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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Vieles ist schon verloren«, erklärte For seufzend. »Meinst du nicht auch, das, was du zu berichten hast, könnte für viele Menschen hilfreich sein? Vor allem wenn es in einer Chronik berichtet werden würde, die im Tempel des Sagoth liegt?«
    »Du hast recht.« Ich zuckte die Achseln. »Warum eigentlich nicht? Hast du etwas dagegen, wenn ich gleichzeitig erzähle und esse?«
    »Natürlich nicht, mein Junge. Bedien dich! Anschließend werde ich dir meinerseits etwas erzählen, nämlich über die Schriften, die du mitgebracht hast.«
    »Steht etwas Wichtiges drin?«
    »Ja. Aber davon später. Wir haben ja Zeit. Und jetzt spann mich nicht länger auf die Folter!«
    Er brauchte mich nicht lange zu beknien, da ich gern selbst über alles sprechen und meine Gedanken und Beobachtungen mit jemandem teilen wollte. Und sei es nur, weil ich verrückt würde, wenn ich die nächtlichen Erlebnisse für mich behielt. Ich begann meine Erzählung mit dem Augenblick, als ich zu Starks Marstall kam. For hörte mir schweigend zu. Er war schon immer ein guter Zuhörer gewesen. Ich aß und erzählte gleichzeitig, die Zeit drängte wirklich nicht, denn noch war die tiefe Nacht nicht heraufgezogen, die zur weiteren Vorbereitung meines ungeheuer genialen Plans »Pferde, Böcke und Dämonen« nötig war.
    Der Miene meines Lehrers nach zu urteilen, beunruhigten ihn mehr als alles andere die gedungenen Diebe und die gekauften Soldaten der Stadtwache. Der kichernden Quäkerin oder dem vor langer Zeit gestorbenen Erzmagier schenkte er dagegen kaum Beachtung.
    »Jemand nimmt die gleiche Straße wie du, mein Junge. Gewiss, dieser Jemand kommt ständig zu spät – aber wie lange noch? Wie lange kannst du dem Herrn noch entschlüpfen? Ihm zuvorkommen? Ich habe Nachforschungen angestellt, bin in den Archiven gewesen. Nichts! Nirgendwo wird dieser Herr auch nur erwähnt. Man hat den Eindruck, es gibt ihn überhaupt nicht, sondern all das sei eine Ausgeburt deiner Fantasie. Nein, nein, widersprich mir nicht und iss weiter! Ich glaube dir ja! Aber mich wundert, dass der Herr seine Existenz derart geheimzuhalten vermochte. Noch nie hat jemand von ihm gehört! Und du hast recht, er ist nicht der Unaussprechliche. Sicher, der Unaussprechliche ist ein starker Zauberer, das fraglos. Vielleicht würde der Orden mit ihm fertigwerden, wenn er geschlossen aufträte und ihm das Horn des Regenbogens zur Verfügung stünde. Aber selbst der Unaussprechliche dürfte nicht alle Dämonen aus dem Dunkel holen können. Außerdem hat dein Wuchjazz, wenn ich mich nicht irre, gesagt, der Herr habe sie befreit. Wer ist dieser Herr, wenn er über eine solche Macht verfügt? Ein Gott? Schon möglich. Immerhin verehren und dienen ihm die unterschiedlichsten Menschen. Mir gefällt das alles nicht, mein Junge. Pass mal auf: Der Herzog Pathy, ein durchaus einflussreicher Mann in Vagliostrien, dient dem Herrn. Weiter! Markun – und damit auch die Hälfte seines Gesindels aus der Gilde – arbeitet ebenfalls für diesen Herrn. Nicht direkt zwar, sondern über Diener, die seine Befehle überbringen. Diese Diener dürften in Vagliostrien mindestens genauso viel Einfluss haben wie Pathy. Und sie verkehren mit dem Sendboten, den zu sehen du schon wiederholt die Ehre hattest. Er ist gefährlich! Doch zurück zu den Dienern des Herrn! Das ist bereits ein ganzer Haufen. Vielleicht übersteigt ihre Zahl inzwischen sogar die der Anhänger des Unaussprechlichen, die unser König so gern ohne Prozess aufs Schafott schickt. Dir ist klar, worauf ich hinauswill? Nein, deiner Miene entnehme ich, dass dem nicht so ist. Ehrlich gesagt, ich finde diesen Gedanken selbst recht erschreckend. Also, mir ist schleierhaft, was hinter diesem Herrn steckt und was er eigentlich will. Der wird uns noch jede Menge Schwierigkeiten bereiten. Mit dieser ungeheuren Zahl von Dienern. Die Anhänger des Unaussprechlichen werden wenigstens regelmäßig geschnappt, aber das Gesindel dieses Herrn bekommt man einfach nicht zu fassen.«
    »Weil niemand weiß, wo er suchen soll«, gab ich zu bedenken.
    »Eben! Genau darauf will ich hinaus. Deutet das nicht alles auf sehr gute Verbindungen? Auf Konspiration und ähnlich widerwärtigen Kram, der einer Sekte, die in unserem glorreichen Königreich nicht gerade willkommen ist, das Überleben ermöglicht?« For schüttelte den Kopf. »Ich werde weiter darüber nachdenken, ich werde weiter suchen, vielleicht grabe ich in den Archiven ja etwas Interessantes aus. Fürs Erste

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