Schattenwanderer
mir das alles nicht in den Kopf. »Oger, Orks und Riesen sind die eine Sache. Aber was ist mit jenen Kreaturen, die in unseren Straßen nachts Jagd auf Menschen machen? Unterstehen auch sie dem Unaussprechlichen? Und wer ist dieser geheimnisvolle Herr?«
»Das weiß ich nicht.« Der Magier schüttelte missmutig den Kopf. »Vielleicht sind es Diener des Unaussprechlichen, vielleicht auch von jemand anderem.«
»Werden meine Untertanen eigentlich noch lange unter diesen Kreaturen leiden müssen?«, mischte sich der alte König ein.
»Der Rat versucht alles Mögliche und Unmögliche, Euer Hoheit. Wir haben einen Zauber vorbereitet, und Ende der Woche wird nicht eine einzige Kreatur der Nacht mehr in unsere Stadt vordringen können. Zumindest hoffe ich das.«
»Warum vernichtet der Rat der Magier den Unaussprechlichen denn nicht endgültig?«, fragte ich, wieder zum ursprünglichen Thema zurückkehrend.
»Der Kronk-a-Mor schützt den Abtrünnigen gut. Wir verstehen leider kaum etwas vom Schamanismus der Oger. Und wir werden diese Form der Magie wohl auch nie durchdringen.«
»Der Unaussprechliche hat Jahrhunderte gewartet, Kräfte gesammelt und eine Armee zusammengezogen. Nur das Horn des Regenbogens, dieses große Artefakt der Vergangenheit, das die Elfen den Ogern einst abgenommen und Grok geschenkt haben, hält den Unaussprechlichen und seine Armee noch hinter den Bergen der Verzweiflung. Allein dem Horn haben wir es zu verdanken, dass der Unaussprechliche noch keinen Krieg gegen uns begonnen hat. Das Horn macht seine Magie völlig wirkungslos. Von den Elfen wissen wir, dass die Oger dieses Artefakt schufen, um den Kronk-a-Mor zu schwächen, sollte er je außer Kontrolle geraten. Solange das Horn noch über Kraft verfügt, traut der Unaussprechliche sich nicht am Einsamen Riesen vorbei. Was könnte er ohne seine Magie schon ausrichten? Aber er will sich dafür rächen, dass er einst bestraft worden ist. Er hat sich in seinen Hass verrannt. Und jetzt, da die Kraft des Horns nach Jahrhunderten nachlässt, rührt er sich. Und er wird gegen unser Königreich ziehen, das würde ich bei allen Göttern Sialas schwören.«
»Er holt bereits zum Schlag aus«, bemerkte der König leise. »Die Kundschafter der Elfen berichten, dass der Unaussprechliche seine Armee zum Angriff rüstet. Überall in den Öden Landen ziehen sich Tausende von Riesen, Ogern und anderen Monstern zusammen. Im Herzogtum des Krebses werden unablässig Waffen geschmiedet. Im Mai nächsten Jahres wird alles bereit sein, möglicherweise sogar schon früher. Dann werden der Unaussprechliche und seine Truppen vor unseren Mauern stehen. Der Einsame Riese wird fallen, doch ich kann ihm keine weitere Verstärkung schicken. Das würden die Orks erfahren und uns dann von hinten angreifen. In Miranuäch kommt es zu Unruhen, dort reibt man sich angesichts unserer Lage bereits die Hände. Unser Königreich kann von nirgendwo Hilfe erwarten, außer vielleicht vom Grenzkönigreich. Andererseits werden die Orks, wenn sie uns angreifen, auch das Grenzreich angreifen. Für Garrak, das Imperium oder Filand stellt der Unaussprechliche jedoch keine Gefahr dar, deshalb werden sie uns kaum Hilfe schicken. Issylien wird wie immer die Neutralität wahren und die Sache aussitzen. Nein, wir können nur auf unsere eigenen Kräfte vertrauen. Dabei erwacht ja nicht nur der Unaussprechliche. Auch die Orks in den Wäldern Sagrabas rüsten sich, die Trolle in den Bergen überfallen seit geraumer Zeit Siedlungen von Zwergen, an den südlichen Grenzen ist schon ein Drache gesichtet worden. Ein Drache! Seit über zweihundert Jahren ist kein Drache bis zu den Grenzen unseres Königreichs mehr vorgedrungen. Die Welt steht vor einem Krieg. Vor einem entsetzlichen Krieg. Ich habe meine Armee zusammengezogen und hoffe, Ende des Jahres gegen den Unaussprechlichen wenigstens fünfzigtausend meiner insgesamt siebzigtausend Soldaten aufbieten zu können. Ein Teil muss die Grenzen zu Sagraba und Miranuäch sichern. Bleibt noch die Landwehr. Aber sie zusammenzuziehen, das wäre eine Geste der Verzweiflung, daraufhin könnte Panik entstehen, die Preise für alle Waren würden in den Himmel schnellen, am Ende müssten die Menschen aus unserem Königreich fliehen. Den Göttern sei Dank, dass die Elfen der Dunklen Häuser auf unserer Seite stehen, ebenso wie die Gnome mit ihren Kanonen.«
»Ich bitte um Vergebung, Euer Hoheit«, erkühnte ich mich. »Ich glaube gern, dass die Gnome auf unserer
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