Zeit dauern«, sagte Joe und

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