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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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meine armen Knochen zum Frühstück verspeist oder mich in sein Labyrinth schickt.«
    Der Narr stieß einen tragischen Seufzer aus, ganz wie ein Schauspieler bei einer Theateraufführung auf dem Marktplatz, blickte sich im Raum um, gewahrte die allgemeine Gleichgültigkeit und zwinkerte mir verschmitzt zu.
    »Diese Ehre schmeichelt mir natürlich«, brachte ich vorsichtig heraus. »Aber sind Euer Hoheit nicht auch der Ansicht, dass meine Kraft und Erfahrung geringer einzuschätzen sind als die des Ordens und der Wilden Herzen, sodass es mir weitaus schwerer fallen dürfte, den Zauberer aufzuhalten?«
    Der Kobold prustete und purzelte erneut über den Teppich. Meine Person war ihm offenbar ein reiner Quell der Freude. Mir raubte der kleine grüne Kerl jedoch allmählich die Nerven.
    »Och, Garrett!« Der Narr wischte sich Tränen aus den Augen. »Du bist nicht nur klug und kühn, sondern auch selbstbewusst.«
    »Worin würde denn überhaupt meine Aufgabe bestehen, Euer Hoheit?« Solange ich mich noch in diesem Raum aufhielt, wollte ich die Komödie weiterspielen.
    Danach würde ich allerdings die Beine in die Hand nehmen und fliehen, ganz gleich wohin, von mir aus sogar ins Sultanat. Hauptsache, weit, weit weg. In ein Land, in dem es keinen verrückten König, keine übergeschnappten Narren und auch keine Magier gab, die unter Altersverblödung litten.
    »Wir brauchen das Horn des Regenbogens«, klärte mich die Elfin auf. »Nur das Horn kann den Unaussprechlichen aufhalten.«
    »Das Horn des Regenbogens?«, fragte ich begriffsstutzig zurück. »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Das habe ich doch schon erklärt«, brummte Arziwus verärgert. »Ist dir deine Angst etwa aufs Gehör geschlagen?«
    »Und auf den Verstand«, flocht Kli-Kli noch ein.
    Ich schickte einen weiteren versengenden Blick zu dem Narren hinüber, was diesen nur noch stärker belustigte.
    »Versteh doch, Garrett, die Magie der Oger ist nicht vollkommen und häufig sogar recht grob. Und obwohl sie außergewöhnlich stark ist, dämmt das Gesetz des Gleichgewichts sie.« Die Elfin verzog ihre schwarzen Lippen und entblößte ihre Fänge damit noch weiter. »Kurzum, das Horn verliert nach und nach seine magischen Eigenschaften. Es muss gewissermaßen …«
    »… aufgeladen werden«, kam ihr der Erzmagier zuvor, der unverwandt ins Feuer starrte, das das Holz im Kamin fröhlich zu verschlingen schien.
    »Richtig. Nach einer bestimmten Zeit muss das Horn magisch aufgeladen werden. Ansonsten verliert es seine Eigenschaften. Gegenwärtig wird das Horn schwächer, und nur deshalb kann sich der Unaussprechliche hinter den Nadeln des Frosts rühren. Daher brauchen wir jemanden, der dem Orden das Artefakt bringt.«
    »Soll das heißen, es ist gar nicht im Besitz des Ordens?«, fragte ich entgeistert.
    Mir fiel das Märchen von dem Soldaten ein, der in seiner Dummheit sein wertvollstes Gut, sein Schwert, dem Feind übergeben hatte. Da mir mein Kopf aber teuer war, verlor ich kein Wort über dieses Märchen, auch wenn ich vermutete, dass der Kobold seinen Spaß gehabt hätte.
    »Genau da liegt der Hund begraben«, sagte Ratte. »Das Horn befindet sich nicht in unserem Besitz. Was obendrein einzig und allein der Dummheit des Ordens zuzuschreiben ist.«
    »Der Orden hat aus den besten Absichten gehandelt!«, stellte der Erzmagier in scharfem Ton klar.
    »O ja – und wir dürfen es ausbaden!«
    »Es ist Eure Aufgabe, Mylord Alistan, das Leben des Königs zu schützen und Eure Hellebarde zu schwingen, aber nicht, sich in die Angelegenheiten des Ordens einzumischen!« Arziwus kochte vor Empörung – ganz wie ein Doralisser, dem sein liebstes Pferd gestohlen worden war.
    »Schluss jetzt!«, herrschte der König sie an. Unterdessen hatte er jegliche Ähnlichkeit mit einem gemütlichen Schankwirt eingebüßt. »Erklärt dem Dieb seine Aufgabe!«
    »Vor etwa dreihundert Jahren«, begann Arziwus, der Ratte noch einmal mit finsterem Blick betrachtete, »hat der Rat des Ordens beschlossen, das Horn des Regenbogens einzusetzen, um den Unaussprechlichen endgültig zu vernichten. Uns … uns sind dabei kleinere Fehler unterlaufen …«
    Alistan schnaubte lauthals. »Wie diplomatisch Eure Magierschaft sich auszudrücken vermag! Kleinere Fehler!«
    »Also … wo war ich stehen geblieben? Ach ja! Der Versuch scheiterte. Wir maßten uns an, die Magie der Oger zu kontrollieren, von der wir indes keinen blassen Schimmer hatten. Entweder stauten wir den Kraftstrom nicht an der

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