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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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schluchzend. »Ich werde es keinem sagen. Ich kann es keinem sagen. Lasst mich jetzt allein. Geht … bitte.«
    Duke hob die blutverschmierte Taschenlampe vom Boden auf und ging davon.
    »Mit Melasse kriegt man Grasflecken raus«, murmelte Donnie, als auch er sich zum Gehen wandte.
    Ashley schaute in den winzigen Spiegel und sah die verschmierte Wimperntusche. Als sie die Spuren entfernte und noch mehr Puder auflegte, sah sie fast so aus wie zuvor, als sie das Haus verlassen hatte. Nur ihre Augen nicht. Sie stand auf und ging langsam zum Waldrand und der Straße dahinter.
    Als sie nur noch ein paar Schritte von zu Hause entfernt war, kam Duke an ihr vorbei.
    »Es hätte viel schlimmer kommen können, Süße«, sagte er. »Du solltest mal sehen, was wir mit der nächsten Mieze machen«, fügte er hinzu.

19.
     
    Richie stand vor einem schwarzen Kombi und stellte einen Strafzettel aus, faltete ihn zusammen und klemmte ihn unter den Scheibenwischer. Shaun kam aus dem Coffee Shop und verdrehte die Augen.
    »Ich würde gern kurz mit dir sprechen«, sagte Richie und ging auf ihn zu. »Ich will nur was klären.« Er blieb stehen, zog den Notizblock aus der Tasche und beugte sich darüber, damit der leichte Nieselregen, der eingesetzt hatte, nicht das Papier nässte.
    »Ich muss aber gleich wieder in die Schule«, sagte Shaun. Als er die Kapuze seines Parkas über den Kopf zog, fiel ein Schatten auf seine Augen.
    »Sag mir noch mal ganz genau«, begann Richie, »wo du dich von Katie verabschiedet hast.«
    Shaun holte tief Luft. »Da drüben, glaube ich, an der Mauer, die runter zum Hafen führt.«
    »Hast du das Grölen gehört?«, fragte Richie.
    Shaun erstarrte. »Was?«
    »Du hast gesagt, du wärst vorher unten am Trockendock gewesen.«
    »Ja.«
    »Da lag ein spanisches Schiff mit zwanzig besoffenen Matrosen an Bord, die laut gegrölt haben.«
    Shaun schwieg.
    »Wohin seid ihr gegangen, nachdem du Katie abgeholt hattest? Sieht nicht so aus, als wärt ihr am Hafen gewesen.«
    Shauns Herz klopfte zum Zerspringen. Kalter Schweiß rann ihm über den Rücken.
    »Wir waren am Hafen, aber vorher …«
    Der Besitzer des Kombis kam aus dem Zeitungsladen und warf die Hände in die Luft.
    »Oh, die Polizei, dein Freund und Helfer. Dass ich nicht lache! Ich war zwei Minuten weg. Sehen Sie … hier? Eine Zeitung! Was glauben Sie, wie lange das dauert? Ich bin nur für ein paar Tage aus Dublin hierher gekommen …«
    Richie zuckte die Schultern und wandte sich ab.
    Ein Stammgast der Kneipe kam vorbei und ging auf den Fremden aus Dublin zu. »Der kennt kein Erbarmen. ›Absolutes Parkverbot‹, wird er sagen und Ihnen das Schild zeigen. Er ist ein Idiot.«
    Richie achtete nicht auf das Geschwätz hinter ihm und starrte Shaun an. »Was geschah dann?«, fragte er.
    »Dann sind wir spazieren gegangen«, sagte Shaun.
    »Erzähl mir keinen Stuss, Junge. Wo wart ihr wirklich?«
    »Habe ich doch gerade gesagt. Wir waren spazieren.«
    »Lass den Burschen in Ruhe«, rief der Mann, ehe er in Danahers Kneipe verschwand.
    »Halt endlich die Klappe!«, fuhr Richie ihn an und wandte sich wieder Shaun zu. »Wo wart ihr denn spazieren?«
    »Durchs Dorf und …«
    »Aus dem Dorf raus und den ganzen Weg zurück zu Katies Haus, um euch zu verabschieden?«
    »Nein.«
    »Wo im Dorf seid ihr spazieren gegangen? Zu dir nach Hause und dann zurück zu Katie, um euch in einer versteckten Ecke zu verabschieden?«
    Shaun wurde unruhig.
    »Gab es Probleme, Shaun? Mir kannst du ’s ruhig sagen. Hattet ihr Streit?«
    »Nein. Es war alles in Ordnung. Das habe ich alles schon gesagt.«
    »Ihr habt euch also nicht gestritten?«
    »Nein«, sagte Shaun.
    Richie machte sich Notizen. »Katie war nicht verstört?«
    »Nein.«
    »Sie hat nicht geweint? Sie hat niemandem erzählt, dass sie sich wenige Minuten vor ihrem Verschwinden mit dir gestritten hat?«
    »Nein«, sagte Shaun.
    »Das würdest du beeiden?«
    »Ich … ich weiß nicht.«
    Richie schrieb weiter, klappte den Block schließlich zu und nickte. »Tschüss dann.«
    Frank saß vor dem schwarzen Brett in der Wache und überprüfte, ob die Informationen noch aktuell waren. Er zog ein paar Heftzwecken heraus, hängte mehrere Plakate um und warf die alten in den Papierkorb. Er hörte nicht, dass Joe die Wache betrat.
    »Entschuldige die Störung, aber ich glaube, das solltest du wissen. Es könnte wichtig für die Ermittlungen sein.«
    »Um was geht’s?«, fragte Frank.
    »Vor einem Jahr habe ich im Dienst jemanden

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