Schattenwanderer
dieses Monstrum aufgetaucht ist, und nicht irgendeine gewöhnliche Kuh«, sagte Miralissa. »Die Magier hätten sich sonst bestimmt in die Faust gelacht … angesichts unseres Schamanismus !«
»Wir hätten auch einfach verbrennen oder hoch zum Mond fliegen können!«, flüsterte Schandmaul entsetzt, als er begriff, in welche Gefahr uns die künstlerische Tätigkeit des Narren gebracht hatte – selbst wenn er diesmal nicht in böser Absicht gehandelt hatte.
»Du stellst wirklich eine Gefahr für die Allgemeinheit dar, Kli-Kli«, lachte Deler gutmütig.
»Ich stelle eure Rettung dar!«, brauste der Narr auf. »Wer weiß, wie die Geschichte ohne meine Hand ausgegangen wäre! Ich habe doch gesagt, dass mein Großvater Schamane war. Ich muss das von ihm geerbt haben!«
»Was? Das Talent, Gemeinheiten auszuhecken?«, stichelte Marmotte. »Du bist genauso ein Schamane, wie ich Anführer der Doralisser bin!«
»Dir werde ich schon noch beweisen, dass in meinen Adern das Blut der besten Schamanen von uns Kobolden fließt! Tre-Tre inbegriffen!«
»Jetzt reicht’s aber! Schandmaul hat völlig recht! Wir müssen so schnell wie möglich von hier weg!«, fuhr Miralissa Kli-Kli an.
»Durch den Wald?«, schlug Met vor.
»Kein guter Gedanke, wenn du mich fragst«, erklärte Ohm. »Die Chasseure könnten doch unter jeder Tanne eine Überraschung für uns bereithalten! Wenn wir erst mal in eine ihrer Fallen tappen, entkommen wir nicht mehr so leicht!«
»Und was sollen wir dann tun? Umkehren?« Die Vorstellung behagte Miralissa gar nicht. »Bis zur Straße bräuchten wir genauso lange wie bis nach Ranneng, da würden wir viel Zeit verlieren.«
»Es gibt noch einen Pfad.« Genau wie ich hatte Met bereits sein Kettenhemd abgelegt. Jetzt zeichnete er mit dem Finger etwas in den Sand. »Hier ist die Straße.« Er malte eine gerade Linie, die in der Mitte einen hufeisenförmigen Bogen beschrieb. »Und hier liegt Ranneng.«
Die Linie mündete in den Punkt, der die Stadt darstellen sollte. Von dem Hufeisen zweigte eine weitere Linie nach rechts ab. Sie führte zunächst weg von der Straße, lief dann parallel und kroch irgendwann zu ihr zurück, um unmittelbar vor Ranneng wieder auf die Straße zu stoßen.
»Das ist unser Weg. Und hier …« Met wies mit dem Finger auf die Stelle des Weges, die am weitesten entfernt von der Straße lag, »… hier gibt es noch diesen vergessenen Pfad. Zumindest gab es ihn. Er verläuft schnurgerade und mündet ebenfalls in die Straße.
»Du schlägst vor, umzukehren und diesen Pfad einzuschlagen?«
»Ja, Lady Miralissa. Das scheint mir die einzige Möglichkeit. Der Weg durch Markstein ist uns versperrt, zurück zur Straße – das würde zu lange dauern. Aber wenn wir drei Leagues zurückreiten, kämen wir zu diesem Pfad.«
»So sei es also«, verkündete die Elfin. »Wir reiten zum Pfad, um Mitternacht müssten wir ihn erreichen. Dort warten wir auf Mylord Alistan, ansonsten reitet er weiter und fällt den Magiern in die Hände.«
»Wie ist der Pfad? Werden wir nicht viel Zeit verlieren, wenn wir ihn nehmen, um zur Straße zu kommen? Schließlich gibt es hier überall Hügel«, warf Lämpler ein.
»Die Hügel lassen wir linker Hand liegen. Der Pfad führt durch eine Gegend, die Harganer Heide genannt wird. Dort gibt es nur spärlichen Wald, Sumpf, Schluchten, Heidekraut – und nicht einen Menschen im Umkreis von zwanzig Leagues. Das ist eine öde Gegend. Wenn uns da jemand aufspüren will, wird er sich sehr anstrengen müssen.«
»Worauf warten wir dann noch?«, brummte Schandmaul und setzte den Fuß in den Steigbügel.
»Immer mit der Ruhe! Lass mich erst mal den Eisenplunder loswerden!« Deler nahm den Helm ab und setzte sich seinen geliebten Hut wieder auf.
Während die Wilden Herzen ihre Rüstung ablegten, ging ich zu Miralissa. Es war bereits spät am Abend, der Julihimmel verblasste allmählich, die Sonne war schon fast verschwunden, um auf den morgigen Tag zu warten. Unverwandt starrte die Elfin auf die Rauchsäulen, die selbst in der Dämmerung noch zu erkennen waren. Sie spürte, dass ich neben ihr stand, und sagte, ohne sich umzudrehen: »All das beunruhigt mich, Garrett. Diese Pest, diese Magier. Meinst du nicht auch, dass wir allzu leicht abziehen konnten?«
»Eher, dass man uns regelrecht zwingt, den Pfad durch die Heide zu nehmen«, antwortete ich.
Auch mir gefielen all diese Merkwürdigkeiten nicht.
»Völlig richtig. Es wäre ein Kinderspiel für sie gewesen, uns
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