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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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recht. Von den Bäumen war nur der Name geblieben. Kein Zweig, kein Blatt, nur der Stamm, und zwar schwarz – vom Alter und der Zeit.
    »Was spielt das schon für eine Rolle? Hauptsache, wir haben sie gefunden!«, sagte Met begeistert. »Der Pfad fängt genau zwischen ihnen an.«
    »Dann lasst uns endlich Rast machen!« Hallas saß erleichtert ab, ich folgte seinem Beispiel. »Ohm, bekommen wir heute was zu beißen oder müssen wir uns mit leerem Magen aufs Ohr hauen? Der Hase wird ja wohl noch nicht vergammelt sein, oder?«
    »Immer hast du nur eins im Kopf, Bartwicht!«, bemerkte Deler lachend. »Dir den Wanst vollzuschlagen!«
    Muss noch gesagt werden, was der Gnom darauf antwortete? Alles wie eh und je …
    Als wir einige Zeit später alle ums Lagerfeuer saßen und uns der gebratene Hase mit angenehmer Schwere im Magen lag, fragte Arnch: »Hat uns nicht jemand eine Geschichte versprochen?«
    »Gern.« Kli-Kli legte seine Knotenschnur beiseite. »Was wollt ihr hören?«
    »Kennst du denn so viele Geschichten?«
    »Ich bin schließlich der königliche Hofnarr!« Der Kobold gab sich beleidigt. »Mein Amt verlangt von mir, viele Geschichten zu kennen.«
    »Du hast uns versprochen, etwas über die Harganer Heide zu erzählen, wenn ich mich nicht täusche«, sagte Lämpler.
    »Ach ja«, erwiderte Kli-Kli. »Habt ihr tatsächlich noch nie von Hargan und seiner Einheit gehört?«
    Alle schüttelten den Kopf.
    »Ihr habt ein kurzes Gedächtnis, Menschen«, befand der Kobold seufzend. »Dabei ist das Ganze erst fünfhundert Jahre her!«
    »Was regst du dich dann auf, Grünling!«, lachte Schandmaul. »Fünfhundert Jahre! In dieser Zeit lässt sich allerhand vergessen!«
    »Aber nicht die Einheit der Hundeschwalben, denn allein ihr ist es zu verdanken, dass Awendum heute noch besteht!«
    »Die Hundeschwalben?« Ohm runzelte die Stirn. »Von einer solchen Einheit habe ich wirklich noch nie gehört.«
    »Diese Einheit ist bis auf den letzten Mann untergegangen«, fuhr Kli-Kli traurig fort. »All das trug sich während des Frühlings-Krieges zu. Die Orks strömten unablässig aus den Wäldern Sagrabas herbei, ein paar Tausend fielen im Grenzkönigreich ein, aber der entscheidende Schlag traf Vagliostrien …«
    »Das wissen wir doch alles längst!«, fiel ihm da Arnch ins Wort.
    »Wer erzählt hier? Du oder ich?«, fuhr Kli-Kli ihn an. »Wenn du schon alles weißt, nur zu, dann leg ich mich schlafen! Wenn nicht, halt den Mund und hör zu!«
    Arnch hob friedfertig die Hände, als wolle er sagen: schon gut, schon gut.
    »Nachdem die Orks die Garnisonen an der Grenze Vagliostriens angegriffen hatten, schickte man sofort Boten in die Hauptstadt. Für alle, die es nicht wissen: die Hauptstadt war damals Ranneng. Erst nach dem Krieg ist Awendum zur Hauptstadt erklärt worden. Also …« Der Narr hatte den Faden verloren. »Die Orks fielen über die Grenzgarnisonen her, die zurückweichen mussten und nur noch auf Verstärkung hoffen konnten. Die Boten schafften es, Grok eilte mit der Armee herbei, es kam zur Schlacht an der Isselina. Sechs Tage versuchten die Ersten, über den Fluss zu setzen, aber die Verteidigung der Menschen hielt stand. Am siebenten Tag schlugen die Orks unter enormen Verlusten an vier Stellen Breschen in Groks Linie und warfen die Armee der Menschen nach Norden zurück. Der gesamte Süden Vagliostriens war verloren. Aus Schamar, der Hauptstadt des Grenzkönigreichs, hörte man nichts, und Grok vermutete, das Grenzreich sei bereits gefallen.«
    »Pah! So leicht fallen wir Grenzreicher nicht!«, tönte Arnch, der jedoch sofort wieder verstummte, als er Kli-Klis Blick auffing.
    »Issylien hielt sich wie immer aus dem Krieg heraus. Miranuäch um Hilfe zu bitten wäre aussichtslos gewesen, da zwischen beiden Ländern nie ein gutes Einvernehmen geherrscht hat. Nachdem durch den unglücklichen Tod des Elfenprinzen der Lange Winter angebrochen war, konnte man auch mit den dunklen Elfen nicht rechnen. Das Königreich stand seinem Feind allein gegenüber. Nur das Schicksal, die Götter und die Armee setzten den Orks etwas entgegen. Nie zuvor hatten die Ersten mit einer solchen Streitmacht angegriffen. Niemand hatte diesen Feldzug erwartet, und für diese Sorglosigkeit mussten die Menschen bezahlen. Die erschöpfte Armee traf nach dem langen Rückzug vor Ranneng auf die Orks und verlor die Schlacht. Die Hauptstadt wurde genommen und zerstört. Die Armee und der König zogen gen Norden. Vor Awendum wollten die Menschen

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