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Schattenwandler 02. Gideon

Schattenwandler 02. Gideon

Titel: Schattenwandler 02. Gideon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Brandung konzentrierte.
    Gideon musterte Legna, während sie aus dem Fenster hinaus auf die Küste starrte. Er sah, wie die chemischen Vorgänge in ihrem Körper sich veränderten, wie ihre Haut sich rötete, offensichtlich ausgelöst durch eine gereizte Stimmung. Er wusste, dass er sie wieder verärgert hatte, doch er hatte sich schon lange damit abgefunden, dass das immer so bleiben würde. Sie war eine überaus eigensinnige Frau, die sich nie so verhielt und die nie so dachte, wie es seinem eher rationalen und logischen Wesen entsprach. Und seit die Druidin unter ihnen lebte, war es, wie er bemerkt hatte, noch schlimmer geworden. Isabella hielt sich nicht zurück, laut zu sagen, was sie fühlte, und ohne dabei seine Position besonders zu respektieren oder die von vielen anderen. Sie war jung, war als Mensch aufgewachsen, und man musste sich bei ihr darauf einstellen, dass sie eine gewisse Unreife und manchmal auch barbarische Verhaltensweisen an den Tag legte. Außerdem war die Kultur der Dämonen Bella fremd und ihr Benehmen daher entschuldbar. Für Legna galt das nicht. Sie war als Dämonin erzogen worden und wusste, was angemessen war und welches gesellschaftliche Verhalten von ihr erwartet wurde.
    Gideon setzte seine schlichte Unterhaltung mit Isabella fort und beobachtete weiter den verstörten weiblichen Dämon. In den acht Jahren, in denen er nun in der Abgeschiedenheit lebte, hatte sie ihre Kräfte und Fähigkeiten in erstaunlicher Weise entwickelt. Dämonen machten in ihrer Entwicklung oft große Schübe. Doch Gideon konnte sich nicht mehr erinnern, jemals bei einem Dämon einen solchen Sprung erlebt zu haben, sei t … nun, seit ihr Bruder ein kleiner Junge gewesen war. Ihre Gene waren dafür disponiert, aber Noah stammte aus dem Feuer. Feuer besaß seine eigenen Regeln, wenn es um die Entwicklung ging. Geistdämonen waren eine junge Gattung; der Älteste und Erstgeborene mit dieser Fähigkeit war erst vor Kurzem im Alter von vierhundertfünf von ihnen gegangen. Seit Lucas’ Geburt waren die Geistdämonen eine häufige und regelmäßige Erscheinung geworden.
    Der Heiler wusste auch, dass sich Legna der Besonderheit in ihrer Entwicklung sehr wohl bewusst war und sich deswegen schwächer gab, als sie eigentlich war. Er dachte darüber nach und fragte sich, warum sie so eine bemerkenswerte Befähigung verleugnete. In den vergangenen fünf Monaten, seit er wieder aufgetaucht und seit sie abberufen worden war, hatte er sie etwas genauer beobachtet. Doch sie hielt ihn mit ihrer fortgesetzten Feindseligkeit auf geziemenden Abstand, um zu verhindern, dass er eine genaue Diagnose ihres Stoffwechsels erstellte. So wie sie in der Lage war, Gefühle zu lesen, setzte Legna ihre Kräfte auch ein, um unüberwindliche Barrieren um sich herum zu errichten, die so stark waren, dass sie selbst Gideon von sich fernhielt.
    Aber das war nur der eine Teil, der ein Hindernis darstellte. Der andere Teil lag in Gideon selbst. Bei Legna war er gezwungen, von allem Abstand zu nehmen, was sie, sollte sie es mitbekommen, als Zudringlichkeit und als eine Verletzung ihrer Privatsphäre empfinden konnte. Er hatte diesen Fehler in der Vergangenheit einmal gemacht und wäre schlecht beraten, ihn zu wiederholen. Gleichgültig, was Isabella und Legna dachten, er war durchaus in der Lage, aus seinen Fehlern zu lerne n … wenn er es wollte.
    Gideon wandte sich wieder Isabella zu. Er bemerkte, wie sie sich nervös über den Bauch strich, in dem ihr Kind heranwuchs. Ihre Ängste und Sorgen waren ihm wohl bewusst gewesen, noch bevor er das Gespräch mit Legna belauscht hatte. Doch anders als Legna glaubte, war er durchaus in der Lage, seine Gedanken für sich zu behalten, wenn er meinte, dass es besser war für seinen Patienten. Er war unfähig zu lügen, auch wenn er manchmal die Vorteile einer Lüge durchaus erkannt hatte. Die Wahrheit über die tausend Dinge, die bei ihrer Schwangerschaft schieflaufen konnten, würde sie nicht unbedingt beruhigen, sondern vielleicht das Gegenteil bewirken. Also behielt er seine Meinung für sich, beunruhigte sie nicht unnötig und konfrontierte sie auch nicht mit unangenehmen Wahrheiten. Sie sollte ihre eigenen Schlüsse ziehen, solange nichts passierte, was ihrer Gesundheit schadete. Ungewollt hatte Legnas anerkennende Äußerung über seine direkte Art ihm einen Vorteil verschafft und auch der zukünftigen Mutter.
    „In dieser Woche halte ich es nicht für notwendig, dass ich persönlich komme“,

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