Schattenwandler 03. Elijah
Bewusstsein nach ihm rief. Wenn er es bemerkt hätte, wäre er umgehend per Teleportation in Noahs Schloss gekommen. Aber damit musste man rechnen bei so einem Jungspund. Kane war mit seinen beinahe hundert Jahren zwar schon fast erwachsen, aber neben seinen Stärken hatte er noch ziemlich viele Schwächen, die er erst in den Griff bekommen musste.
„Jacob holt Lebensmittel für sie, die viel Eisen und viel Eiweiß enthalten. Das wird ihr sehr guttun“, versicherte Gideon seiner Frau.
Er wusste, dass sie stark mitfühlte mit ihrer Freundin. Legnas empathische Fähigkeiten waren seit ihrer Vereinigung viel größer geworden, eine Folge der dämonischen Prägung, bei der die männlichen und die weiblichen Kräfte eines Paares miteinander vermischt wurden, genauso wie ihr Herz und ihre Seele. Als Urältester war Gideon ihr, was die Energie betraf, so überlegen, wie Legna es nicht erwartet hätte. Nach sechs Monaten war sie immer noch dabei, sich dieser erdrückenden Energiequelle anzupassen.
Daraufhin wurde sie oft von den für sie nun immer intensiver wahrnehmbaren Gefühlen der Wesen überschwemmt, die ihr am Herzen lagen. Sie lernte zwar allmählich, mit diesem mächtigen Gefühlspotenzial umzugehen, aber sie konnte es immer noch nicht verhindern, dass sie von den Qualen oder von den Freuden der anderen übermannt wurde.
„Ich komme mir wieder vor wie eine Anfängerin“, klagte sie, als sie seine Gedanken las. Obwohl sie keine Telepathin war, bestand zwischen ihr und Gideon eine spezielle Verbindung, sodass jeder von ihnen am Denken des anderen teilhaben konnte. Bei Jacob und Bella und allen anderen geprägten Paaren war das genauso.
„Du bist zu streng mit dir, Neliss “, beschwichtigte er sie und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Du hörst dich schon fast an wie Jacob“, zog er sie auf, wohl wissend, dass ihr Jacobs ständige Selbstanklagen auf die Nerven gingen.
„Bitte hör auf, sonst bröckel ich jetzt gleich los“, sagte sie ironisch.
„Du bröckelst los?“ Gideon lachte über ihre Formulierung.
„Ich weiß, ich weiß … Ich hör mich an wie Bella.“ Legna musste unwillkürlich kichern. „Ich kann nichts dafür. Sie hat diesen Ausdruck während ihrer Schwangerschaft die ganze Zeit benutzt, und ich hab ihn übernommen.“
„Verstehe“, nickte er und legte seine große Hand auf ihren Bauch. Es sah schön aus, wie zärtlich und hingebungsvoll er ihren gewölbten Bauch, in dem sich ihr Baby verbarg, mit seinen Fingern umfasste.
In diesem Augenblick kam Noah in den Raum.
Gideon war froh, dass seine Frau sich nicht rührte oder sonst wie reagierte. Sie hatte die schreckliche Angewohnheit, immer davonzulaufen, sobald ihr Bruder auftauchte. Aber da Noah ihre Vereinigung auch weiterhin akzeptierte, schien ihre Unsicherheit zu schwinden.
„Ich bin einfach zu müde, um mich zu bewegen“, flüsterte sie trotzig.
„Dann freue ich mich in diesem Fall über deine Erschöpfung“, flüsterte er zurück.
„Hallo“, grüßte Noah sie mit leiser Stimme und trat zu seiner Schwester und seinem Schwager hin, um ihre Patientin nicht zu stören. „Wie geht es ihr?“
„Sie ist sehr schwach“, erwiderte Gideon. „Und ihr Zustand verschlechtert sich. Ich habe sie in einen tiefen Schlaf versetzt, aber anscheinend hat sie trotzdem noch Visionen.“
Noah drehte sich um und betrachtete Bella aufmerksam, die sich unruhig hin und her wälzte.
„Hat sie irgendetwas gesagt, was uns weiterhelfen könnte? Weißt du, warum ihre eigenen Kräfte sie fast an den Rand des Todes bringen? Ich habe noch nie erlebt, dass jemandem die eigenen Fähigkeiten derart schaden.“
„Ich glaube, ich sollte einen männlichen Geistdämon holen. Legnas Einfühlungsvermögen reicht nicht, um sie zu beruhigen. Vielleicht kann ein richtiger Telepath sie von ihren Visionen abtrennen.“
„Da würde Jacob an die Decke gehen. Ein männlicher Geistdämon würde möglicherweise Handauflegetechniken anwenden, und du weißt, wie Jacob reagiert, wenn ein anderer Mann Bella anfasst.“
„Ich glaube, das ist besser geworden in den letzten Monaten“, schaltete sich Legna ein. „Inzwischen ist er doch schon so weit, dass es ihn nicht mehr gestört hat, als Gideon gekommen ist und sie untersucht hat.“
„Nur weil er weiß, dass ein geprägter Dämon keine Bedrohung ist“, entgegnete Gideon trocken. „Ich gehöre dir ganz allein, mein Schatz, und ich könnte nirgendwo anders hinschauen, auch wenn ich
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