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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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verschwunden. Shaun hatte sie abgenommen, als er sich in Katie verliebt hatte.
    Vor dem geöffneten Kleiderschrank blieb Joe stehen und starrte auf die Kartons auf dem obersten Regalbrett, die mit Fotos, Spielzeug und Erinnerungsstücken voll gestopft waren. Joe nahm einen der Kartons und schüttelte ihn.
    Das Knarren der Treppenstufen hörte er nicht.
    »Was machst du hier?«, rief Shaun von der Tür.
    Joe fuhr herum. »Shaun …«
    Der Junge lief die letzten Stufen hinunter und riss seinem Vater den Karton aus der Hand.
    »Was soll das? Was schnüffelst du in meinen Sachen herum?«
    »Ich habe nur …«
    »Spioniert?«
    »Nein«, verteidigte Joe sich. »Ich …«
    »Du bist echt ein Arsch.«
    »Pass auf, was du sagst.«
    Shaun schnaubte vor Wut. »Es geht hier nicht darum, was ich sage. Du verletzt meine Privatsphäre. Du würdest nicht mal das Haus eines asozialen Drogensüchtigen ohne Durchsuchungsbeschluss durchwühlen, aber bei mir … Was suchst du eigentlich?«
    »Ich weiß es nicht. Ich möchte helfen , Shaun. Du willst doch auch wissen, was mit Katie geschehen ist.«
    »Da hast du verdammt Recht«, gab Shaun wütend zurück. »Aber wenn die Antwort in meinem Zimmer zu finden wäre, hätte ich sie längst entdeckt. Du siehst immer nur das Schlechte in den Menschen. Sogar bei deinem eigenen Sohn. Und ich dachte, du hättest deinen Scheißjob zumindest vorübergehend an den Nagel gehängt!«
    Joe setzte sich an den Küchentisch. Seine Nerven waren angespannt. Was war er für ein Vater? Dabei war dieses Jahr in Irland das bisher beste gewesen, das er mit Shaun verlebt hatte. Deshalb wollte er um jeden Preis verhindern, dass ihr gutes Verhältnis zerstört wurde. Dass Shaun ihn vorhin beim Herumschnüffeln erwischt hatte, war ihm unangenehm. Noch schlimmer aber war, dass ihn entsetzliche Gedanken gequält hatten, als er Shauns Zimmer betreten hatte.
    Und warum ging ihm die Aussage von Mae Miller nicht aus dem Kopf, von der Frank ihm erzählt hatte? Hatte sie Katie und Shaun an dem schicksalhaften Abend tatsächlich in der Nähe des Hauses der Grants gesehen, und hatte sie diesen rätselhaften Schrei wirklich gehört? Joe kannte die alte Frau kaum, fragte sich aber, ob sie die Wahrheit gesagt hatte oder etwas verheimlichte.
    Plötzlich schoss ihm ein Name durch den Kopf. Kurz entschlossen stieg Joe in seinen Jeep und fuhr los. Es war kurz vor halb zwölf – also ungefähr die Zeit, als Katie an dem verhängnisvollen Abend nach Hause gegangen war. Kaum war Joe aus dem Wagen gestiegen, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Allein schon das Zuklappen der Autotür hatte einen Hund zum Bellen gebracht. Hatte der Hund denn nicht auch gebellt, als Katie diesen Weg gegangen war? Hatte denn keiner der Anwohner den Hund gehört?
    In zwei der drei Häuser brannte noch Licht. Im dritten Haus war es dunkel, doch als Joe sich dem Eingang näherte, sah er auch hier Licht hinten im Haus. Er beschloss, trotz der späten Stunde zu läuten. Er musste Gewissheit haben.
    Eine Frau in einer hellen Bluse und einer Polyesterhose öffnete Joe. Als sie ihn sah, errötete sie.
    »Mr Lucchesi?«, sagte sie verwundert.
    »Verzeihen Sie die späte Störung«, sagte Joe. »Aber es geht um Katie Lawson. Ich ermittle selbst in der Sache. Ich bin gerade hier vorbeigekommen und habe Licht bei Ihnen gesehen, und da … nun, ich habe mich gefragt, wo Sie an dem Freitagabend gewesen sind, als Katie verschwunden ist.«
    »Die arme Katie.« Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich war hier«, sagte sie. »An dem Tag hatte mein Kleiner Geburtstag. Ich habe nach der Party noch aufgeräumt.«
    »Bis Mitternacht?«
    »Bis zwei Uhr morgens.«
    »Haben Sie etwas gehört?«
    »Nichts gehört und nichts gesehen.«
    Im Wald von Shore’s Rock war es an diesem Abend friedlich und still. Nur Mick Harringtons Schritte und das Hecheln seines Hundes waren in der Stille zu vernehmen. Eine Meile vom Haus der Lucchesis entfernt schlängelte sich ein Pfad durchs Unterholz bis zum Rand der Klippen. Auf diesem Weg spazierte Mick seit über dreißig Jahren zu einem Felsvorsprung über dem Meer, um von dort die herrliche Aussicht zu genießen.
    Der Hund lief ein Stück voraus, als er plötzlich laut zu heulen anfing und dann wild bellte und knurrte, bis Mick sich einen Weg durch das Gestrüpp gebahnt und sich neben ihn auf den Boden gekniet hatte. Er strich dem Tier über Kopf und Ohren.
    »Was ist denn los, Junge? Warum bellst du wie verrückt?«
    Der Hund starrte auf eine

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