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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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hielt erstarrt inne. Das war er – sie! – also: die kichernde Quäkerin in ureigener Person.
    Die Augen des Geschöpfes – das Wort »Kind« wollte mir nicht mehr über die Lippen – funkelten, Luft schlug mir wie ein Hammer ins Gesicht und schleuderte mich an die gegenüberliegende Wand. Das »Feuer« flackerte und erlosch. Im Raum wurde es dunkel, nur die grünen Augen spendeten noch Licht, ein hypnotisierendes und den Willen brechendes Licht, das mich benebelte und einlullte. Das gemeine Kichern des Monsters klang mir erneut in den Ohren, seine Augen kamen auf mich zu.
    Schlaf nicht! Schieß! Am Rande meines Bewusstseins hörte ich eine ruhige, fordernde Stimme.
    Das Monster legte jammernd Protest ein, denn es spürte, dass es die Gewalt über mich verlor. Ich orientierte mich nur am giftigen Grün der Augen des Mädchens und feuerte fast gleichzeitig beide Bolzen ab. Der erste, der normale, traf das kichernde Wesen am Oberarm, aber die Kreatur stieß lediglich ein triumphierendes Kichern aus und näherte sich mir weiter.
    Mit einem flammenden Schweif eilte der Feuerbolzen seinem gewöhnlichen Bruder durchs Dunkel hinterher und schlug zwischen den Augen des Monsters ein. Eine grelle Explosion! Das Feuer brach donnernd aus seinem magischen Käfig. Ich ertaubte gleichsam. Die glühende Hitze eines erwachenden Vulkans strich über mein Gesicht. Ich schloss die Augen. Das Monster jammerte, als sei es unter die Säge eines Holzfällers geraten.
    Eins, zwei, drei. Dann verstummte es. Vorsichtig öffnete ich die Augen. Das Feuer glomm nur noch und beleuchtete zart den alten Raum und die Zerstörung darin. Die kichernde Quäkerin war verschwunden, nicht mal eine Handvoll Staub war von ihr zurückgeblieben. Entweder hatte das Feuer das Monster wirklich vernichtet oder das Geschöpf war an einen weniger heißen Ort geflüchtet. Mir war das, ehrlich gesagt, einerlei. Hauptsache, dieses Geschöpf befand sich nicht mehr in meiner Nähe.
    Der Boden schwelte hier und da, in der Mitte des Raums züngelten bereits erste Flammen auf, die durch die Feuermagie entstanden waren. Rasch trat ich sie aus. Das hätte noch gefehlt, dass ich mit dem Feuer wer weiß wen anlockte. Obwohl: Vermutlich hatte man die Explosion ohnehin in der ganzen Umgebung gehört, weshalb es geradezu lächerlich war, sich wegen des Feuers zu sorgen. Und wenn gar nichts zu hören gewesen war? Das Dunkel im Verbotenen Viertel stellte schließlich allerhand mit Geräuschen an. Davon hatte ich mich inzwischen selbst überzeugen dürfen.
    Meine Lippen und mein Kinn waren feucht, ich fuhr zerstreut mit der Hand darüber und besah sie mir daraufhin. Hol mich doch …! Blut! Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie es mir aus der Nase getropft war. Das hatte ich wahrscheinlich dieser Luftwand zu verdanken. Innerlich schickte ich dem Monsterkind alle Dämonen des Dunkels auf den Hals, legte den Kopf in den Nacken und wartete, bis das Blut versiegte.
    »Vielen Dank, Walder, du hast mir das Leben gerettet«, murmelte ich, erhielt aber keine Antwort.
    Der Erzmagier schwieg wieder.
    Die Blutung stockte recht schnell. Ich hob den Handschuh auf und wischte mir das Gesicht ab. Einen Spiegel gab es nicht, aber ich hoffte, dass nicht mehr allzu viel Blut in meinem Gesicht war. Den dreckigen und inzwischen überflüssigen Handschuh schmiss ich auf den Boden. Beim Verlassen des Raums lud ich noch die Armbrust mit gewöhnlichen Bolzen nach, wobei ich insgeheim hoffte, noch etwas derart Schreckliches wie diese kichernde Quäkerin würde mir nicht mehr begegnen. Davon abgesehen hätte ich mir die magische Munition gern für Hrad Spine aufgespart – wer weiß, mit welch liebreizenden Zeitgenossen ich dort noch das Vergnügen haben würde.
    Aus den Augenwinkeln gewahrte ich eine Holztreppe, die nach unten führte. Ich hatte keine Lust, meinen Weg über die alten Dächer fortzusetzen. Mein Rücken wies bereits genügend blaue Flecken auf, ich wollte nicht noch einmal einstürzen und mir am Ende doch das Rückgrat brechen. Die Treppe knarzte und stöhnte, gab aber nicht nach, was ihr meine aufrichtige Dankbarkeit eintrug. Nach kurzer Überlegung schloss ich in meine Dankbarkeit auch noch Sagoth mit ein, der meinen Leichtsinn wortlos verziehen hatte. Ein Rechteck in Grau und Gelb, geschaffen aus Schatten und Mondlicht, hob sich scharf vom Hintergrund der dunklen Zimmerwand ab. Hier war einst die Tür gewesen. Ich schlüpfte auf die Straße der Magier hinaus, hielt mich dicht an den

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