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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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festzusetzen. Die Hand war nur ein Vorwand, uns entkommen zu lassen. Wenn sie uns wirklich hätten in Quarantäne stecken wollen, weil in dem Dorf die Pest wütete, dann hätten sie sich von diesem Monstrum nicht ablenken lassen, sondern lieber ein paar Bogenschützen geopfert. Aber mit ihrem Feuerzauber hätten sie uns eingeheizt, nicht der Hand. Der Weg zum Dorf war verschlossen, der Weg zurück zu weit. Sie wissen, dass uns die Zeit davonläuft. Und sie wissen, dass wir jetzt durch diese Heide ziehen müssen.«
    »Vielleicht passiert ja nichts.« Damit versuchte ich in erster Linie mich selbst zu beruhigen. »Es ist nur eine Heide, von der haben wir nichts zu fürchten.«
    »Vielleicht hast du recht. Gut möglich. Aber irgendwo hinter uns lauert immer noch der Schamanismus, den Kater gewittert hat.«
    Als wir dann in der aufziehenden Nacht zurückritten, waren wir alle niedergeschlagen. Niemand sagte etwas, nur Hallas schmauchte seine Pfeife und fluchte dabei leise weiter. Und Kli-Kli stellte aus einer Schnur ein Knotengebilde her und drohte allen, uns den berühmten Schamanismus der Kobolde zu zeigen.

Kapitel 24

    Die Harganer Heide
    Den Pfad mussten wir tief in den Büschen der Winterbeere am Wegesrand suchen, was sich nachts nicht gerade leicht gestaltete. Met ließ uns wiederholt anhalten, saß ab, schritt die Wand aus Büschen ab, kratzte sich nachdenklich den Nacken, fand jedoch keinen Hinweis auf den Pfad, schwang sich wieder in den Sattel, woraufhin wir abermals ein Stück zurückritten und uns weiter und weiter von der Hügellandschaft und dem unglückseligen Dorf entfernten. Irgendwann mussten wir Fackeln anzünden, denn das Mondlicht reichte nicht mehr aus. Schandmaul stimmte sofort sein Lamento an, nun würde uns jeder Blinde entdecken.
    Als Met zum x-ten Male vom Pferd stieg, platzte sogar Marmotte der Kragen: »Wo ist denn jetzt dein Pfad? Wie lange sollen wir hier noch in der Düsternis rumsuchen? Lass uns morgen weitermachen! Wir sind alle müde, und mein Ling würde gern was fressen.«
    »Dann muss dein Mäuslein sich noch ein bisschen gedulden«, brummte Met. »Ich weiß genau, dass der Pfad hier irgendwo zu finden sein muss. Ich glaube, wir müssen noch mal ein Stück zurück.«
    »Das hast du vor einer halben Stunde auch schon gesagt«, brummte Hallas.
    »Lasst uns morgen früh danach suchen«, unterstützte Kli-Kli Marmotte.
    Der Kobold hatte fast die ganze Schnur mit Knoten bedacht, zu Hunderten zogen sie sich, zu Nestern geballt, über sie. Inzwischen hatte er sich bereits eine neue Schnur besorgt und sie an die erste geknüpft, um sie ebenfalls mit Knoten zu verzieren. Den Worten Kli-Klis zufolge würde er schon bald einen sehr schrecklichen Koboldzauber gewirkt haben.
    Bis auf Deler, der bat, ihn zu warnen, bevor der Zauber fertig sei, damit er sich in Sicherheit bringen konnte, wenn der verhinderte Schamane seine Fähigkeiten darbot, schenkte niemand Kli-Klis Geschwätz Glauben.
    »Bist du sicher, dass dieser Pfad hier wirklich irgendwo entlangläuft, Met?«, fragte Aal. »Hast du ihn überhaupt je benutzt?«
    »Nö.« Met zuckte verlegen die Achseln. »Als mir mein Großvater den Pfad gezeigt hat, war ich noch ganz klein. Es ist ein alter Pfad, die Schäfer haben ihn genommen, um die Herde auf die Heide zu treiben. Weil das Gras dort so gut war!«
    »Das ist ja wieder mal typisch!«, mischte sich Kli-Kli ein. »Den Pfad einfach zu vergessen!«
    »Weißt du denn etwas über diesen Ort?«, fragte Miralissa.
    »Wenn wir Rast machen, werde ich eine bemerkenswerte Geschichte darüber erzählen. Sofern Ihr nicht vorher einschlaft.«
    »Jetzt fällt’s mir wieder ein!«, rief Met plötzlich und schlug sich gegen die Stirn. »Der Pfad beginnt bei zwei Bäumen, die einander zugeneigt stehen! Das sieht aus, als würden sich zwei Freunde nach langer Zeit wiedertreffen!«
    »An solchen Bäumen sind wir aber schon vorbeigeritten.« Ell strich sich die Haare aus dem Gesicht, die ihm in die Augen gefallen waren. »Vor etwa fünfhundert Yard.«
    Alle seufzten erleichtert, da die heiß ersehnte Rast nunmehr kurz bevorstand. Ich selbst hielt mich kaum noch im Sattel und hatte keinen größeren Wunsch, als endlich von Bienchen herunterzuklettern.
    »Da sind sie!«, rief Met, als aus der Dunkelheit die Silhouetten der beiden Bäume auftauchten. »Ich erkenne sie!«
    »Das sollen Bäume sein?«, bemerkte Arnch enttäuscht. »Die sind seit über hundert Jahren tot.«
    Der hochgewachsene Grenzreicher hatte

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