Schattenwandler 02. Gideon
Druide und Dämon und den Heilungsprozess einer Gattung, von der er dachte, sie sei ausgelöscht worden. Es verblüfft einen, wenn man sich vorstellt, dass er damals selbst noch nicht ganz trocken hinter den Ohren war.“
„Ja. Das ist wirklich bemerkenswert.“ Isabella beugte sich vor und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. „Aber es liegt Gideon schwer auf der Seele, dass er an dem Massaker an den Druiden beteiligt war. Ich glaube, er meint, dass er es hätte besser wissen müssen, obwohl die ganze Welt damals ziemlich grausam war, und er war ja noch ein junger Mann, der den Befehlen der Älteren Folge geleistet hat.“
„Krieg erscheint immer sinnlos, wenn man tausend Jahre später die Auswirkungen betrachtet. Es beweist seine Stärke, dass er trotz all der Toten, trotz den Abberufungen und den weltweiten Aufständen bis heute überlebt hat. Tausend Jahre.“ Legna schüttelte voller Staunen den Kopf. „Selbst Dämonen, die über fünfhundert Jahre alt sind, haben Schwierigkeiten, eine solche Lebensspanne vollends zu erfassen.“
Isabella nickte, lehnte sich wieder zurück und strich nachdenklich über ihren gewölbten Bauch. „Du bist dir also sicher, er würde es mir sagen, wenn er sich wegen des Babys Sorgen macht?“
„Auf jeden Fall“, bestätigte Legna mit einem kurzen Nicken. „Es gibt zwar eine Menge Dinge an Gideon, die ich, ehrlich gesagt, nicht verstehe oder die ich nicht mag, aber er ist wunderbar geradeheraus, wenn er auch von Zeit zu Zeit ein bisschen schroff ist. Außerdem würde Jacob es auch nicht hinnehmen, wenn er nicht absolut offen wäre, und das respektiert Gideon. Ihre Freundschaft ist immer noch sehr belastet, auch wenn Gideon wieder am normalen Leben der Dämonen teilnimmt und seinen Platz im Großen Rat wieder eingenommen hat. Und auch Jacobs unterschwellige Feindseligkeit würde Gideon nicht dazu bringen, zu schweigen, wenn etwas ausgesprochen werden muss.“
„Ich weiß“, erwiderte Bella leise. „Ich glaube nicht, dass Jacob es wirklich schon verwunden hat, wie grob Gideon sich am Anfang unserer Beziehung mir gegenüber verhalten hat.“
„Aber er wäre dumm, wenn er den erfahrensten Heiler in der Geschichte der Dämonen abweisen würde, wo der ihm anbietet, die Schwangerschaft seiner geliebten Partnerin zu überwachen“, erklärte Legna. „Und Jacob ist nicht dumm. Auch wenn seine in ihm angelegten Instinkte ihn dazu getrieben haben, Männern zu misstrauen, die dir zu nahe kommen, geht ihm deine Sicherheit über alles. Er würde nicht zulassen, dass irgendetwas dem entgegensteht, auch dann nicht, wenn der Märchenprinz persönlich sich um dich kümmern müsste.“
Isabella warf den Kopf in den Nacken und lachte laut über das schelmische Blitzen in den Augen der anderen Frau. Legna war erstaunlich wenig beeindruckt von der Macht der männlichen Dämonen, die sie Nacht für Nacht, Jahrhundert um Jahrhundert umgaben. Isabella hatte das vom ersten Moment an zu schätzen gewusst.
Wegen ihres mutigen Charakters war Legna für Bella von Anfang an ein Vorbild gewesen, und sie hatte ihr beigebracht, sich für ihre Rechte starkzumachen, noch bevor die ihr innewohnende Fähigkeit, alle Kräfte um sich herum aufzusaugen und für sich zu nutzen, zutage getreten war. Die anderen Dämonen hatten gelernt, sie zu respektieren, noch bevor sie erkennen mussten, dass sie mit ihrer unglaublichen Fähigkeit jedem Schattenwandler seine Kraft entziehen konnte. Glücklicherweise war es genau die Fähigkeit, die bewirkt hatte, dass Isabella bei Legnas entsetzlicher Abberufung während ihrer und Jacobs begonnener Hochzeitzeremonie mitgesogen worden war. Es war genau die Fähigkeit, die den schädigenden Einfluss des Pentagramms aufgehoben hatte, in dem sie zusammen gefangen gewesen waren.
Obwohl es eine grauenvolle Erfahrung war, war Isabella ungeheuer dankbar, dass sie ihrer Freundin das Schicksal einer Transformation ersparen konnte. Es hätte Jacob zutiefst erschüttert, wenn er die Schwester seines Königs hätte jagen und vernichten müssen, damit sie nicht andere vernichtete. Jacobs unerschütterliches Pflichtbewusstsein, sein Respekt vor Noah und seine Zuneigung zu ihm hätten ihm keine andere Wahl gelassen. Doch Jacob nahm es sehr schwer, wenn er versagte, und er hätte sich vorgeworfen, nicht mehr getan zu haben, um jemanden zu schützen, der diesem Mann so wichtig war, diesem Mann, den er nicht nur als seinen Bruder ansah, sondern auch als seinen Monarchen.
Niemand
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