Schattenwandler 02. Gideon
Tränen weg, damit sie sich nicht vollkommen lächerlich machte.
„Mir gegenüber braucht dir das nicht peinlich zu sein, Magdelegna“, bemerkte er sanft und nahm eine ihrer langen Locken, die sie sich ins Haar gedreht hatte. Er lächelte und fuhr mit den Lippen liebevoll über die Strähne. „Du kannst mir immer deine wahren Gefühle zeigen. Ich kenne sie sehr wahrscheinlich sowieso.“
„Gideon“, flüsterte sie und legte ihre Hand mit gespreizten Fingern auf seine breite Brust, „ich bi n … ich habe irgendwie Angst. Ich habe das seltsame Gefühl, dass ich dich nie mehr wiedersehe, wenn ich dich gehen lasse.“
Ihr Geständnis löste eine unglaubliche Reaktion bei Gideon aus. Sein Herz krampfte sich zusammen. Sie ließ es also zu, dass sie sich enger an ihn band, denn warum sollte sie sonst Angst haben, ihn zu verlieren? Er schloss die Augen, als er von einer Welle der Freude überflutet wurde und von einem Gefühl der Hoffnung, das ihn benommen machte. Unfähig, dem Drang zu widerstehen, zog er sie so fest an sich, dass ihr die Luft wegblieb. Sie schwebte ein Stück über dem Boden, und sie lachte in einer Mischung aus Entzücken über seine Zuneigung und einer unbestimmten Angst, während er sie leicht hin und her schwenkte. Als er sie schließlich wieder absetzte, hing sie mit ihrem schlanken, weiblichen Körper an ihm, als seien sie beide mit statischer Energie aufgeladen.
Als Gideon ihr das Haar nach hinten strich, um ihr ins Gesicht sehen zu können, fiel ihr zum ersten Mal auf, dass er Handschuhe trug.
„Du siehst wunderschön aus heute Abend“, sagte er, strich zuerst über ihre Locken und dann über die blau schimmernde Seide, die sich als zart bestickter und mit Perlen besetzter Schal wie ein Wasserfall über ihre Schultern ergoss. Das Kleid, dass sie trug, war genauso lang und so ähnlich geschnitten wie alle ihre Kleider, und die schwarze Seide war sorgfältig mit Perlen und Fransen verziert. „Ist das alles wegen mir?“
Sie nickte. Sie war viel zu aufgedreht, um sich hinter irgendwelchen sarkastischen Bemerkungen zu verstecken. Und die Bewunderung in seinen Augen, während er sie betrachtete, belohnte sie für ihre Ehrlichkeit.
„Nur damit du es weißt, ich finde dich auch umwerfend, wenn du zerzaust und verschlafen neben mir aufwachst“, erklärte er ihr, und sie erwiderte schüchtern sein verlegenes Lächeln. „Was mir gefällt, ist vor allem, dass du mir gefallen willst, nicht die Art und Weise, wie du das tust. Trotzde m … “, er zog die blaue Seide von einer Schulter und beugte sich vor, um die entblößte Haut sanft zu küssen, bevor er ihr wieder in die Augen sah, „… steht es dir gut.“
„Ich möchte mit dir kommen“, brach es plötzlich aus ihr heraus, noch bevor sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte.
„Warum? Damit du in der Halle auf und ab gehen kannst, während der Rat tagt? Und dann? Weiter auf und ab gehen, während ich aufbreche und die Aufgabe erledige, die Elijah für mich bestimmt hat? Ich glaube, es wäre für deinen Seelenfrieden besser, wenn du hierbleibst, wo du mir in unseren Gedanken folgen kannst, ohne dass jemand dich dabei stört.“ Mit einem behandschuhten Daumen strich er über ihre rosige Wange. „Vergiss nicht, Legna, du wirst mich für den Rest deines Lebens begleiten.“
„Nein. Das stimmt nicht!“ Sie wand sich aus seinen Armen und hüllte sich in ihren Schal, machte ein paar Schritte und drehte sich dann unvermittelt wieder zu ihm um. „Spürst du denn nicht, was in mir vorgeht? Ich würde dieses Gefühl gern hinausschreien, obwohl es nieman d … obwohl ich es nich t … “
Sie musste innehalten und durchgehen, was sie genau fühlte. Sie hatte diese instinktiven Seiten ihres Wesens so lange verleugnet, und jetzt hatte sie keine Erfahrungen, womit sie sie vergleichen konnte.
„Was du fühlst, Legna“, kam Gideon ihr mit sanfter Stimme zu Hilfe, „ist der Wunsch, hinter mir zu stehen. Es ist ein instinktives Bedürfnis, im Sinne deiner eigenen Sicherheit und der Sicherheit deines Gefährten.“
„Ja!“, rief sie, trat wieder ein paar Schritte auf ihn zu und packte seine kräftigen Oberarme. „Du musst mich mitnehmen.“
„Dieses Mal nicht, Nelissuna .“ Er versuchte, sie sanft abzuwehren, aber ihr Wille und ihre Entschlossenheit waren groß. Sie konnte es ihm leicht übel nehmen, egal, wie diplomatisch er war. Gideon hoffte, dass er ihren logischen Verstand erreichen konnte. „Du hast noch nicht genug Erfahrung,
Weitere Kostenlose Bücher