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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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bewegt!«, rief Wanda. »Komm, Baby, komm schon. Komm zurück zu mir«, rief sie schluchzend, presste Dukes Kopf an ihren Bauch und nässte sein Gesicht mit ihren Tränen.
    Sie bekam keine Antwort.
»Was ist mit dir?«, schrie sie und rüttelte an Dukes Schultern. Doch der Junge war so sehr geschwächt, dass er gar nicht wusste, wie ihm geschah.
    »Beruhige dich, Wanda«, sagte der Fahrer. »Bleib ruhig, oder die Reise ist für ihn zu Ende.«
    Den Rest der Fahrt schwieg Wanda und wiegte Duke in ihren verkrampften Armen. Seine nackten Beine baumelten über den Rand des Sitzes.
    Zehn Minuten später hielten sie auf einem Parkplatz. Wanda stieß die Tür auf und quälte sich aus dem Wagen, Dukes leblosen Körper auf den Armen. Sie taumelte durch eine große Tür in eine hell erleuchtete Eingangshalle. Duke öffnete kurz die Augen und erhaschte einen flüchtigen Blick. Krankenhaus , dachte er.
    »Was bringst du ihn ins Haus, du dämliche Schlampe?«, zischte Hector Batista und schlug die Wohnzimmertür hinter sich zu. »Ich hab dir doch gesagt, durch den Hintereingang. Wer glaubst du, wer du bist?« Kopfschüttelnd starrte er auf das Erbrochene auf Dukes T-Shirt, packte Wandas Ellbogen und stieß sie grob durch eine andere Tür in ein angrenzendes Zimmer. Dann winkte Hector dem Fahrer des Pick-ups, ihnen zu folgen.
    Grelles Neonlicht durchstach die Dunkelheit in dem schmutzigen Raum. Die Lampe hing über einem Metalltisch in der Mitte. Wanda legte Duke auf den Tisch, beugte sich zu ihrem Sohn hinunter und drückte ihn an sich. Hector stieß sie grob zur Seite, schob die Lider des Jungen mit Daumen und Zeigefinger auseinander und leuchtete ihm mit einer Stablampe in die Augen.
    »Pupillen okay«, sagte er. »Was ist passiert?«
    Niemand antwortete ihm.
    »Du hast am Telefon gesagt, er hätte sich den Kopf gestoßen. Ist das alles, worauf ich ihn untersuchen muss?«, fragte Hector.
    »Ja«, sagte der Fahrer.
    Hector wrang im Spülstein einen schmutzigen Lappen unter kaltem Wasser aus, kam zurück und legte Duke den Lappen auf die Stirn. Der Junge öffnete die Augen.
    »Kannst du dich erinnern, was passiert ist?«, fragte Hector.
    Duke versuchte, den Kopf zu schütteln.
    »Weißt du, welcher Tag heute ist?«, fragte Hector.
    »Freitag«, flüsterte Duke.
    »Wer ist der Präsident der USA?«
    »Das weiß er sowieso nicht«, sagte Wanda.
    »Ronald Reagan«, sagte Duke.
    »Der Junge ist okay«, sagte Hector. »Hat bloß ’ne Gehirnerschütterung. Weck ihn heute Nacht ab und zu und überzeug dich davon, dass sein Zustand sich nicht verschlechtert. Achte darauf, dass er in den nächsten Wochen nicht herumtobt. Er braucht Ruhe.«
    Duke bewegte langsam den Kopf, um seine Mutter anzuschauen. In diesem Moment trat der Fahrer des Pick-ups hinter ihr hervor. Duke riss in panischer Angst die Augen auf und öffnete den Mund, um zu schreien, doch Hector drückte ihm rasch eine Hand auf die aufgerissenen Lippen. Duke krümmte sich unter dem Druck der Handfläche; sein gehetzter Blick zuckte umher. Er bekam kaum Luft.
    »Schrei nicht, dann nehme ich die Hand weg«, sagte Hector, der sich über den Jungen beugte. Er hielt Duke den Mund zu, bis er sich beruhigt hatte und alle Energie aus seinem zitternden Körper gewichen war.
    Hector spähte zum Fahrer hinüber. »Los niños pequeños hacen mucho ruido« , sagte er.
    »Ich kann kein Spanisch«, sagte der Fahrer.
    Hector ging zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: »Kleine Jungen machen viel Krach.« Er lachte.
    Duke fing an zu weinen. Einen Augenblick später spürte er die Hand des Fahrers im Nacken.
    »Hör auf zu jammern, Dukey.«
    Duke zitterte. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass Huh-Huh in sein Zimmer gekommen war, sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihn gestürzt und seinen Kopf immer wieder gegen die Wand geschlagen hatte. Dass er schließlich das Bewusstsein verloren hatte und auf dem Bett liegen geblieben war, wusste Duke nicht mehr.
    Wanda Rawlins hörte ein leises Klopfen an der Haustür. Vorsichtig öffnete sie. Dicke weiße Rauchschwaden trieben aus der Küche nach draußen.
    »Morgen, Mrs Rawlins«, sagte Donnie. »Ist Duke da?«
    »Duke hatte gestern einen Unfall. Er liegt im Bett.«
    »O Mann. Was ist denn passiert?«
    »Nichts Schlimmes. Er hat sich den Kopf gestoßen.« Sie lächelte. »Ihr seid mir schon welche. Ihr wisst, wie man eine Mutter in Angst und Schrecken versetzt.«
    »Kann ich ihn besuchen?«, fragte Donnie.
    »Aber nur ein paar Minuten«, sagte Wanda

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