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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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jetzt schon seit Wochen, ging es ihr durch den Kopf. Herumsitzen und mir die Nase putzen, bis sie wund ist.
    »Entschuldige, Frank«, sagte Martha und stand auf. »Ich träume mit offenen Augen.« Sie schloss leise die Tür hinter sich.
    Frank sah sich in dem Zimmer um. Die Einrichtung und die pinkfarbene Tapete passten zu einem jungem Mädchen in Katies Alter. Von der Tapete war ein Stück abgerissen und als Notizzettel benutzt worden. Die Blumendecke auf dem Bett war verblichen. Neben dem Bett stand eine schlichte, moderne Lampe. Der ehemals braune Kleiderschrank war abgebeizt, weiß gestrichen und mit einem breiten, rosafarbenen Rand verziert worden. Frank sah nirgendwo Teddybären oder Puppen.
    Er trat vor den Spiegel. Über den oberen Teil war ein Stück Stoff gespannt, an dem Fotos an kleinen Klammern hingen. Frank sah auf keinem dieser Bilder Katies Gesicht. Stattdessen sah er Ali, ein paar andere Mädchen aus dem Dorf, Shaun sowie ein kleines Mädchen im Zoo, das die Hand eines Mannes umklammerte und lächelnd zu ihm aufschaute. Als Frank das Bild aufmerksam betrachtete, erkannte er die kleine Katie mit ihrem Vater. Das Foto war ein paar Jahre vor seinem Tod aufgenommen worden.
    In einer Schachtel auf der Frisierkommode lagen Haarklammern, Stirnbänder, Schminkutensilien und Modeschmuck. Frank drehte sich um, öffnete die Türen des Kleiderschranks und strich mit den Händen über die Sachen. Unten im Schrank sah er alte Schuhe und zwei alte Tennisschläger. In einer Seite klemmte der Umschlag einer übergroßen Grußkarte. Frank zog ihn aus dem Schlitz und legte ihn aufs Bett. Es war eine Geburtstagskarte, die mehrere Mädchen unterschrieben hatten. Die i-Punkte waren durch Herzen und Kreise ersetzt worden. Der Inhalt der Karte war vollkommen harmlos. Frank griff in den Umschlag und zog andere Karten und Briefe von Katies Freundinnen und von Shaun heraus, außerdem Geburtstagskarten, von denen einige noch aus Katies Kindheit stammten, und Grüße zum Valentinstag. Eine Valentinskarte steckte in einem rosa Umschlag, auf dem vorne ein Teddy mit einer Blume abgebildet war. Frank klappte die Karte auf. »Rosen sind rot, Veilchen sind blau, Zucker ist süß – und das bist du auch.« Es war die Schrift eines Kindes. Auf der linken Seite war ein großes Fragezeichen.
    Frank wunderte sich, dass jemand ein so kitschiges Gedicht schrieb. Wie alt mochte die Karte sein? Er schaute auf den Umschlag. Der Stempel war vom letzten Jahr. Warum schickte ein Kind Katie eine Valentinskarte? Oder war es jemand, der bloß den Eindruck erwecken wollte, ein Kind zu sein? Aber wer sollte so etwas tun? Und aus welchem Grund? Das ergab keinen Sinn.
    Frank schaute sich die anderen Karten an, ließ den Blick dann noch einmal durchs Zimmer schweifen und stieg die schmale Treppe hinunter. Martha, die im Wohnzimmer saß, sprang erwartungsvoll auf.
    »Und?«, fragte sie.
    Frank zeigte ihr die Karte. »Weißt du, von wem Katie diese Karte bekommen hat?«
    Martha nahm sie Frank aus der Hand und lächelte. »Oh«, sagte sie. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Es wundert mich, dass sie diese Karte aufbewahrt hat. Sie ist von Petey Grant. Katie fand die Karte süß. Damals gab sie ihr ein wenig Auftrieb, obwohl sie wusste, dass es keine Bedeutung hatte. Darum hat sie mir diese Karte auch gezeigt, was sie normalerweise nie getan hat. Ich weiß noch, dass Katie sich amüsiert hat, weil Petey ein Fragezeichen auf die Karte gemalt hatte, denn seine Handschrift kennt jeder. Petey schreibt es immer an die Tafel, wenn er in der Schule irgendwo frisch gestrichen hat oder wenn ein Klassenzimmer wegen Reinigungsarbeiten geschlossen ist, damit die Schüler Bescheid wissen.« Martha hielt kurz inne. »Entschuldige, Frank. Ich rede und rede und halte dich nur auf. Brauchst du die Karte?«
    »Nein. Du kannst sie behalten, Martha.«
    Detective O’Connor parkte seinen Wagen auf dem Pfad, ging zu Fuß zum Haus der Lucchesis und genoss den Blick auf den Leuchtturm, bevor er klingelte. Es dauerte einen Moment, bis Joe die Tür öffnete.
    »Großartig, was Sie aus dem Leuchtturm gemacht haben«, sagte O’Connor.
    »Das war meine Frau.«
    »Alle Achtung. Wissen Sie, ich hatte immer eine Schwäche für den Leuchtturm.«
    »Ja.« Joe nickte und wartete. »Ein Schmuckstück.«
    »Sie wissen sicher, wer ich bin. Ich bin Detective Myles O’Connor aus Waterford und leite die Ermittlungen im Fall Katie Lawson.«
    »Ich weiß. Kommen Sie rein.«
    Sie standen in der

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