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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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Diele.
    »Es geht um Ihre Einmischung in die Ermittlungen. Ich muss Sie bitten …«
    Joe spürte, dass es O’Connor peinlich war, den Satz zu beenden.
    »Ja?«, fragte er.
    »Sich aus der Sache herauszuhalten. Es geht nicht an, dass Sie bei den Leuten hier an die Tür klopfen und sie ausfragen oder unangemeldet in der Wache auftauchen und meinen Männern sagen, was sie zu tun haben …«
    »Ich will nur helfen. Wie Sie vielleicht wissen, habe ich als Detective bei der New Yorker Polizei gearbeitet.«
    »Machen wir es kurz. Sie glauben offenbar, dass wir unseren Job nicht gründlich erledigen und dass in diesem Dorf verschlafene Polizisten sitzen, die kaum etwas anderes tun, als auf den Feierabend zu warten …«
    Joe erwiderte nichts.
    »Glauben Sie allen Ernstes, dass bei den Ermittlungen im Mord an einem jungen Mädchen nicht jeder meiner Männer sein Bestes gibt? Das läuft hier nicht anders als anderswo. Sie müssen nicht meinen, wir würden schlafen, nur weil wir besonnen vorgehen. Hier ist alles ein paar Nummern kleiner. Wir rasen hier nicht durch die Straßen von Manhattan und jagen Killer.«
    »Das tue ich auch nicht.«
    »Dann haben wir schon zwei Missverständnisse aus der Welt geschafft.«
    »Vermutlich«, sagte Joe und schaute an O’Connor vorbei.
    »Okay, dann will ich Sie nicht länger aufhalten. Sie sollten nur wissen, dass wir auch ohne Ihre Hilfe zurechtkommen.«
    O’Connor wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal zu Joe um.
    »Wir haben keine Superprogramme vom Kaliber eines VICAP oder HOLMES, wie die Polizei in den USA, aber wir haben auch keine zehntausend Morde im Jahr. Wir haben vielleicht fünfzig.«
    Joe zuckte mit den Schultern.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte O’Connor. »Wir machen Fehler – genauso wie das Police Department in New York und jede andere Polizeibehörde der Welt. Aber ich bin während meiner Besuche in New York niemals in eine Polizeiwache gestürmt …«
    »Hören Sie, Katie war die Freundin meines Sohnes. Würden Sie an meiner Stelle untätig zusehen?«
    »Ich würde die Sache den Profis überlassen.«
    »Bin ich kein Profi?«
    »Hier bei uns nicht. Sie gefährden unsere Ermittlungen. Es gibt Leute in Mountcannon, die glauben, Sie würden offiziell mit uns zusammenarbeiten, und das geht mir allmählich auf die Nerven. Ich bitte Sie in aller Form, sich aus den Ermittlungen herauszuhalten. Unglücklicherweise hatten Sie, beziehungsweise Ihr Sohn, eine engere Beziehung zu dem Opfer. Darum gilt Ihnen und Ihrer Familie mein Mitleid. Aber mit dem kurzen Gespräch, das wir zu Beginn des Falles mit Ihnen geführt haben, ist die Sache für Sie erledigt.«
    Richie kochte Kaffee, als Frank von seinem Besuch bei Martha Lawson ins Revier zurückkehrte.
    »Hast du was entdeckt?«, fragte er.
    »Nichts Besonderes«, erwiderte Frank. »Bin nur wieder auf Petey Grant gestoßen. In Katies Zimmer habe ich eine Valentinskarte von ihm gefunden. Ich weiß, er ist ein harmloser Kerl, aber vielleicht hat ihn die Zurückweisung geärgert, oder Katie hat ihn nicht ernst genommen. Ich weiß es nicht.«
    »Ich könnte noch mal mit ihm sprechen«, schlug Richie vor. »Heute Nachmittag hast du frei. Da könnte ich Petey auf die Wache bestellen und ihn mir vornehmen.«
    »Ich weiß nicht …«, sagte Frank und überlegte kurz. »Also gut, schaden kann es ja nicht. Aber einen Burschen wie Petey Grant musst du mit Samthandschuhen anfassen, Richie. Kriegst du das hin?«
    »Klar. Kein Problem.«
    Ray lehnte sich im Laternenraum an die Leiter. Neben ihm standen Dosen mit weißer und grüner Farbe auf dem Boden. Nachdem sie die alte Farbe abgebeizt, die verrosteten Wandstücke entfernt und die neuen Segmente eingefügt hatten, sahen die Wände fast wie neu aus.
    »Okay«, sagte Anna. »Weißt du, was du mit der Farbe machen musst?«
    »Glaub schon. Die Wände werden weiß gestrichen, die Decke, die Leiter und alles andere grün.«
    »Genau«, sagte Anna. »Dann lasse ich dich jetzt allein.«
    Richie stand vor dem kleinen Spiegel in der Wache. Er strich sich mit den Fingern über die Schläfen und spürte die Schwellungen, die wie winzige Perlen unter der Haut lagen. Dann rieb er sich Gel ins Haar und kämmte es sorgfältig. Sein Blick fiel auf sein T-Shirt, das sich über seinen Muskeln spannte. Anders als die Jungs, mit denen er in Templemore seine Polizeiausbildung absolviert hatte, ging Richie jeden Tag in ein Fitnessstudio in Waterford. Einige aus seinem Jahrgang trieben

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