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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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richtigen Stelle oder zielten in der fünften Astralposition um einige Grade fehl … nun ja …« Arziwus bemerkte, dass er abschweifte, von Sachen sprach, die außer ihm niemand verstand. »Jedenfalls wogte daraufhin eine magische Welle über Awendum hinweg. Genauer gesagt: über einen Teil der Stadt. Über das Verbotene Viertel. Oder das Geschlossene Viertel, wie wir es heute nennen.«
    »So ist es also entstanden …«, flüsterte ich.
    »Du kannst dir sicher vorstellen, wie begeistert die Bewohner der ruhmreichen Hauptstadt Vagliostriens wären, wenn sie wüssten, wem sie das Geschlossene Viertel zu verdanken haben.« Der Kobold machte so große Augen, dass sie wie zwei blaue Seen wirkten.
    Der Erzmagier seufzte schwer – der Narr fiel offenbar nicht nur mir auf die Nerven – und fuhr fort: »Der Orden hat daraufhin beschlossen, das Horn an einen möglichst unzugänglichen Ort zu bringen. Es wurde aufgeladen, und nach den Berechnungen der damaligen Magier sollte seine Kraft rund dreihundert Jahre reichen. Also genau bis heute. Wir haben das Horn des Regenbogens in das Grab von Grok gegeben und dort gelassen. Das ist im Grunde schon die ganze Geschichte.« Erneut starrte der Erzmagier mit tränenverschleierten Augen in die Flammen.
    »Und nun soll ich das Horn besorgen?«, fragte ich erstaunt. »Warum ausgerechnet ich? Mit dieser kleinen Aufgabe würde doch jeder Grabräuber fertig! Wo ist Grok denn eigentlich begraben?«
    In dem kleinen Raum senkte sich eine angespannte Stille herab. Die Elfin und Arziwus wechselten verblüffte Blicke. Graf Ratte lächelte schief, als wollte er zum Ausdruck bringen, von einem Dieb sei eben nicht mehr zu erwarten. Den Narren und seinen heruntergeklappten Kiefer werde ich hier höflich übergehen. Der König drehte meine Klinge nachdenklich in den Händen und sah mich immer wieder prüfend an, als grüble er noch, ob ich ihnen allen nur etwas vorspielte.
    »Sag, junger Mann, bist du mit unserer Geschichte vertraut?«, fragte der Magier vorsichtig.
    »Wahrscheinlich kann er nicht mal lesen!«, argwöhnte der Kobold mit wichtiger Miene.
    Ich überhörte diesen neuerlichen Angriff.
    »Das Horn ist zusammen mit Grok in den Beinernen Palästen bestattet worden, Garrett«, sagte die Elfin leise, wobei sie erschauderte, als streiche über ihre dunkle Haut ein eiskalter Wind, wie er von den Bergen der Verzweiflung kam.
    Nun brach ich aus voller Kehle in Gelächter aus. Was hatten sich diese fünf Sonderlinge bloß in den Kopf gesetzt? Da wäre es ja einfacher, den Nachttopf des Königs von Miranuäch zu stehlen, während er unter gewaltigem Durchfall litt!
    »Jetzt ist er übergeschnappt!« Der Narr schüttelte angesichts meines Gelächters gottergeben den grünen Kopf. Die Glöckchen an seiner Kappe bimmelten traurig.
    »Das ist doch wohl ein Scherz, oder, Euer Hoheit? Wenn Ihr mich bitten würdet, einen neuen Wastarhandel einzufädeln, die Drachen um Hilfe zu rufen oder ein H’san’kor zu bezwingen, stünden meine Aussichten auf Erfolg besser. Verglichen mit einer Reise nach Hrad Spine wären diese Aufgaben das reinste Kinderspiel!«
    »Das ist kein Scherz!« Der König durchbohrte mich mit ernstem Blick, und ein neuerlicher Lachanfall blieb mir im Halse stecken. Sie meinten das wirklich ernst. Alles in meinem Innern gefror.
    »Wir brauchen das Horn, Meister Garrett.« Die Elfin sprach mit mir so zärtlich wie mit einem kleinen verwöhnten Kind. »Und zwar schnell. Noch vor Anbruch des Winters, denn da wird der Unaussprechliche zum Angriff übergehen.«
    »Aber warum ausgerechnet ich?«
    »Weil nur ein Mann, der mit allen Wassern gewaschen ist, an einen Ort gelangen kann, der Soldaten und Magiern versperrt ist. Zum Beispiel der beste Dieb im Königreich. Ja, ja, stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Wir wissen von dir weitaus mehr, als du annimmst.«
    »Heißt das, dass man bereits versucht hat, das Horn zurückzuholen?« Es war mir daran gelegen, die Ablehnung dieses Auftrags möglichst lange hinauszuzögern.
    »Bei allen hunderttausend Dämonen! Natürlich! Oder glaubst du etwa, wir würden uns an einen Dieb wenden, wenn wir noch andere Möglichkeiten hätten, in diese verfluchten Katakomben zu kommen?« Alistan ballte ein paar Mal hintereinander die Faust. »Die erste Expedition entsandten wir bereits im letzten Winter. Keiner von denen, die in das unterirdische Reich hinabgestiegen sind, ist zurückgekehrt. Und diejenigen, die oben geblieben sind, wurden von Orks in

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