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Schattenwandler 02. Gideon

Schattenwandler 02. Gideon

Titel: Schattenwandler 02. Gideon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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ungerührt, „um zu wissen, dass du nicht angeklopft hast, als du gekommen bist.“
    „Du willst also sagen, dass du die ganze Zeit um mein Haus geschwebt bist und uns ausspioniert hast?“
    „Wohl kaum. Ich bin ganz kurz vor Legna gekommen, und als ich sie gesehen habe, dachte ich, es wäre höflich, euch ein paar Minuten zu gönnen, bevor ich erscheine.“
    „Oh, wie nett von dir“, bemerkte Bella scharf. „Bist du nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde auf die Idee gekommen, dass unser Gespräch vertraulich sein könnte und dass es ausgesprochen unhöflich war zu lauschen?“
    „Nein.“
    Legna und Bella holten beide tief Luft, als der alte Dämon unbeeindruckt die Schultern zuckte.
    „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es in eurem Gespräch um ausgesprochen private Dinge gegangen wäre“, fügte Gideon hinzu und betrachtete die beiden Frauen mit seinen hell leuchtenden Augen, als wollte er versuchen, ein unlogisches Rätsel zu lösen. „Es gibt keinen Grund, so gereizt zu sein.“
    „Ja“, bemerkte Bella trocken. „Für dich vielleicht nicht.“ Sie gab auf und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Was verschafft mir also das Vergnügen?“, erkundigte sie sich dann.
    Legna hörte die Antwort nicht sofort. In ihren Ohren dröhnte es noch immer, so empört war sie. Sie wollte auf keinen Fall, dass Gideon hörte, wie sie ihn und sein Verhalten verteidigte und wie sie Werbung machte dafür, welche großen Fähigkeiten er hatte und wie altehrwürdig er war. Gideon war einfach unglaublich arrogant. Und jetzt war er in seiner nicht sichtbaren astralen Form herumgeschwebt und hatte mitgehört, wie sie seine Fähigkeiten in den höchsten Tönen gelobt hatte, und sich ohne Zweifel darin gesonnt.
    Gideons Blick glitt zu ihr herüber, und das seltsame silberne Leuchten darin ließ sie erschauern, als habe er ihren Groll gerade gelesen. Das ist eine Illusion, sagte Legna sich. Es war ein Trick, um jemanden zu entwaffnen, und er wandte diesen Trick ständig an, um die Oberhand zu behalten. Gideon arbeitete immer mit solchen psychologischen Tricks. Aber sie war ein Geistdämon, und auch jene Dämonen, die sehr viel älter waren als sie, konnten ihre Gedanken nicht vor ihr schützen.
    Legna wandte dem unerbittlichen Blick den Rücken zu und blendete ihn und sein Gespräch mit Isabella aus. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, ging hinüber zum Fenster, wobei die Seide ihres Kleids leise raschelte, und warf einen Blick hinaus auf die englische Küste. Es kostete sie unglaubliche Kraft, all ihre Sinne herunterzufahren, aber sie tat es trotzdem und nutzte das Donnern der Brandung gegen die Felsen als Taktgeber für den meditativen Prozess. Sie hatte keine Wahl. Wann immer der Heiler in ihrer Nähe war, wurden ihre Sinne überschüttet. Sie wusste, er besaß mächtige mentale Barrieren. Jeder, der seine gleichgültige, emotionslose Art beobachtet, konnte erkennen, dass all seine Wesenszüge und seine Gefühle in ein schützendes Gefängnis gesteckt worden waren und dass er nicht das geringste Interesse daran hatte, heineinzugehe n – auch nicht in der Abgeschiedenheit seines eigenen Geistes, wie es schien.
    Für Legna als Empathin hätte eine solche Leere verstörend sein müssen, aber auch sehr still. Aber so war es nicht. Stattdessen schien seine Energie nach ihr zu greifen und sie packen zu wollen. Jedes Mal, wenn es zu einer Verbindung kam, schossen ihr Bilder und Eindrücke durch den Kopf, denen sie hilflos ausgeliefert war. Es war wie eine elektrische Überladung, wie sie sie bei niemand anderem verspürte. Jacob, Noah, Elija h … andere Mitglieder des Rate s … alle auf ihre Weise unglaublich mächtig, aber keiner von ihnen besaß diese vibrierende Präsenz, die ihren Geist zum Singen brachte, wie hohe Töne es bei Kristall tun. Kristall zersprang irgendwann. Und genau so fühlte sie sic h … so als ob sie irgendwann zerspringen müsse, wenn sie zu lange in seiner Nähe blieb. Deswegen ging sie ihm aus dem Weg, wann immer sie konnte, und verließ einen Raum, in dem er sich aufhielt, so schnell sie konnte. Sie konnte nicht einmal den Gedanken ertragen, dass seine Kraft sie auf so eine Weise erreichte.
    Doch dieses Mal war ihr ein eleganter Abgang nicht möglich. Isabella brauchte sie. Das Herz der Druidin schlug schnell vor Sorge, und in ihrem Geist war der Wunsch zu lesen, dass Legna blieb. Also blieb sie, sie hielt nur einen gewissen schützenden Abstand, während sie sich auf die

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