Schattenturm
eingeladen.« Er blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten.
»Jetzt kommen wir zur Sache, Petey«, sagte Richie. »Weißt du irgendetwas darüber, was in der Nacht geschehen ist, als Katie verschwand?«
»Nein. Das habe ich doch schon gesagt. Ich war in der Nacht zu Hause.«
»Bist du sicher?«, hakte Richie nach.
»Ja, verdammt!«, stieß Petey wütend hervor und stampfte mit dem Fuß auf den Boden.
»Du weißt, wie wichtig es für uns ist, dass du uns alles sagst? Wenn wir nicht sämtliche Informationen bekommen, könnte noch ein Mädchen sterben.«
Petey starrte ihn schockiert an.
»Es könnte noch jemand sterben?«, sagte er. »O Gott.«
Es klingelte an der Tür der Wache.
»Bleib hier sitzen«, sagte Richie.
Petey nickte bloß. Er zitterte wie Espenlaub.
Duke sprang von der Bank auf und drückte ein Ohr an das dicke runde Glas. Dann hörte er es wieder – ein Kratzen, dann das Surren der Trommel und wieder das Kratzen.
»Scheiße«, sagte er. Die Besitzerin des Waschsalons ging auf ihn zu.
»Gibt es ein Problem mit dem Trockner?«
»Ja«, sagte Duke. »Ich glaube, ich habe eine Anstecknadel in meiner Jeans vergessen.«
»Oje«, sagte die Frau. »Dann wollen wir mal nachsehen.« Sie schob einen Schlüssel in einen Schlitz an der Seite des Trockners und schaltete das Gerät aus. »Sie können die Klappe jetzt aufmachen.«
Duke griff mit der Hand hinein und zog die zerknitterte, warme Jeans und seine Jacke heraus. Auf dem Grund der Trommel lag eine Euromünze. Verwirrt hob er sie auf. Sie brannte in seiner Hand.
»Geld«, sagte die Frau. »Noch besser.«
Duke geriet in Panik. Er stülpte die Taschen nach außen, nahm seine Jeans unter die Lupe, tastete die Kleidungsstücke ab, die er trug, und schüttelte seine Taschen aus. Seine Hände glitten hektisch über die Sachen, als er sich auf die Erde kniete. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Schließlich stand er auf und lehnte sich mit gesenktem Kopf an den Trockner. Auf seiner Stirn schimmerten Schweißperlen.
»Verflucht noch mal«, brüllte er. Er schlug mit der Faust auf den Trockner und trat mit dem Fuß dagegen.
Die anderen Kunden verstummten. Die Besitzerin erstarrte. Duke stopfte alles in seine Tasche. Auf dem Weg zum Ausgang sah er eine Frau, die eine weiße Hose mit Grasflecken in der Hand hielt.
»Mit Melasse geht das raus«, knurrte er und stürzte durch die Tür ins Freie.
Joe stürmte in die Wache und rief: »Es wäre besser für Sie, wenn Sie Petey nicht hier festhalten würden.« Er sah den leichenblassen Petey auf dem Stuhl gegenüber vom Schreibtisch sitzen.
»Was haben Sie damit zu tun?«, fragte Richie.
Joe rief Petey ein Hallo zu und drängte Richie zurück in die Wachstube.
»Was geht hier vor?«, fragte er. »Wie kommen Sie dazu, Petey zu verhören, ohne dass jemand ihn begleitet, der seine Rechte vertreten kann? Sind Sie verrückt geworden? Das verstößt gegen das Gesetz.«
»Nein, ganz und gar nicht. Ich habe Petey nicht verhaftet. Außerdem ist es nicht Ihre Angelegenheit«, sagte Richie.
»Jetzt ist es meine Angelegenheit«, erwiderte Joe.
»Meinen Sie, Lucchesi? Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich habe den Burschen nicht festgenommen. Ich wollte nur ein paar Worte mit ihm reden.«
»Warum tun Sie das nicht in der Schule? Sie erschrecken den armen Kerl ja zu Tode«, sagte Joe. »Außerdem habe ich schon mit ihm gesprochen. Er weiß nichts über Katie.«
»Ah! Der große amerikanische Detective hat gesprochen. Dann können wir jetzt alle nach Hause gehen und den Fall abschließen.«
»Ich habe nur gesagt, dass Sie nicht den richtigen Weg beschreiten.«
»Und ich sage Ihnen, halten Sie sich aus Dingen raus, von denen Sie nichts verstehen, okay?«
»Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was Sie tun?«, fragte Joe mit erhobener Stimme. »Petey Grant ist harmlos! Ich kenne den Mann.«
»Wir kennen ihn viel länger als Sie und …«
»Und was ? Gibt es in seiner Vergangenheit irgendwelche dunklen Geheimnisse?«
»Petey weiß irgendetwas. Er ist nicht ganz …«
»Petey hat seine Probleme einem verdammten Schicksalsschlag zu verdanken. Wissen Sie, was ihm passiert ist? Nein? Das überrascht mich nicht. Petey hat bei der Geburt nicht ausreichend Sauerstoff bekommen.« Er warf die Hände in die Luft. »Das ist es. Das ist Ihr großes Geheimnis.«
»Na und? Das heißt noch lange nicht, dass er …«
»Reden Sie keinen Unsinn, Richie. Sie wissen verdammt genau, dass Petey keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Und
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