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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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das? Der Unaussprechliche war der Unaussprechliche. Der, mit dem man uns allen in der Kindheit gedroht hat, wenn wir nicht einschlafen wollten.
    Alistan schnaubte, als wollte er zum Ausdruck bringen: von einem Dieb könne man keine andere Antwort erwarten.
    »Das kommt ganz darauf an, was man darunter versteht«, bemerkte der Monarch. »Unter dem Bösen. Weißt du, dass der Unaussprechliche außer in Vagliostrien nur noch im Grenzkönigreich bekannt ist, und dort auch nur deshalb, weil die Orks das Land mit seinem Namen auf den Lippen angreifen? Und wohl auch noch in Issylien und Miranuäch, dort allerdings als Legende und Schauermärchen. Dabei ist er durchaus nicht das Böse und gewiss auch nicht das Dunkel, sondern lediglich ein sehr starker Zauberer, der in den Öden Landen lebt und seit sehr langer Zeit davon träumt, Vagliostrien zerstört zu sehen.«
    »Gestatte«, mischte sich der Erzmagier nun ins Gespräch, »dass ich dir eine Legende erzähle, junger Mann. Das heißt … im Grunde ist es überhaupt keine Legende. Vor fünfhundert Jahren, als unser Königreich noch nicht so groß und mächtig war wie heute, lebten in Awendum zwei Brüder. Einer von ihnen war ein großer Feldherr, der andere ein begabter Magier, der den Schamanismus studierte. Damals war diese Form der Magie für die Menschen noch eine Kunst voller Rätsel. Doch wir drangen immer tiefer in sie ein und machten uns die Erfahrungen der Schamanen der Orks, der Kobolde und der dunklen Elfen zu eigen. Später führten wir auch selbst Versuche durch, sodass wir am Ende das Wissen erlangten, über das wir heute verfügen. Leider blieb uns die Steinmagie der Gnome und Zwerge jedoch verschlossen. Aber ich schweife ab … Das, was ich berichten will, ereignete sich am Ende der Stillen Zeiten, wie wir diese Periode heute nennen. Grok, der Feldherr, ist dir doch gewiss ein Begriff?«
    Ich nickte. Alle kannten den Grok-Platz mit seinem Denkmal. Arziwus hüstelte, seinen Körper durchlief ein Schaudern. Er setzte sich bequemer im Sessel hin und fuhr mit seiner Erzählung fort: »Als die Armee der Orks über die Stadt herfiel und versuchte, sie im Sturm zu nehmen, gingen die Stillen Zeiten zu Ende. Damals waren die berühmten Mauern Awendums noch nicht errichtet, doch Grok, unter dessen Befehl sich nach zahllosen Schlachten nur noch ein paar Tausend erschöpfter Soldaten befanden, hielt dem Angriff unserer Feinde aus den Wäldern Sagrabas stand. Sein Bruder kam ihm allerdings nicht zu Hilfe. Warum nicht, das vermag ich nicht zu sagen, darüber schweigt sich die Geschichte aus. Streit, Neid, Krankheit, ein unglücklicher Zufall – jedenfalls eilte der stärkste Magier jener Zeiten den Soldaten, die die Stadt verteidigten, nicht zu Hilfe. Grok und seine Männer hielten sich tapfer. Sie wichen nicht zurück, bis die dunklen Elfen schließlich eintrafen. Da waren von den Armeen Vagliostriens nur noch tausend Mann übrig. Am Ende waren es kaum mehr vierhundert … Nach dem Sieg wurde der Magier gefangen genommen und getötet …«
    Arziwus verstummte und starrte mit tränenverhangenen Augen ins Feuer.
    »Wie hieß der Magier?«, fragte ich.
    »Er hieß genauso wie sein Zwillingsbruder: Grok. Er war die Schande unseres Ordens. Eine schreckliche Schande. Wir tilgten den Namen des Abtrünnigen aus den Annalen. Seit dieser Zeit heißt er nur noch der Unaussprechliche. Doch er überlebte. Genauer gesagt, sein Geist überlebte, denn der Unaussprechliche hat noch zu Lebzeiten die Lehre des Kronk-a-Mor studiert, eine verbotene Form des ogerischen Schamanismus. Mit seiner Hilfe kann der Geist eines Toten eine bestimmte Zeit ohne Körperhülle überdauern, um sich später in einem anderen Körper einzunisten. Das geschah denn auch. Er ging nach Norden, in die Tundra, tief in die Öden Lande, um seine Rachepläne auszubrüten. Die Kraft des Kronk-a-Mor war derart gewaltig, dass die Oger, die Riesen und ein Teil der Orks den Unaussprechlichen als ihren Herrn und Gebieter anerkannten. Obwohl ich die Hand für die Orks nicht gerade ins Feuer legen würde. Diese Rasse ist zu klug und unabhängig. Wahrscheinlich nutzen sie einfach die Möglichkeit, sich als grausame Barbaren auszugeben und im Namen des Unaussprechlichen über ihre Feinde herzufallen. Oger und Riesen sind dem Unaussprechlichen aber mit Herz und Seele ergeben, ja, es folgen ihm sogar einige Menschen. Ohne den Einsamen Riesen hätten sie Vagliostrien wohl schon längst angegriffen.«
    »Gut.« Irgendwie wollte

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