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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Schwert jedoch vortrefflich, und die Gardisten waren bereit, hinter dem zukünftigen König her und über glühende Kohlen zu gehen. Im jungen Stalkon spürte man Klasse. Äußerlich glich er seinem Vater und seinem älteren Bruder, Stalkon ohne Krone, kaum. Der schlanke und behände Prinz schlug seiner Mutter nach, der zweiten Frau Stalkons  IX .
    »Unser ruhmreicher Narr wird sie alle besiegen«, vermutete einer der Gardisten, jener Herr Baron, den ich schon vom Eingang her kannte.
    »Die sind erledigt!« Hallas gesellte sich zu uns. Seine Streithacke glitzerte bis zum Griff von Blut.
    Nach und nach näherten sich auch die übrigen Gardisten aus der Einheit, der wir zu Hilfe geeilt waren.
    »Mein Prinz!« Das Hemd von Leutnant Ysmee war blutgetränkt, aber er stand aufrecht, achtete nicht auf die ärgerlichen Kratzer. »Habt Dank für Eure Hilfe!«
    »Nicht er hat Euch gerettet!« Der Narr gedachte keineswegs, sein Licht unter den Scheffel zu stellen. »Wenn ich nicht diesen genialen Plan ausgeheckt hätte, Meister Garrett nicht mit den Feuerbolzen geschossen und die ruhmreichen Herren Deler und Hallas nicht ihre Klingen geschwungen hätten, dann würdet Ihr, Leutnant, jetzt zusammen mit Euern Männern tot am Boden liegen.«
    »Ich werde dir einen Orden verleihen, teurer Kli-Kli.« Der Prinz gab sich alle Mühe, ein ernstes Gesicht zu wahren. »Unbedingt.«
    »Und den Marschallsstab«, verlangte der Kobold nach kurzem Zögern.
    »Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen.«
    Daraufhin wieherten die Gardisten lauthals los, als hätte es nie einen Kampf gegeben. Abermals erklangen die Hörner, diesmal allerdings mit triumphierendem Ton. Gleichsam aus dem Nichts schoss ein Gardist auf den Prinzen zu.
    »Mein Prinz!« Er deutete die Verbeugung nur mehr an und ratterte sofort los: »Der Nord- und der Westflügel des Palastes sind vollständig befreit, im Ostflügel kommt es noch vereinzelt zu Kämpfen. Im zweiten Stock des Südflügels haben sich die Schufte allerdings in einem Saal verschanzt. Das wird schwierig.«
    »Was ist mit meinem Vater?«, fragte der Prinz.
    »Dem König geht es gut. Er bittet Euch, über die Perlentreppe in den Südflügel zu kommen, während Alistan durch den Blumensaal zustoßen soll.«
    »Gehen wir!«, rief der Prinz. »Zertreten wir diese Asseln!«
    Die Gardisten stürmten dem zukünftigen König nach. Der Gnom und der Zwerg schlossen sich ihnen an, drängelten sich in die erste Reihe vor und hätten beinahe auch noch den jungen Stalkon überholt. Zwerge und Gnome sind eben nur dann in ihrem Element, wenn sie kämpfen!
    »Los, Garrett!« Kli-Kli zog mich am Rand meines offenen Hemdes. »Deine Armbrust verlangt nach mehr!«
    »Ich bin ein Dieb, kein Soldat«, widersprach ich. »Außerdem gibt es da schon genug Leute mit Armbrust.«
    Unter den Gardisten hatte ich in der Tat mindestens acht Männer gezählt, die schwere Armeearmbrüste trugen, deren Bolzen selbst einen Soldaten in Rüstung durchbohrten. Trotzdem folgte ich den anderen, auch wenn ich nicht recht wusste, was mich zu diesem wahnsinnigen Schritt trieb. Aber damit würde ich mich später befassen. Falls es dieses Später denn gab …
    Überall waren Kampfspuren zu sehen. Herumliegende Waffen, zerbrochene Vasen, heruntergerissene Wandteppiche, Blut und Leichen. Auf dem Boden lagen sowohl Gardisten als auch Verräter. Das würde morgen jemandem den Kopf kosten. In den Palast waren nicht fünfzig, auch keine hundert Soldaten eingedrungen, nein, mehrere Hundert hatten es geschafft – und das wäre ohne eine Hilfe innerhalb der Palastmauern nie möglich gewesen. Es musste also unter den Palastdienern Verräter geben, ich fürchtete, sogar in den Reihen der Gardisten. Die Königlichen Sandkörner würden tief graben müssen, um den Halunken auf die Schliche zu kommen.
    Während wir den Gang, die Treppen und Säle hinunterstürmten, schlossen sich uns immer mehr Gardisten an. Manchmal war es nur ein Mann, manchmal gleich zwanzig Soldaten. Der Kampf war vorüber, der kritische Punkt der Schlacht, wenn sich entscheidet, auf wessen Seite sich Sagra stellt, überschritten. Wir hatten standgehalten. Der Feind hatte geglaubt, die Königsgarde kalt erwischen zu können, und dafür hatte er bezahlen müssen. Die Anhänger des Unaussprechlichen hatten ihr Ziel diesmal nicht erreicht, ein nächstes Mal würde es nach meinem Dafürhalten nicht geben. Zumindest ein derart niederträchtiger Überfall wäre nicht noch einmal möglich. Mylord

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