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Schattenwandler 02. Gideon

Schattenwandler 02. Gideon

Titel: Schattenwandler 02. Gideon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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um mit diesen instinktiven Emotionen umzugehen. Sie sind neu für dich, und sie können einen überrollen, das weißt du ja. Bevor du nicht gelernt hast, sie zu erkennen und in deine Persönlichkeit zu integrieren, besteht die Gefahr, dass du deine Konzentration und deine Beherrschung verlierst. Ich brauche dir nicht zu sagen, wie gefährlich das sein kann.
    Sobald ich zurück bin, werden wir uns die Zeit nehmen, dich zu schulen und auch mich. Bitte versteh, dass ich im Moment kein gutes Gefühl hätte, wenn du in einer Schlacht an meiner Seite wärst. Nicht, weil ich es nicht möchte, dass du hinter mir stehst. Sondern weil ich mir Sorgen um dich machen würde. Und dadurch könnte einer von uns beiden verletzt werden.“
    Natürlich hatte er recht, doch seine Worte lösten in Legna Zorn und Unsicherheit aus. Vor dieser Seite in ihr war sie immer wie ein verängstigtes Kind davongelaufen, hatte die Augen geschlossen und gehofft, dass die Monster in ihr verschwinden würden, statt sich ihnen zu stellen. Jetzt musste sie dafür bezahlen. Sie war so arrogant gewesen und hatte gedacht, sie stünde über solchen niederen Bedürfnissen. Falls ihm etwas zustieß, weil sie nicht da war, um ein zweites Paar Augen für ihn zu sein und ihm ihre Kraft zur Verfügung zu stellen, dann war das ihre Schuld.
    „Hör auf, Legna, das führt zu nichts“, sagte er bestimmt. „Mach es dir lieber hier bequem und folge mir in meine Gedanken. Ich brauche dich, Liebste. Deine Erfahrung, deine Kräfte und deine Intuition helfen mir in diesem Fall genauso, als wenn du selbst da wärst. Du musst für mich sehen, was mir vielleicht entgeht, und einen Fluchtweg offen halten, falls das nötig sein sollte, auch wenn ich das nicht glaube. Ich bin nur immer gern auf alles vorbereitet.“
    Legna dachte eine Weile über seine Bitte nach, dann drehte sie ihm den Rücken zu. In ihrem Kopf herrschte ein solches Durcheinander, dass Gideon nicht verstand, worüber sie eigentlich genau nachdachte. Erst als sie nach dem zweiten Messer und der Scheide griff, die er auf dem Tisch hatte liegen lassen, begriff er, was sie vorhatte.
    Mit der ihr eigenen Eleganz kam sie wieder zu ihm zurück. Nachdem sie ihm zärtlich über die Brust gestrichen hatte, beugte sie sich schweigend vor und schnallte ihm die Messerscheide um den anderen Oberschenkel.
    Zu behaupten, das Gefühl sei erotisch, wäre eine maßlose Untertreibung gewesen. Da spielte es auch keine Rolle, dass beide nicht die Absicht gehabt hatten, ihre Geste in einem so intimen Licht zu sehen. Trotzdem war es ihnen beiden plötzlich bewusst, dass die Erregung bei ihnen beiden auf einer viel tieferen Ebene entstand, als es durch die reine Berührung normal gewesen wäre.
    Sie war seine wahre Gefährtin, seine zweite Hälfte, die weibliche Seite in ihm, die Intuition und schützende Instinkte erblühen ließ.
    Während sie ihm die Waffe anlegte, spürte sie, wie er tief in ihre Seele vordrang und zur männlichen Seite in ihr wurde. Er wurde zu ihrem Sinn für Autorität und Gerechtigkeit, zu dem Teil, der von Schlachten gezeichnet und im Kampf erfahren war. Er war ihre Tapferkeit, ihre List und der Teil, der lieber Schmerz und Verletzungen erdulden würde als Ungerechtigkeit. Er war die Finsternis und der Konflikt, der sie davon abhielt, sich zu selbstgefällig in ihrer friedvollen Natur zu sonnen und so zum Angriffsziel für diejenigen zu werden, die nicht so hohe Ideale hatten, wie sie es sich wünschte.
    Legnas Haar hing auf eine Seite und entblößte ihr schönes Gesicht und ihren Hals, während sie sich ganz auf ihre Aufgabe konzentrierte. Mit seinem besonderen Blick beobachtete er das Pochen ihres starken Pulses, obwohl er es bereits in seinem Körper und in seinem Geist mit ihr teilte. Sie schnallte den zweiten Riemen seiner Waffe zu, dann erhob sie sich. In ihren stahlfarbenen Augen zeigte sich die Kriegerin in ihr, die ihn auf den Kampf vorbereitete und deren Sorgfalt er sein Leben anvertrauen konnte.
    Sie zog das feste Stück Leder auf, in dem das Messer steckte, und nahm die Waffe heraus. Dann hielt sie die dreiundzwanzig Zentimeter lange Klinge ins Licht, drehte sie hin und her und betrachtete sie prüfend, bevor sie sie, zufrieden mit Zustand und Schärfe, zurück an ihren Platz steckte. Dann musterte sie ihren Gefährten von Kopf bis Fuß, um zu ergründen, ob er wirklich bereit war. Als sie ihm schließlich in die lodernden Augen blickte, gestattete Gideon es sich, wieder Luft zu holen.
    „Ich

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