Schattenwandler 02. Gideon
Wahrscheinlich ist es die lästige Frau meines Vollstreckers, die dich dazu angestiftet hat.“
„Komisches Gefühl hin oder her, mein liebster Bruder, du musst dir schon etwas mehr Mühe geben, wenn du mich aufhalten willst!“
Und mit einer kleinen Bewegung aus dem Handgelenk war sie verschwunden.
Das hat sie mit Absicht gemacht , dachte er, und seine innere Stimme klang genauso gereizt, wie er sich fühlte. Er rieb sich über den Nasenrücken. Wer behauptete, dass Feuerdämonen die mächtigsten ihrer Art waren, war ein totaler Schwachkopf. Sicher, er war einer von seinen Brüdern mit der größten Zerstörungskraft, aber Legna konnte damit umgehen, und das wusste sie. Sie brauchte nie etwas zu tun, was sie nicht wollte. Sie konnte überallhin reisen, auf der Stelle. Und um noch einen draufzusetzen, war sie in der Lage, ihm zu sagen, was er fühlte, schon lange bevor er es selbst ahnte. Und das waren nur ihre angeborenen Fähigkeiten. Ihre Intelligenz und ihr Einfühlungsvermögen, wenn es darum ging, die Psyche eines anderen zu lesen, verschafften ihr einen weiteren Vorsprung.
„Es ist gut, dass ihr auf unserer Seite steht, nicht wahr?“
Noah zuckte zusammen und drehte sich zu dem Dämon um, der vollkommen lautlos hinter ihm aufgetaucht war.
„Jacob! Du hast mich gerade zehn Jahre meines Lebens gekostet“, zischte Noah.
„Nur zehn? Ich lasse nach.“ Jacob ließ seinen Blick von Noah zu der Stelle wandern, wo Legna zuletzt gestanden hatte. Er deutete mit dem Kopf dorthin. „Was war denn los?“
„Ich habe keine Ahnung, aber ich bekomme langsam das Gefühl, dass ich der Einzige bin, der nicht weiß, was zum Teufel in seinem eigenen Haus vorgeht.“
„Dumm gelaufen, wenn man bedenkt, dass du der König bist“, erwiderte Jacob, und seine Mundwinkel zuckten amüsiert, während Noah ihn wütend anstarrte. „Das ist nur meine Meinung. Vielleicht werde ich mal meine lästige Frau nach ihrer Meinung fragen.“
Noah hatte immerhin so viel Anstand, sichtlich zusammenzuzucken.
„Du hast es gehört, was?“
„Und deshal b … “, entgegnete Jacob.
„… hat sie es auch gehört“, schloss Noah messerscharf. „Vergib mir, Bella. Ich denke, ich habe einfach schlechte Laune.“
„Sie sagt, sie wird dir verzeihen, sobald sie einen Babysitter braucht.“
„Weißt du, ich denke, du gehst jetzt lieber los und verschaffst mal irgendeinem meiner Gesetze Geltung, bevor ich mir überlege, wie ich dir Feuer unterm Hintern machen kann“, erklärte der König scharf.
„Das würde ich ja, aber ich brauche Gideon. Wo ist er?“
„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte Noah mürrisch, ging zum Kamin und ließ sich in seinen Lieblingssessel sinken.
Jacob folgte dem König mit ziemlich verblüfftem Gesicht.
„Warte mal, Noah. Willst du damit sagen, Gideon ist nicht hier? Und er war auch nicht hier?“
„Nein. Warum sollte er? Heute ist keine Ratssitzung. Und obwoh l … “ Noah brach ab und starrte Jacob an. „Wie kommst du darauf, dass Gideon hier gewesen ist?“
„Weil ich seinen Geruch kenne. Dieser Geruch und seine Präsenz sind sehr charakteristisch, wie du weißt.“
„Ja, ich weiß“, meinte Noah nachdenklich. „Es ist seltsam, aber ich hätte schwören können, dass ich auch vor fünf Sekunden seine Energie gespürt habe. Vielleicht war er in der Gegend. Legna hat jedenfalls nicht erwähnt, dass er hier gewesen ist, als ich sie gefragt habe.“ Noah lehnte sich zurück und zuckte die Schultern. „Was es auch war, es ist wahrscheinlich nicht wichtig.“
Jacob gab einen zustimmenden Laut von sich, obwohl er nicht ganz zufrieden aussah. „Ich muss ihn jedenfalls finden. Ich schaue später noch einmal bei dir vorbei.“
„Jacob, stimmt irgendetwas nicht? Ist mit Isabella alles okay?“
„Wahrscheinlich schon. Es geht ihr nicht gut heute. Bei einer menschlichen Frau wäre das ganz normal, aber da sie jetzt gegen normale Erkrankungen eigentlich genauso immun ist wie wir, ist sie nervös. Ich dachte, Gideon könnte sie beruhigen.“
Noah sah das kurze Zucken im Gesicht seines Freundes nicht, das etwas verraten hätte von Isabellas heftigem Einwand gegen Jacobs Behauptung, wer nervös war und wer Gideon hatte rufen wollen, da sie es ganz bestimmt nicht gewesen war.
„Sag ihr, ich hoffe, dass es ihr bald besser geht“, sagte Noah, und seiner Stimme war anzuhören, wie gern er Bella mochte. „Hab Geduld mit ihr, alter Freund. Sie beschreitet neue Wege. Es kann ziemlich beängstigend
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